Das Umweltfestival am Brandenburger Tor ist Jahr für Jahr ein Anziehungspunkt für Zehntausende. (Bild: Sebastian Hennigs )

Frau Dittmar, was ist das Umweltfestival?

Susanne Dittmar: Das Umweltfestival ist eine kostenlose Umweltbildungsveranstaltung und ein familienfreundliches Straßenfest an jedem ersten Sonntag im Juni in Berlin. Über 200 Ausstellende, von kleinen Initiativen und Vereinen bis zu Behörden und Unternehmen, präsentieren entlang der Straße des 17. Juni ihre Ideen, Projekte und Dienstleistungen zu Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, Energie- und Wasserwende, Kreislaufwirtschaft, Ökolandbau, alternativer Mobilität oder sanftem Tourismus.

Dazu gibt es ein Bühnenprogramm am Brandenburger Tor mit Gesprächsrunden, Preisverleihungen und kulturellen Beiträgen. Eingeladen sind alle, die Lust haben, sich zu engagieren, zu informieren und inspirieren zu lassen und so zu kleinen und großen Verbesserungen beizutragen und anzuregen.

Schon immer versuchen wir, das Umweltfestival so nachhaltig wie möglich zu gestalten, mit dem ständigen Wunsch, besser zu werden und nicht den Spaß an der Sache zu verlieren. Zum Beispiel unser Abfallkonzept: Für die Caterer gilt ein klares Mehrweggebot. Dazu leihen wir Mehrweggeschirr aus, liefern es mit Lastenrädern aus und spülen. Give-aways, die nicht langlebig sind, sind verboten.

Es gibt Kompost-Trenntoiletten und an mehreren Stationen kostenloses Trinkwasser. Die angebotenen Lebensmittel sind alle aus ökologischer Erzeugung und größtenteils vegetarisch oder vegan.

Diesmal gibt es ein Jubiläum: 30 Jahre Umweltfestival. Was wird der Themenschwerpunkt sein?

Den Ursprung hat das Umweltfestival im Klimaforum '95, einem zivilgesellschaftlichen Forum, das die Umweltverbände 1995 als Alternative zur ersten UN-Klimakonferenz, der COP 1 in Berlin, organisiert haben. Es gab damals ein zentrales internationales Forum, über 200 dezentrale Veranstaltungen und eine große Demo "Berlin fährt Rad" mit über 100.000 Menschen. Die Demo endete auf einem großen Fest am Brandenburger Tor: dem ersten Umweltfestival. Seitdem endet die jährliche Fahrradsternfahrt des Radclubs ADFC Berlin auf dem Umweltfestival.

Leider ist das Engagement für Klimaschutz in den letzten 30 Jahren nicht weniger wichtig geworden, im Gegenteil. Deshalb ist unser Motto diesmal "30 Jahre Umweltfestival – jetzt erst recht".

Bild: Sebastian Hennigs

Susanne Dittmar

wuchs im Ruhr­gebiet auf, studierte Agrar­wissen­schaften in Berlin und arbeitete lange im Bio-Einzel­handel. Seit 2022 ist sie bei der Grünen Liga Berlin und dort haupt­sächlich für das Umwelt­festival verantwortlich.

Klima als Schwerpunkt? Davon will doch keiner mehr was hören.

Mit Sicherheit wird das Klima momentan nicht mit der nötigen Dringlichkeit behandelt. Vielleicht haben einige Leute auch keine Lust mehr darauf, weil sie krisenmüde sind und zu oft die Worte "Verzicht" und "Verbot" hören, statt "Chancen" und "Möglichkeiten". Bei den oft beschriebenen Schreckensszenarien kommt das, was wir schon geschafft haben, meist zu kurz. Dabei brauchen wir gerade diese Erfolgsgeschichten, um motiviert zu bleiben und weiterzumachen.

Auf dem Umweltfestival wollen wir deshalb zurückblicken und eine ehrliche Bestandsaufnahme machen, die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam nach vorne schauen. Wir wollen Hoffnung schöpfen, gemeinsame Wege beschreiben und Konflikte auflösen.

