Moorburg
Vattenfall will sein Kraftwerk Moorburg dichtmachen. Steinkohle zu verstromen lohnt sich nicht mehr. (Foto: Jérôme Arndt/​Flickr)

Vor einigen Tagen hatte die Bundesnetzagentur mitgeteilt, dass für die erste Steinkohle-Stilllegungs-Ausschreibung über insgesamt 4.000 Megawatt nunmehr Gebote der Betreiber eingegangen seien.

Heute wurde bekannt, dass unter den Anlagen, die sich in der allerersten Auktion um die Stilllegungsprämien bewerben, auch das Vattenfall-Kraftwerk Moorburg befindet, wie zuerst die Süddeutsche Zeitung meldete.

Sein Unternehmen nehme mit dem Kohlekraftwerk Moorburg an der Stilllegungs-Auktion teil, bestätigte Vattenfall-Chef Magnus Hall der Zeitung. Wenn man den Zuschlag bekomme, würden die Kapazitäten Mitte nächsten Jahres heruntergefahren, wird Hall in dem Blatt weiter zitiert.

Der Chef des staatlichen schwedischen Energiekonzerns begründet die Entscheidung damit, dass das Unternehmen mit der Anlage Geld verliere. Als Hauptgründe gelten anhaltend niedrige Preise an der Strombörse und zugleich hohe Kosten zum Erwerb der nötigen CO2-Emissionszertifikate.

Vattenfall baut aber auch die eigene Kraftwerksbasis in Richtung Erneuerbare um. So ergänzt der Konzern eigene Wasserkraftwerke mit großen-Solarstrom-Anlagen. In Deutschland betreibt Vattenfall zwölf Wasserkraftwerke mit insgesamt 3.000 Megawatt, im Wesentlichen Pumpspeicherwerke und kleinere Wasserkraftwerke.

Die Kombination von Solar- und Pumpspeicheranlage ermöglicht es, den vor allem um die Mittagszeit gewonnenen Sonnenstrom massenhaft zu speichern und zu Zeiten von Spitzenlast zu besseren Preisen zu verkaufen – und macht damit im Markt auch der Steinkohle Konkurrenz.

Kraftwerk läuft erst seit 2015

Die Moorburger 1.600-Megawatt-Anlage war erst 2015 in Betrieb gegangen. Der Bau kostete Vattenfall nach eigenen Angaben rund 5,8 Milliarden Euro.

Das steinkohlebefeuerte Kraftwerk stieß im Jahr 2019 rund 4,7 Millionen Tonnen CO2 aus. Bei voller Jahresleistung sollen es bis zu acht Millionen Tonnen sein, mehr als aus jedem anderen Kraftwerk oder Unternehmen in Norddeutschland. Der deutlich verminderte Ausstoß ist ein Indiz für die geringe Auslastung der Anlage.

Die ursprünglich geplante Laufzeit bis 2038 war mit dem Kohleausstiegsgesetz hinfällig geworden. Bis jetzt soll mit Datteln 4 die letzte neugebaute Steinkohleanlage 2034 vom Netz gehen. Entschädigungen für stillgelegte Steinkohleanlagen gibt es allerdings höchstens bis 2028.

In der ersten Auktionsrunde liegt der Höchstpreis für die gesetzlich vorgesehene Entschädigung bei 165.000 Euro pro stillgelegtem Megawatt. Vattenfall könnte also, wenn sein Gebot den Zuschlag erhält, mit einer Entschädigung von bis zu rund 250 Millionen Euro rechnen.

Anfang Dezember erst will die Bundesnetzagentur bekannt geben, welche Anlage den Zuschlag erhält. Wenn Moorburg nicht darunter sein sollte, steht die Stilllegung infrage.

Umweltschützer, die das Moorburger Kraftwerk von Anfang an bekämpft hatten, zeigten sich heute über die Ankündigung von Vattenfall wenig überrascht, so etwa der Hamburger Landesverband des Umweltverbands BUND. Der Konzern habe mit dem Projekt bereits Milliardenverluste eingefahren und auch der laufende Betrieb sei nicht wirtschaftlich möglich, sagte Manfred Braasch vom BUND Hamburg.

"Die Rechnung geht nicht an Vattenfall"

Erst am Dienstag dieser Woche hatte das Hamburger Oberverwaltungsgericht geurteilt, dass die wasserrechtliche Genehmigung aus dem Jahr 2010 gegen geltendes Recht verstößt und das Kraftwerk weiterhin nicht mit großen Mengen Elbwasser gekühlt werden darf, sondern ganzjährig den teureren Kühlturm nutzen muss.

Der BUND kritisiert auch die in Aussicht stehende Entschädigung. Braasch: "Wenn die Bundesnetzagentur diesem Modell, das vorrangig für ältere Steinkohlekraftwerke gedacht ist, zustimmt, geht die Rechnung für die Abschaltung von Moorburg und damit für den Klimaschutz wieder einmal an die Steuerzahler:innen und nicht an den Vattenfall-Konzern, der das wirtschaftliche Desaster zu verantworten hat."

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