Von Kohlestaub eingehülltes Kohlekraftwerk in Südafrika
Kohlekraftwerk in Südafrika. Das Land war nicht zum Gipfeltreffen eingeladen, aus Mangel an Ambition. (Foto: Jane Flowers/​Flickr)

An deutlichen Worten hat UN-Generalsekretär António Guterres nicht gespart, als er die 75 eingeladenen Staats- und Regierungschef:innen zum digitalen Klimagipfel Climate Ambition Summit zum fünften Jahrestag des Paris-Abkommens begrüßte.

"Auch fünf Jahre nach Paris bewegen wir uns immer noch nicht in die richtige Richtung", sagte Guterres. Die damals abgegebenen Versprechen seien nicht genug, und nicht einmal sie würden bislang ausreichend umgesetzt.

Stattdessen gäben die G20-Staaten mit ihren Corona-Rettungspaketen 50 Prozent mehr für fossile Energien aus als für klimafreundliche Energien. Das sei "inakzeptabel". Die Aufbaugelder seien "geliehenes Geld von künftigen Generationen" und dürften nicht verschwendet werden.

"Ohne einen Kurswechsel riskieren wir einen katastrophalen Temperaturanstieg von mehr als drei Grad", sagte der UN-Generalsekretär. Er forderte alle Länder auf, den Klimanotstand zu erklären und sich Klimaneutralität zum Ziel zu setzen.

Eingeladen zu dem virtuellen Treffen waren nur Länderchef:innen, die mehr Ambition im Gepäck hatten. Eine – nicht vollständige – Übersicht über die Versprechen:

Argentinien kündigt einen strengeren Klimaplan für 2030 an und will bis 2050 CO2-neutral werden.

Äthiopien will weitere elf Millionen von geplanten 20 Millionen Bäumen pflanzen.

Barbados will ab 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr nutzen und CO2-neutral sein.

Bhutan ist bereits klimaneutral.

Chile: Wie schon zuvor angekündigt, sollen Chiles Emissionen 2025 ihren Peak erreicht haben.

China bekräftigt seine Ankündigung vom September, den Höchststand seiner Emissionen vor 2030 und Klimaneutralität vor 2060 zu erreichen. Das Ziel für 2030 wird verschärft: Die Klimaintensität des Bruttoinlandsprodukts soll um 65 Prozent sinken (gegenüber 2005). Zuvor war ein Minus von 60 Prozent geplant.

Pariser Klimaabkommen

Das Paris-Abkommen orientiert sich an den Grundsätzen der Freiwilligkeit und der Fairness. Jedes Land soll so viel beitragen, wie es kann. Weniger entwickelten Ländern wird deshalb das Recht eingeräumt, dass ihre Emissionen noch eine Zeit lang weiter steigen dürfen, damit sie ein höheres Entwicklungsniveau erreichen können. Auch China nimmt dies für sich in Anspruch.

Die Beiträge dieser Länder zum Paris-Abkommen bestehen oftmals darin, dass sie eine etwas geringere Steigerung ihrer Emissionen versprechen. Ihre Emissionen werden also zunehmen, nur eben nicht ganz so stark.

Und ihre Beiträge bestehen in der Regel aus zwei Teilen: aus einem Versprechen ohne Vorbedingungen, das sie auf jeden Fall erfüllen wollen und können, und einem Versprechen mit Bedingungen. Dieses können sie nach eigenen Angaben nur erfüllen, wenn sie von den reicheren Ländern unterstützt werden, mit Geld oder dem Zugang zu emissionsarmen Technologien.

Der Erfolg des Paris-Abkommens hängt damit auch davon ob, inwieweit ärmere Länder die Hilfe erhalten, die sie brauchen. (vk)

Erneuerbare Energien, aber auch Atomkraft sollen in zehn Jahren 25 Prozent des Stroms liefern. Zuvor waren 20 Prozent geplant. Die Kapazität von Wind- und Solarenergie soll auf 1,2 Millionen Megawatt steigen. Das ist eine Verdreifachung des bisherigen Ziels von 415.000 Megawatt. Der Waldbestand soll deutlich zunehmen.

Dänemark strebt bis 2030 eine Emissionsreduktion um 70 Prozent an.

Deutschland kündigt 500 Millionen Euro zur Klimafinanzierung an sowie weitere 50 Millionen für den Anpassungsfonds und 100 Millionen für die NAMA Facility, einen Fonds zur Förderung privater Klimaprojekte in Schwellenländern.

Die EU will ihre Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent senken.

Fidschi will ein Klimaschutzgesetz beschließen.

Finnland hat bereits angekündigt, bis 2035 netto null Emissionen zu erreichen.

Frankreich will die in seinem Börsenleitindex CAC 40 gelisteten Unternehmen ab dem kommenden Jahr dazu verpflichten, ihre Klimarisiken offenzulegen. Die Finanzierung von Ölprojekten soll 2025 und von Gasprojekten 2035 beendet werden.

Gabun will seinen Strom bis 2030 zu 85 Prozent aus Erneuerbaren beziehen. Die Schutzmaßnahmen für Mangroven sollen ausgeweitet werden.