Was werden die Highlights sein? Können Sie schon etwas verraten?

Das Herz des Umweltfestivals ist die große Ausstellungsmeile selbst. Die Vielfalt und Kreativität der Ideen, die einfachen Tipps und Tricks für den Alltag, die Konsequenz, mit der sich viele seit Jahrzehnten mit Herz für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz engagieren – das inspiriert und macht Mut. Denn ich glaube, dass viele Leute etwas tun wollen und vielleicht nur nicht wissen, wo und wie.

Zu den weiteren Highlights gehört der Bio-Erlebnis-Bauernhof. Auf 2.000 Quadratmetern können Kinder ins Getreidebad eintauchen, Brot backen oder Kartoffeln ernten und dabei spielerisch und mit allen Sinnen viel über die Herkunft unserer Lebensmittel lernen.

Außerdem freuen wir uns, dass uns die Local Conference of Youth, die junge Klimakonferenz, uns dieses Jahr beim Programm unterstützt und die Beteiligung für junge Erwachsene ausbaut. Daneben planen wir eine Jobbörse, ein Workshop-Areal und noch vieles mehr. An Ideen mangelt es nicht.

Wer sind die Aussteller?

Da haben wir eine außerordentliche Vielfalt: Upcycling-Kunsthandwerk, Tierschutz-Initiativen, Bio-Gastronomie, Naturschutzvereine, beratende Unternehmen – das nur einige Beispiele. Auch das Bundesumweltministerium, eine Drogeriemarktkette oder die Stiftung Naturschutz Berlin sind dabei.

Um noch zwei konkrete Initiativen zu nennen: das Bündnis Temporäre Spielstraßen, das den öffentlichen Raum für alle einfordert und Straßen mit einfachen Mitteln in bunte Begegnungsorte verwandelt. Und die Omas for Future, die sich mit viel Kraft und Erfahrung für Klimaschutz engagieren. Ich könnte noch viele mehr aufzählen.

Was muss man machen, um auf dem Umweltfestival ausstellen zu können?

Mitmachen können alle, die ihre Idee für eine sozial-ökologische Welt präsentieren möchten, egal ob Gastronomin, Kunsthandwerker, Behörde, Verein, Partei oder Unternehmen. Wichtig ist: Unsere Besucher:innen sollen die Möglichkeit haben, etwas zu erleben. Durch Mitmachaktionen, Beratung oder ein Quiz bleiben die Themen länger haften, die Leute fühlen sich inspiriert und haben oft auch Lust mitzumachen.

Ganz klar Nein sagen wir zu demokratiefeindlichen Vereinigungen. Auch akzeptieren wir auf dem Festival keine Form von Diskriminierung.

Die Ausstellenden können sich übrigens für den Großen Preis des Umweltfestivals bewerben. Damit werden besonders alltagstaugliche Ideen mit Vorbildfunktion ausgezeichnet. Eine Jury aus Mitgliedern des Umweltministeriums, der Gasag als Sponsor, der Grünen Liga Berlin als Veranstalterin sowie unserer Schirmpatin Domitila Barros wählt die Gewinner:innen aus, die dann gleich auf der Bühne am Brandenburger Tor prämiert werden.

An jedem ersten Juni-Sonntag wird die Straße des 17. Juni in Berlin zur bunten Flaniermeile. (Bild: Sebastian Hennigs)

Wenn ich ein kleiner, finanzschwacher Aussteller bin, gibt es da Rabatt?

Zugang zum Umweltfestival sollen möglichst alle haben. Zum einen heißt das, dass wir für Besuchende keinen Eintritt verlangen. Zum anderen haben wir sehr faire Preise für die Ausstellenden – je kleiner und "ehrenamtlicher", desto günstiger. Gemessen an klassischen Messepreisen ist das sehr okay.

Darüber hinaus können Ausstellende über uns günstige Marktbuden mieten und sich auf die Mindestgröße von vier Quadratmetern beschränken. Neu in diesem Jahr ist, dass wir ein gewisses Standplatz-Kontingent kostenlos an Jugendinitiativen vergeben.

