Jens Mühlhaus. (Foto: Dominik Parzinger)

Immer wieder sonntags: Unsere Herausgeber erzählen im Wechsel, was in der vergangenen Woche wichtig für sie war. Heute: Jens Mühlhaus, Vorstand beim unabhängigen Ökostrom-Anbieter Green City AG.

Klimareporter°: Herr Mühlhaus, Solarstrom kann ohne EEG-Förderung kostengünstiger erzeugt werden als mit, sagte Johannes Lackmann, früherer Chef des Erneuerbaren-Verbandes BEE, bei einem Fachgespräch im Bundestag. Heißt dass, Solarenergie braucht überhaupt keine Förderung durchs EEG mehr?

Jens Mühlhaus: Der solare Siegeszug ist eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen im Energiesektor. Seit 2000 sind die Technologiekosten im permanenten Sinkflug. Und der weltweite Zuwachs an Photovoltaikanlagen ist enorm. Bereits heute ist Solarstrom unter fünf Cent pro Kilowattstunde in Deutschland produzierbar.

Wir bewegen uns auf ein neues Energie-Zeitalter zu: Die Erneuerbaren werden schon in naher Zukunft ohne EEG-Vergütung und Einspeisevorrang auskommen. Der erste Teil der Energiewende ist Wirklichkeit geworden. Die Erneuerbaren schlagen die fossilen und nuklearen Energieträger in puncto Wirtschaftlichkeit. Die Energiewende 1.0 ist geschafft.

Jetzt geht es darum, die Erfolgsgeschichte weiterzudenken und die Potenziale auszuschöpfen. Dafür ist ein ganzheitlicher, integrativer Ansatz notwendig. Es wird nicht mehr nur darum gehen, Kraftwerke zu bauen; das große Potenzial wird in den Vermarktungskonzepten liegen.

Ein Grund, warum wir uns als Unternehmen entschieden haben, in den südeuropäischen Photovoltaik-Markt einzusteigen: Hier entwickeln wir Projekte, die in Zukunft mit direkten Abnehmerverträgen und ohne Einspeisevergütung betrieben werden können. Oder aber auch, warum wir unsere eigene Strommarke Green City Power entwickelt haben. Auf diese Weise erschaffen wir unseren eigenen Abnehmerkreis und stellen so den rentablen Betrieb unserer erbauten Anlagen sicher. Denn früher oder später wird die Einspeisevergütung Geschichte sein.

Die Bilanz von zwei Jahren Elektroauto-Prämie ist ernüchternd. Nur ein Sechstel der zur Verfügung stehenden Summe wurde bisher abgerufen. Wie hätte Elektromobilität sinnvoller gefördert werden können?

Bei der Prämie handelt es sich um einen Geldbetrag, der wohl offensichtliche Versäumnisse in der Verkehrswende vertuschen soll. Man kann sich doch kaum vorstellen, dass die Bundesregierung wirklich geglaubt hat, mit dieser Maßnahme das Ziel von einer Million E-Autos auf deutschen Straßen bis 2020 zu erreichen.

Soll eine Förderung von bis zu 4.000 Euro wirklich der Anreiz sein, in ein Auto zu investieren, das dann immer noch teurer ist als ein herkömmliches und häufig zu geringe Reichweiten für den Alltagsgebrauch hat? Von einer ausreichenden Ladeinfrastruktur ganz zu schweigen. Mit dieser Logik aktiviert man wohl – wie die Zahlen zeigen – nur Überzeugungstäter.

Die Elektromobilität muss doch im ganzheitlichen Kontext der Verkehrswende gesehen werden. Es kann nicht nur darum gehen, mit einem Betrag X den Autofahrer davon überzeugen, auf einen E-Motor umzusteigen. Eine schlichte, im Verhältnis minimale Kaufförderung reicht da bei Weitem nicht aus. Es bedarf einer grundlegenden Veränderung im Verkehrssektor. Das beinhaltet den Ausbau und die Stärkung des öffentlichen Verkehrs, die Investition in Sharing-Konzepte sowie einen Vorrang für Rad- und Fußverkehr genauso wie die Elektrifizierung unserer Autos.

Und was war Ihre Überraschung der Woche?

Große Überraschung im Bundestag: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wollte diese Woche doch nichts von den versprochenen Sonderausschreibungen von je 2.000 Megawatt Solar- und Windkraft an Land wissen. Die sollen ja eigentlich das Debakel der EEG-Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur vom vergangenen Jahr ausgleichen und noch eine Annährung an die Klimaziele möglich machen.

Ein richtiger und wichtiger Vorstoß der damals noch frischen Regierung – der nun auf die lange Bank geschoben wird. Denn als der Bundeswirtschaftsminister jetzt eine kleine EEG-Novelle durchs Parlament boxen wollte, fehlte genau eines: besagte Sonderausschreibungen. Vielleicht dann nach der Sommerpause? Da wundert man sich schon: Offensichtlich hat unsere Bundesregierung alle Zeit der Welt, wenn es um den Schutz unseres Klimas geht.

Fragen: Friederike Meier