Großbritannien will die Finanzierung fossiler Projekte außerhalb des Landes im kommenden Jahr beenden. Ausnahmen soll es für einige Gaskraftwerke geben. Wie schon zuvor angekündigt, soll das Klimaziel für 2030 auf 68 Prozent angehoben werden.

Indien bekräftigt sein Ziel, die Erneuerbaren bis 2022 auf 175.000 Megawatt und bis 2030 auf 450.000 Megawatt auszubauen.

Italien kündigt 30 Millionen Euro für den Anpassungsfonds an.

Jamaika will im kommenden Jahr eine langfristige Klimastrategie und ein Netto-Null-Ziel bis 2050 beschließen.

Japan bekräftigt sein zuvor angekündigtes Ziel der Klimaneutralität für 2050. In den Grünen Klimafonds der UN will Japan drei Milliarden US-Dollar einzahlen. Die Hälfte der Summe hatte das Land bereits letztes Jahr angekündigt.

Kambodscha will in den nächsten zehn Jahren 18 Prozent weniger Emissionen verursachen, als es beim Business-as-usual-Szenario der Fall wäre. 25 Prozent des Stroms sollen dann aus erneuerbaren Quellen kommen. Nächstes Jahr will sich das Land ein Langfristziel für Klimaneutralität 2050 geben.

Kanada will den Preis für eine Tonne CO2 ab 2023 jährlich um 15 kanadische Dollar (knapp zehn Euro) anheben. 2030 soll der CO2-Preis dann bei umgerechnet 110 Euro liegen. Das Klimaziel für 2030 von derzeit 30 Prozent CO2-Minderung gegenüber 2005 soll in den kommenden Jahren auf 32 bis 40 Prozent erhöht werden. Wie schon angekündigt will Kanada 2050 klimaneutral sein.

Kenia will in den nächsten zehn Jahren 32 Prozent weniger Emissionen verursachen als bei business as usual. Zuvor lag die Marke bei minus 30 Prozent. Als eines der ersten afrikanischen Länder arbeitet Kenia derzeit an einer langfristigen Dekarbonisierungsstrategie.

Kolumbien will 51 Prozent weniger Emissionen bis 2030 verursachen als in einem Business-as-usual-Szenario. Zuvor war ein Minus von 20 Prozent geplant. 180 Millionen Bäume sollen gepflanzt werden.

Laos will seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 34 Prozent unter das Niveau von 2020 senken.

Malawi strebt CO2-Neutralität für 2050 an.

Die Malediven wollen ihre Emissionen bis 2030 um ein Viertel senken. Bis 2050 soll die Netto-Null erreicht werden, falls das Land Unterstützung erhält.

Nauru will 2050 klimaneutral sein. Zugleich strebt das Land an, sich bis dahin zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu versorgen, falls Naura dafür Unterstützung bekommt.

Nepal will bis 2050 Klimaneutralität erreichen.

Niger will sein Reduktionsversprechen für 2030, das nicht an Bedingungen geknüpft ist, von 3,5 Prozent auf fünf Prozent anheben.

Österreich kündigt 100 Millionen Euro für den Grünen Klimafonds an.

Pakistan will keine neuen Kohlekraftwerke mehr bauen. In zehn Jahren sollen 60 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen. 30 Prozent der Fahrzeuge sollen elektrisch angetrieben sein. In den nächsten drei Jahren sollen zehn Millionen Bäume gepflanzt werden.

Panama will bis 2050 Klimaneutralität erreichen.

Peru will seine nationale Klimastrategie überarbeiten und sein Reduktionsziel für 2030 von 30 Prozent auf 40 Prozent anheben.

Ruanda macht sich für "nature-based solutions" stark, also Klimalösungen, die auf natürliche Prozesse setzen.

Singapur will ab 2040 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zulassen.

Die Slowakei kündigt zwei Millionen Euro für den Grünen Klimafonds an.

Spanien will 2050 einen Erneuerbaren-Anteil von 97 Prozent erreichen. 2030 soll es fünf Millionen Elektrofahrzeuge geben.

Südkorea hat bereits ein Netto-Null-Ziel für 2050 beschlossen und kündigt ein entsprechend stärkeres Ziel für 2030 an.

Der Vatikan will bis 2050 Klimaneutralität erreichen.

Von den 75 Geladenen (plus die EU und Papst Franziskus) präsentierten immerhin 45 verbesserte Klimaziele für 2030, weitere zwei kündigten dies für kommendes Jahr an. 24 versprachen Klimaneutralität für 2050.

Eingeladen hatten neben den Vereinten Nationen auch Großbritannien als Gastgeber der kommenden Klimakonferenz COP 26 nächstes Jahr in Glasgow sowie Italien (das Großbritannien unterstützt), außerdem Chile als Gastgeber des Vorjahres und Frankreich als Gastgeber des Pariser Klimagipfels, auf dem 2015 das Klimaabkommen beschlossen wurde.

Der britische Wirtschaftsminister und designierte COP-26-Präsident Alok Sharma bewertete den digitalen "Climate Ambition Summit" zwar als "echten Fortschritt", kritisierte aber zugleich, die Länder täten immer noch nicht genug, um die Welt auf einen 1,5-Grad-Pfad zu bringen. "Die Zeit läuft uns davon."

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