Welche Probleme hat das Festival in dieser für Umweltthemen schwierigen Zeit?

Als Veranstalterin haben die gleichen Probleme wie viele andere. Alles wird teurer und wir müssen viele Auflagen erfüllen. Die Grüne Liga Berlin, die das Umweltfestival organisiert und veranstaltet, ist ein gemeinnütziger Verein, der sich stark durch Projekte finanziert. Wir sind ein kleines, sehr engagiertes und kreatives Team und sind es gewohnt, jeden Euro umzudrehen. Wenn dann aber, wie zuletzt durch die Sparmaßnahmen des Berliner Senates, ein Teil der Unterstützung wegbricht, ist das schon sehr bitter. Wir machen trotzdem weiter und denken uns neue Sachen aus. Die Ideen sind es ja nicht, an denen es uns mangelt.

Zum Glück können wir auch auf treue und bereichernde Partnerschaften zurückblicken, ohne die das Umweltfestival schon lange nicht mehr stattfinden könnte.

Welche Art von Sponsorinnen suchen Sie?

Es gibt viele Möglichkeiten, uns zu unterstützen. Geldspenden helfen natürlich enorm, da wir sie dort einsetzen können, wo es am dringendsten ist. Allein die Bereitstellung der Infrastruktur vor Ort, von Strom- und Wasserversorgung über Toiletten bis zu den Sicherheitsmaßnahmen, fordert uns finanziell heraus.

Es ist aber auch möglich, uns durch Medienpartnerschaften in der Öffentlichkeitsarbeit zu supporten oder uns mit Sachspenden zu unterstützen. So können wir die Goodiebags für die Künstler:innen bestücken und unsere Crew versorgen. Am Tag selbst machen etwa 80 Mitarbeiter:innen und Freiwillige vor Ort das Festival überhaupt erst möglich. Viele von ihnen sind schon seit Jahren dabei, haben zum Beispiel mal ein FÖJ bei der Grünen Liga Berlin gemacht. So gesehen, ist das Umweltfestival auch ein großes Familientreffen.

Und was können Sie den Sponsorinnen bieten?

Einiges. Ganz klassisch ermöglichen wir Logo-Präsenzen – am Bühnenbanner am Brandenburger Tor, im Internet oder in den Sonderbeilagen zum Umweltfestival in der Umweltzeitung Rabe Ralf oder der Berliner Zeitung.

Es gibt auch die Möglichkeit, ein Logo am Ort der Unterstützung zu zeigen. Wenn uns zum Beispiel ein Unternehmen bei der Bereitstellung der Fahrradstellplätze unter die Arme greift, ist es ja sinnvoll, auch genau dort darauf hinzuweisen. Außerdem können Sponsor:innen ihre Themen auf der Festivalmeile präsentieren oder auf der Bühne.

Es gibt auch noch eine extra Lounge für Freund:innen und Fördernde des Umweltfestivals. Hier gibt es für geladene Gäste die Möglichkeit zum Austausch etwas abseits vom Trubel. Dort starten übrigens auch die geführten Rundgänge für die Bundesminister:innen und Senator:innen, die wir jedes Jahr zu Gast haben.

Umweltfestival am Brandenburger Tor, Sonntag, 1. Juni 2025, 11 bis 18 Uhr

Informationen, Anmeldung für Ausstellende: www.umweltfestival.de

Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Ich sollte am 1. Juni zum Umweltfestival gehen, weil ...

... es ein ganz wunderbarer, inspirierender, bunter Ort ist, der Menschen zusammenbringt. Wir wollen uns den Herausforderungen der Klimakrise stellen, realistisch sein, aber nicht mit dem Zeigefinger agieren, sondern an die Selbstwirksamkeit der Einzelnen und die Kraft des solidarischen Miteinanders appellieren. Und wir wollen Spaß haben. Also ganz nach unserem Motto: Jetzt erst recht!

Dieser Beitrag wurde nicht von der Redaktion erstellt. Er ist in Kooperation mit der Grünen Liga Berlin e.V. entstanden.