Silberfarbenes U-Boot für eine Person, das wie eine fliegende Untertasse aus den 1960er Jahren aussieht.
Manche hoffen auf technische Gadgets wie in den James-Bond-Filmen, auch Staatschefs sollen darunter sein. (Foto: Karen Roe/​Wikimedia Commons)

James Bond war nicht in Glasgow. Das ist klar. Auch wenn der britische Premierminister ihn bei seiner Eröffnungsrede beim großen Klimatreffen der Nationen gern herbeigeredet hätte.

"COP 26" war kein Actionfilm und hatte auch kein Happy End. Aber zum Finale der Klimakonferenz mit 40.000 Menschen aus 200 Ländern liegt nun immerhin ein Action-Plan vor – und dessen Ende ist zumindest wieder offen.

So bleibt der Klimapakt von Glasgow zwar hinter den Erwartungen und Hoffnungen vieler zurück, dennoch wurden einige Fortschritte erzielt.

Der wichtigste Meilenstein ist der Beginn des Ausstiegs aus der Kohle. Wenn auch in letzter Minute einige Formulierungen im Abschlussdokument abgeschwächt wurden, so gab es doch ermutigende Signale, dass es zu einem schnelleren Kohleausstieg kommen wird.

China will fortan international keine Kohlekraftwerke mehr finanzieren. Und auch globale Finanzinstitutionen werden dies spätestens jetzt nicht mehr tun. Die Risiken, dass in Kohle investiertes Geld buchstäblich verbrennt, sind nunmehr zu hoch.

Der Schuss, der jeden Bond-Film eröffnet, war in Glasgow nicht mehr zu überhören: Jegliche Investitionen in fossile Energien, auch der Neubau einer fossilen Erdgaspipeline, sind stranded investments, also zum Scheitern verurteile Investitionen. Diese Art von Glücksspiel wäre selbst in einem Bond-Film nicht mehr wirklich spannend.

Die Initiative Deutschlands und weiterer Länder, den Kohleausstieg in Südafrika und Indien durch gezielte Kooperationen für eine Energiewende zu begleiten, hat dagegen deutliche größere Erfolgsaussichten.

Ein Arbeitsauftrag

Erfreulich und ermutigend ist auch, dass das ehrgeizigere Klimaziel des Paris-Abkommens, die globale Erwärmung 1,5 Grad nicht überschreiten zu lassen, von allen Ländern unterstützt wird. Dafür müssen wir aber nicht nur aus Kohle, sondern auch aus Erdöl und Erdgas aussteigen. Hier klafft derzeit die größte Lücke im internationalen Klimapakt.

Andere Schlupflöcher hingegen wurden geschlossen: Greenwashing durch Doppelanrechnungen von internationalen Emissionsgutschriften ist künftig nicht mehr so leicht möglich. Immerhin.

Porträtaufnahme von Claudia Kemfert.
Foto: Oliver Betke

Claudia Kemfert

leitet den Energie- und Umwelt­bereich am Deutschen Institut für Wirtschafts­forschung (DIW). Seit 2016 ist sie Mitglied im Sach­verständigen­rat für Umwelt­fragen, der die Bundes­regierung berät. In Beiräten und Kommissionen ist sie unter anderem für die EU-Kommission und für Forschungs­institute tätig. Sie ist Heraus­geber­rats­mitglied von Klimareporter°.

Insofern wurden wichtige Schritte getan, aber nicht genügend und nicht ausreichend große.

Trotzdem ist das Ergebnis von Glasgow ganz klar ein Arbeitsauftrag für mehr Klimaschutz in Deutschland. Die kommende Bundesregierung hat drei große Hausaufgaben zu erledigen: Sie muss den Ausstieg aus der Kohle bis 2030 organisieren, das Ausbautempo erneuerbarer Energien mindestens verdreifachen und fossile Subventionen abschaffen.

Und Deutschlands Liste an umweltschädlichen Subventionen ist lang, gerade im Verkehrssektor – vom Dienstwagenprivileg über Dieselsteuererleichterung und Pendlerpauschale bis hin zu fehlender Kerosinsteuer und Mehrwertsteuer auf internationale Flüge. Die Botschaft aus Glasgow: Das alles muss weg!

So weit, so gut. Trotzdem reicht der Klimapakt von Glasgow nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Es klafft noch immer eine Ambitions- und Umsetzungslücke, international genauso wie in Deutschland.

Alle Länder müssen nicht nur die versprochenen Beiträge liefern, die Ziele müssen auch nachgeschärft werden. Das Zeitfenster des Handelns wird immer kleiner. Und das weltrettende Super-Gadget von Chefentwickler Q gibt es nur im Kino.

Tacheles!

In unserer Kolumne "Tacheles!" kommentieren Mitglieder unseres Herausgeberrates in loser Folge aktuelle politische Ereignisse und gesellschaftliche Entwicklungen.

Vielleicht müssen alle Nationen der Welt den globalen Klimanotstand ausrufen, um endlich schneller und vor allem ambitionierter zu handeln. Denn wenn wir es nicht selbst präventiv tun, wird die Erderhitzung uns zwangsläufig zum Notstand führen. Dann allerdings sehr viel schmerzhafter.

Glasgow war ein Trippelschritt, wir brauchen aber Siebenmeilenstiefel.

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