
Es sind keine guten Nachrichten vom Klimawandel. Europa ist der sich weltweit am schnellsten erwärmende Kontinent, und die Folgen dieser Veränderungen zeigen sich bereits deutlich, etwa durch mehr Hitzewellen und Überflutungen.
Der vom EU-Klimadienst Copernicus und der Weltwetterorganisation WMO gemeinsam vorgelegte Sachstandsbericht lässt keinen Zweifel daran: Die globale Erwärmung hat bereits heute einschneidende Konsequenzen für uns alle, und es wird noch viel dramatischer werden, wenn die Weltgemeinschaft nicht endlich den Treibhausgas-Ausstoß nach unten steuert.
Die politischen Krisen, von Putins Überfall auf die Ukraine über den Gaza-Krieg bis zu Trumps Attacken auf die Weltwirtschaft, strapazieren die Wahrnehmung vieler Menschen in Europa. Die schleichende Zuspitzung der Klimaveränderungen geht fast unter.
Die verheerenden Überschwemmungen zum Beispiel, die im letzten Herbst Osteuropa und dann Spaniens Westen heimsuchten und dort viele Tote und zig Milliarden Euro an Schadenskosten verursachten, sind bei den nicht direkten Betroffenen längst in Vergessenheit geraten.
Dasselbe gilt für die Rekord-Hitzeperioden, die 2024 vor allem in Südosteuropa auftraten und das Leben dort fast unerträglich machten. Dabei ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die globale Erwärmung diese Extremwetter-Ereignisse zumindest deutlich verschärft hat.
Das Problem ist: Das alles geschieht bereits in einem Klima, das sich "nur" um rund 1,5 Grad erwärmt hat. Derzeit steuert die Welt auf ein Temperaturplus von drei Grad zu.
Dabei werden die Veränderungen nicht zur einfach linear zunehmen. Bestimmte, bereits jetzt gefährdete Ökosysteme können plötzlich zusammenbrechen, was bedeutet, dass ganze Regionen unbewohnbar werden.
Historische Aufgabe
In Europa sind die Länder am Mittelmeer besonders gefährdet, und Veränderungen dort werden den ganzen Kontinent betreffen. Dass sie dann als Urlaubsregion ausfallen und es keine Tomaten, Gurken und Orangen aus Spanien mehr im Supermarktregal geben wird, dürften noch die kleinsten Probleme sein.
Es ist müßig zu beklagen, dass der internationale Klimaschutz trotz solcher Erkenntnisse, die für andere Weltgegenden ähnlich sind, nicht vorankommt und – siehe USA – sogar zurückgedreht wird.
Gerade Europa hat die historische Aufgabe, mit einer aktiven Klimaschutzpolitik voranzugehen. Denn hier begann die industrielle Revolution und damit die Nutzung der Erdatmosphäre als Müllhalde für Treibhausgase.
Zum Glück hält die EU bisher trotz des schwieriger werdenden Umfeldes am Ziel der Klimaneutralität bis 2050 fest, obwohl es bei bestimmten Umsetzungsmaßnahmen wie den Auto-CO2-Grenzwerten bereits bedenkliche Lockerungsübungen gibt.
Ein weiteres Einknicken darf die EU-Kommission sich nicht leisten, weswegen sie bei den künftigen Schritten – wie der EU-weiten Einführung des Sprit und Heizenergie verteuernden Emissionshandels für Verkehr und Gebäude ab 2027 – die soziale Abfederung unbedingt noch verbessern sollte.
Natürlich kommt hier der Einwand, Europa könne mit seinem Anteil am globalen CO2-Ausstoß von inzwischen unter sieben Prozent die Welt nicht im Alleingang retten. Das ist richtig – und doch zu kurz gedacht.
Die EU darf sich nicht am Trumpschen Ökodumping orientieren, sie muss die Märkte der Zukunft ansteuern, die im Energiesektor von Energieeffizienz, Erneuerbaren und Elektromobilität geprägt sein werden. Vorreiter zu sein oder zu ihnen aufzuschließen, lohnt sich, wie die Geschichte der Photovoltaik zeigt.
Und gegen das Dumping hat die EU bereits ein Mittel in petto, eine Art Öko-Zoll für klimaschädlich hergestellte Importe, das CO2-Grenzausgleichssystem CBAM. Sie muss es konsequent anwenden.