Lahme Kohlekraftwerke, philosophische E-Roller und der Mieterstrom-Dschungel
Kalenderwoche 31: Wenn konventionelle Kraftwerke wegen der Hitze heruntergefahren werden, muss sich trotzdem keiner Sorgen machen, sagt Jens Mühlhaus, Vorstand beim Ökostrom-Anbieter Green City und Mitherausgeber von Klimareporter°. Denn Photovoltaik-Anlagen sichern in Zeiten wie diesen die Netzstabilität.
Überraschend viele Deutsche würden gern mit einem Flugtaxi durch die Gegend fliegen können und so den vielen, vielen Verkehrsproblemen in Stadt und Land entkommen. Logisch ist das nicht.
Politiker-Versteckspiele, wirkungsloser Mieterstrom und Klimawandel in Echtzeit
Kalenderwoche 30: Den Klimawandel kann wirklich keiner mehr leugnen, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer für Energiewirtschaft beim Ökostrom-Anbieter Lichtblick und Mitherausgeber von Klimareporter°. Allerdings ändert das wenig an der Untätigkeit des Wirtschaftsministers und einer zermürbend langsam arbeitenden Kohlekommission.
Das Wetter macht noch immer, was es will, und macht es keinem recht. Die privaten Online-Wetterdienste schwanken zwischen populistischer Panikmache vor "Wüstenklima" oder vernichtendem Starkregen und ranschmeißerischen Jubelarien über "perfektes Grill- und Badewetter". Irgendwie passt das alles nicht zusammen.
Postfossile Mobilität, Chinas E-Antrieb und der Flächenfraß
Kalenderwoche 29: Einmal einchecken und am Ziel wieder raus: Öffentlicher Verkehr muss am Ende besser sein als das private Auto, sagt Andreas Knie, Sozialwissenschaftler, Mobilitätsforscher und Mitherausgeber von Klimareporter°. Die Technologien dafür sind da und das Bewusstsein wächst, es fehlt die Politik.
Der Kampf gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit ist hart und zäh. Dabei könnte alles ganz einfach sein, wenn man nur an den richtigen Stellschrauben dreht, haben Klimaforscher ausgerechnet. Doch dazu müssten sich Politiker mit den mächtigen fossilen Lobbys anlegen.
Es gibt eine Willkommenskultur fürs Energiesparen – wir brauchen aber eine Ambitionskultur. Vier Schritte sind nötig, um die gern und oft strapazierte Formel "Energy Efficiency First" auch wirklich mit Leben zu erfüllen.
ein Gastbeitrag von Peter Hennicke und Stefan Thomas
Eine Flugreise ist das größte ökologische Verbrechen, hieß es kürzlich in der Süddeutschen Zeitung. Da ist zwar etwas dran. Doch die moralische Aufladung der Debatte hilft nicht weiter. Klimaschutz ist eben keine persönliche, sondern vor allem eine politische Frage – die auch politisch gelöst werden muss. Etwa so, wie es bei Brandschutz und Denkmalschutz geschieht.
Ein gemütlicher Grillabend kann für Gesundheit und Umwelt recht apokalyptisch sein, nicht allein wegen der mitunter fragwürdigen Klimabilanz eines Steaks oder den beim Grillen möglicherweise entstehenden krebserregenden Stoffen – auch die Holzkohle ist wegen ihrer Herkunft aus Tropenwäldern in Verruf geraten.
Fehlende Kohlestrategie, fossile Energiekriege und der Wandel der Versorger
Kalenderwoche 28: Ein Anstieg bei den Erneuerbaren und ihre Marktfähigkeit allein reichen nicht aus, um den Kohlestrom zu verdrängen, sagt Claudia Kemfert, Professorin für Energiewirtschaft, Chefin des Energie- und Umweltbereichs am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW und Mit-Herausgeberin von Klimareporter°. Dafür braucht es einen strukturierten Kohleausstieg.
Die UN-Luftfahrtorganisation ICAO will sich endlich Regeln für den Klimaschutz geben. Doch die jüngste Sitzung zeigt: Die Regelungen drohen verwässert zu werden, bevor sie in Kraft treten. Nicht nur Klimaschützer, auch europäische Regierungen sind besorgt.
ein Gastbeitrag von Gregor Jaschke und Reimund Schwarze
Die Münchner CSU hat einen Vorschlag gemacht, wie man das Leben in der bayerischen Landeshauptstadt nachhaltig verbessern kann. Beim Neubau des Hauptbahnhofs in München soll auch ein Landeplatz für Flugtaxis gebaut werden. Bei der Einweihung könnte Edmund Stoiber die Festrede halten.
Als erste größere Stadt in Deutschland schreibt Tübingen für alle Neubauten Photovoltaik-Anlagen vor. Mit neuen Vorschriften will die Universitätsstadt in Baden-Württemberg erreichen, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger am Erreichen der Klimaziele beteiligen.
Solarer Siegeszug, wirkungslose E-Prämie und vertagte EEG-Novelle
Kalenderwoche 27: Wir bewegen uns auf ein neues Energie-Zeitalter zu, sagt Jens Mühlhaus, Vorstand beim Ökostrom-Anbieter Green City und Mitherausgeber von Klimareporter°. Die erneuerbaren Energien werden schon in naher Zukunft ohne EEG-Vergütung und Einspeisevorrang auskommen.
Die meisten Deutschen sind über die weltweite Umweltzerstörung empört und wollen etwas dagegen tun. Aber es gibt auch die Skeptiker: Hedonisten, Traditionelle und Prekäre – also klassische FDP-, AfD- und Nichtwähler, wenn man die neue Studie zum Naturbewusstsein richtig deutet. Die einen wollen nichts ohne Fun-Faktor machen, die anderen sind altbacken oder frustriert.
Das Anti-Kohle-Bündnis "Ende Gelände" unterstützt in diesem Jahr Aktionen europäischer Kohlegegner. Das ist keine Verzettelung: Soziale Bewegungen werden stärker, wenn sie ihre Erfahrungen international teilen. Und überhaupt: Treibhausgase machen nicht an Schlagbäumen halt.
Beim Klimaschutz im Verkehr setzt die Bundesregierung vor allem auf Elektromobilität und lässt Maßnahmen wie Tempolimit, Fahrverbote oder eine CO2-Steuer außer Acht. Zwar ist E-Mobilität die Mobilität der Zukunft, sie wird aber im nächsten Jahrzehnt noch keine Klimaentlastung bringen.
Bis 2030 sollen die Treibhausgasemmissionen um 55 Prozent gegenüber 1990 sinken. Um das noch zu erreichen, muss unser Kohle- und Ölverbrauch mindestens halbiert und je zur Hälfte durch erneuerbare Energien und Energieeffizienz ersetzt werden.
Planlose Autobauer, reflexhaftes Regieren und Sommerpause bis Oktober
Kalenderwoche 26: Autokonzerne und Politik sind regelrecht erstarrt. Statt Aufbruchstimmung zur Verkehrswende herrscht Orientierungslosigkeit, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer für Energiewirtschaft beim Ökostrom-Anbieter Lichtblick und Mitherausgeber von Klimareporter°. Nur folgerichtig wäre eine "Autokommission" – um Handlungsfähigkeit vorzutäuschen.
Selten landete ein so stümperhafter Antrag auf den Tischen der Bundestagsabgeordneten wie der der AfD zur Klimapolitik. Nach Tabula-rasa-Forderungen zu Klimapolitik und Energiewende kommt die Begründung – und hier wird es erst richtig lustig.