Im vergangenen Jahr hat der energiebedingte Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen einen neuen Höchststand erreicht. 2022 wurden der Internationalen Energieagentur IEA zufolge weltweit mehr als 36,8 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt. Das sind 321 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr, ein Anstieg um knapp ein Prozent.
Vor allem in der Strom- und Wärmeerzeugung stiegen die Emissionen. In diesem Sektor legte der CO2-Ausstoß um 1,8 Prozent zu und erreichte 14,6 Milliarden Tonnen. Ursache für das Emissionswachstum im Strom- und Wärmebereich war der Wechsel von Gas zu Kohle.
Die IEA-Fachleute hatten eigentlich mit noch mehr Emissionen gerechnet. "Die Auswirkungen der Energiekrise haben nicht zu dem anfänglich befürchteten starken Anstieg der weltweiten Emissionen geführt – und das ist dem herausragenden Wachstum von erneuerbaren Energien, Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und energieeffizienten Technologien zu verdanken", sagte IEA-Chef Fatih Birol. Ohne saubere Energien wären die CO2-Emissionen fast dreimal so stark gestiegen.
"Wir sehen jedoch immer noch einen Anstieg der Emissionen aus fossilen Brennstoffen, was die Bemühungen zur Erreichung der weltweiten Klimaziele behindert", so Birol weiter.
Das größte Emissions-Plus unter den fossilen Brennstoffen ermittelte die Energieagentur beim Erdöl. Durch das Verbrennen von Öl wurden im vergangenen Jahr 11,2 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen, 268 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr.
Der Mehrverbrauch von Öl entfällt etwa zur Hälfte auf den Luftverkehr, der laut IEA wieder 80 Prozent des Niveaus vor der Pandemie erreichte. Weil 2022 weltweit mehr als zehn Millionen Elektroautos anstelle von Verbrennerfahrzeugen verkauft wurden, war der Emissionsanstieg aus der Ölverbrennung allerdings abgeschwächt.
Kohle ersetzt Erdgas
Auch der CO2-Ausstoß aus der Kohleverbrennung nahm im vergangenen Jahr zu – um 243 Millionen Tonnen. Insgesamt wurden fast 15,5 Milliarden Tonnen CO2 durch das Verbrennen von Kohle freigesetzt – so viel wie nie zuvor.
Vor allem in asiatischen Ländern, aber auch in Europa wurde deutlich mehr Kohle verbrannt. Grund waren die massiv gestiegenen Gaspreise, vor allem – aber nicht nur – wegen des Ukraine‑Krieges. Weltweit wurden acht Milliarden Tonnen Kohle nachgefragt, auch das ist nach IEA‑Einschätzung ein neuer Rekord.
Mehr als die Hälfte des weltweiten Kohleverbrauchs entfiel auf China. Allerdings war dort die wirtschaftliche Tätigkeit aufgrund der strengen Corona-Politik im Jahr 2022 eingeschränkt, was dämpfend auf Chinas Kohlenachfrage wirkte. Zugleich hatte die Dürre- und Hitzeperiode des vergangenen Sommers zur Folge, dass Wasserkraftwerke kaum Strom lieferten und deutlich mehr Kohle im Sommer verbrannt wurde, um die gestiegene Nachfrage nach Strom für Klimaanlagen zu decken.
In Europa trugen neben den hohen Gaspreisen auch extreme Wetterereignisse wie Dürren und Hitzewellen zum Anstieg der Emissionen aus der Kohleverbrennung bei. Ein weiterer Grund war eine ungewöhnlich große Zahl von Kernkraftwerken, die vom Netz gingen.
Aus Sicht von Fachleuten war der erhöhte Kohleverbrauch in Europa aber nur ein Intermezzo. Vor allem Wind- und Solarenergie sowie ein Rückgang der Stromnachfrage verhinderten eine stärkere Rückkehr zur Kohle, heißt es in einem Bericht des britischen Thinktanks Ember.
"Die Schocks von 2022 haben nur eine kleine Welle für die Kohleenergie und eine große Welle der Unterstützung für erneuerbare Energien verursacht", sagte Dave Jones von Ember. Befürchtungen, dass die Kohleverstromung in Europa wieder zunehmen könnte, seien vom Tisch.
Extragewinne für fossile Branche
Insgesamt sanken die energiebedingten Emissionen in der EU gegenüber dem Vorjahr leicht um 2,5 Prozent, während sie in China etwa gleich blieben. In den USA stieg der energiebedingte Treibhausgasausstoß 2022 um 0,8 Prozent – dazu zählen die Emissionen aus fossilen Brennstoffen und Industrieprozessen einschließlich der dabei freigesetzten Klimagase Methan und Lachgas.
Vergangenes Jahr sind die Preise für alle fossilen Brennstoffe erheblich gestiegen. Beim Erdgas war der Anstieg am größten. Die Folge war eine Umstiegswelle vom Gas zu anderen Brennstoffen – meist zur Kohle. Deshalb waren die Emissionen aus dem Gasverbrauch 2022 rückläufig.
Am deutlichsten fielen die Emissionen aus fossilem Gas in Europa, nämlich um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aus demselben Grund sanken auch in Asien die Erdgas-Emissionen, wenn auch weniger ausgeprägt. Anders war die Situation in den USA und Kanada, hier wurde mehr Gas verbrannt als im Vorjahr.
Aufgrund der hohen Preise konnten die fossilen Konzerne besonders hohe Gewinne einfahren. Unternehmen wie Shell, Exxon, BP und Total meldeten in den vergangenen Wochen Rekordgewinne für 2022.
"Internationale und nationale Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten, machen Rekordumsätze und müssen ihren Teil der Verantwortung übernehmen, entsprechend ihren öffentlichen Zusagen, die Klimaziele zu erreichen", sagte IEA-Chef Birol. Er forderte die fossilen Unternehmen auf, ihre Strategien zur Emissionsreduzierung zu überprüfen.