Riesiger ausgetrockneter See in der chinesischen Provinz Jiangxi.
Kein Wasser im Poyang-See: Durch den größten Süßwassersee Chinas fließt normalerweise ein Jangtse-Nebenfluss. (Foto: Humphery/​Shutterstock)

Die gesamte Nordhalbkugel der Erde leidet derzeit unter Dürre. Nicht nur in Europa, auch in den USA und China bleibt der Regen aus.

In China ist das Einzugsgebiet des Jangtse betroffen. Der Fluss entspringt im Himalaya und fließt dann nach Osten, durch die Millionenstädte Chongqing und Wuhan, bevor er bei Shanghai schließlich ins Ostchinesische Meer mündet.

Doch viele der Zuflüsse des drittlängsten Flusses der Welt drohen auszutrocknen. Der Grund ist eine seit zwei Monaten anhaltende Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad in vielen Städten und ein Mangel an Regen.

Im Jangtse-Einzugsgebiet ist dieses Jahr nur halb so viel Regen gefallen wie in einem normalen Jahr. Die Dürre sorgt vor allem in der südwestlichen Provinz Sichuan für Probleme.

Sichuan bezieht 80 Prozent seiner Elektrizität aus Wasserkraft, doch die Stauseen sind kaum noch gefüllt. Gleichzeitig ist der Strombedarf wegen der Hitze besonders hoch.

Aus diesem Grund hat die Provinzregierung angeordnet, dass Fabriken ihre Produktion einstellen. Betroffen davon sind viele auch in Europa bekannte Marken: Toyota, der Smartphone-Produzent Foxconn, Tesla oder Intel.

Sichuan ist zudem der größte Produzent von Lithium, weswegen die Preise für die Batterien von Elektroautos steigen könnten. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat bereits ihre Wachstumsprognose für China gesenkt. Als einer der Gründe wurde dabei die Dürre genannt.

Diese ist schließlich auch ein Problem für die Landwirtschaft und die Zentralbank: Wegen der Dürre ist der Preis für Gemüse 13 Prozent höher als vor einem Jahr und befeuert damit die Inflation.

"Das wird die neue Normalität sein"

Zurzeit liegt noch keine Studie der Wissenschaftler von der World Weather Attribution Initiative vor, die den Einfluss des Klimawandels auf das Extremwetter in China quantifiziert.

Untersucht wurde hingegen eine Dürre im Jahr 2019 in der gleichen Region. Die Autoren der Studie kamen damals zum Schluss, dass diese Dürre wegen des Klimawandels sechsmal wahrscheinlicher geworden war als ohne Klimaerwärmung.

Diese beeinflusst Dürren vor allem durch zwei Mechanismen. Erstens ist die Verdunstung größer, sodass Böden schneller austrocknen. Und zweitens ändert der Klimawandel die zeitliche Verteilung der Niederschläge: Es gibt mehr Starkregenereignisse, bei denen das Wasser abfließt statt zu versickern, aber insgesamt weniger Regentage.

Für Chen Lijuan, die Chefmeteorologin des chinesischen Wetterdienstes, ist der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und den Dürren eindeutig. "Wir müssen der Tatsache ins Auge blicken, dass Hitzewellen in Zukunft häufig auftreten werden. Das wird die neue Normalität sein", sagte sie gegenüber der britischen Zeitung The Guardian.

Wie in Deutschland, wo wegen des niedrigen Wasserstands im Rhein und in anderen Flüssen "Hungersteine" gefunden wurden, profitieren auch in China die Archäologen von der aktuellen Dürre. In der Stadt Chongqing wurden auf dem trockengefallenen Flussbett des Jangtse drei Buddhastatuen gefunden, die 600 Jahre alt sein sollen.

Im Gegensatz zu den Hungersteinen, die als Warnung an zukünftige Generationen dienen, ist allerdings nicht klar, was uns die Statuen sagen sollen. Man muss nicht erleuchtet sein, um zu erkennen, dass die häufigeren und heftigeren Dürren ein immer größeres Problem darstellen.

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