"Ein Grill-Steak ist so schlimm wie 600 Zigaretten." Mit diesem Spruch leiten häufig Spielverderber, Wichtigtuer oder Veganer einen Grillabend ein. Während der "Asador" – wie in Argentinien der Grillmeister genannt wird – die Holzkohle bepustet und seine Helfer die Steaks in der Marinade wälzen, kommt so das Gespräch in Gang: Der Raucher kündigt an, nur die in Alufolie gedünsteten Champignons zu essen – und der "Asador" brummelt was von "dann darf man ja überhaupt nichts mehr essen".
Nüchtern betrachtet ist ein Grillabend gesundheitlich wie ökologisch eine Apokalypse. So rangiert das gemeine Massentierhaltungssteak nicht nur wegen seiner Antibiotika-Rückstände ganz oben auf der Skala der besonders krankmachenden Lebensmittel. Durch das Rösten über offenem Feuer oder gar das Ablöschen mit Bier entstehen braun-schwarze Krüstchen, auf denen sich polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe tummeln, kurz auch PAK genannt. Die stehen im Ruf, Darmkrebs zu fördern.
Von der Klimabilanz eines Steaks einmal ganz abgesehen – ob es auf abgeholzten Regenwaldflächen in Südamerika großgezogen oder "nur" in niedersächsischen Massenställen gemästet wurde.
Verbraucherschützer warnen aber auch vor Champignons in Alufolie. Durch das Erhitzen können sich hohe Aluminiumwerte im Essen sammeln – mitverantwortlich für gruselige Krankheiten wie Brustkrebs oder Demenz.
Als würde all das nicht reichen, ist nun auch die Holzkohle in Verruf geraten. Die macht das Gegrillte nicht nur so krebserregend, sondern stammt nach einer aktuellen Recherche von WWF und NDR oft aus illegalem Holzeinschlag in Ländern wie Nigeria, Paraguay oder der Ukraine. In 40 Prozent der untersuchten Proben wurde Tropenholz gefunden. Nicht nur die Abholzung von Urwäldern unterstützt man so mit seinem Grillabend, sondern unter Umständen auch organisierte Kriminalität und Ausbeutung.
Susanne Götze ist Redakteurin bei Klimareporter°. Die Journalistin und promovierte Historikerin schreibt seit 2002 über Umwelt- und Klimathemen in Tageszeitungen, Magazinen und Fachmedien.
Ob man vom Essen eines Grillsteaks Krebs bekommt, ist ungewiss. Dass jedoch für den netten Grillabend uralte Bäume fallen müssen und damit längerfristig auch die Nahrungsgrundlagen in den Herkunftsländern zerstört werden, ist nun belegt. Also sollte man zukünftig vielleicht den Grillabend mit dem Satz beginnen: Ein Grill-Steak ist so schlimm wie 600 gefällte Regenwald-Bäume. Vielleicht entwickelt sich dann mal ein neues Gesprächsthema beim Angrillen.
Und im nächsten Jahr gibt's dann den Elektrogrill.