Hierzulande sind sie in Privathäusern noch die Ausnahme – Klimaanlagen und -geräte, die Hitzetage und vor allem Nächte erträglicher machen. Zwar werden neue Autos, Busse und Bahnen wie auch Bürohäuser und Kliniken bereits standardmäßig damit ausgerüstet. Die Heim-Klimatisierung hat sich aber noch nicht flächendeckend durchgesetzt.
Anders ist es zum Beispiel in den USA, wo in mehr als 80 Prozent der Haushalte eine Klimaanlage installiert ist. Auch in vielen weiteren Ländern geht der Trend zur Abkühlung per Technik in einer zunehmend heißeren Umwelt: Bis Mitte des Jahrhunderts dürfte sich die Zahl der Klimaanlagen auf weltweit 14 Milliarden Einheiten vervierfachen, haben britische Forscher ermittelt – mit entsprechend steigendem Energieverbrauch.
Derzeit werden weltweit rund 3,6 Milliarden Klimaanlagen und -geräte betrieben, schreiben die Experten von der Universität Birmingham. Dafür werden pro Jahr 6.300 Milliarden Kilowattstunden Strom gebraucht, etwa so viel, wie tausend große Kohlekraftwerke produzieren. Um 2050 wird der Bedarf bei 19.600 Milliarden liegen, also dreimal so hoch. Und selbst wenn die Anlagen dank neuer Technologien noch deutlich sparsamer werden als derzeit erwartet, werden es laut der Studie noch 15.500 Milliarden Kilowattstunden sein.
Es gibt mehrere Gründe für den Klimatechnik-Boom. Einerseits das Wachstum der Weltbevölkerung von derzeit 7,6 auf schätzungsweise zehn Milliarden Menschen zur Jahrhundertmitte, von denen die meisten in stark hitzebelasteten Städten leben werden. Andererseits der Klimawandel, der die Temperaturen generell ansteigen lässt und vermehrt Hitzewellen erzeugt, gegen die man sich schützen will.
Hinzu kommt, dass das wachsende Einkommen besonders in den Schwellenländern die Verbreitung der Klimatechnik ermöglicht. Im bevölkerungsreichen Indien zum Beispiel steigt die Anzahl der Klimaanlagen jährlich um 20 Prozent.
Schon beim Planen auf Kühleffekte achten
Wie frühere Untersuchungen macht die neue Studie klar, dass es nicht reichen wird, die Effizienz der Klimageräte deutlich zu verbessern und sie künftig mit Ökostrom zu betreiben. Vor allem werde es darauf ankommen, den Bedarf an Kühlung zu senken – etwa durch ein besseres Gebäudedesign, das die Aufheizung der Räume minimiert.
Helle Farben auf Fassaden und Dächern reflektieren die Sonneneinstrahlung, automatische Verschattungssysteme vor den Fenstern helfen hier ebenso. Generell kann das Stadtklima auch durch mehr Grün verbessert werden – durch schattenspendende Bäume, Fassaden- und Dachbegrünung und durch das Anlegen von Parks, die als Frischluftzonen dienen.
Forscher der Arizona State University in den USA verwiesen vor ein paar Jahren in diesem Zusammenhang auch darauf, dass bessere Verkehrssysteme die Wärmebelastung der Großstädte senken können. Eine der Hauptursachen der Hitze dort sei nämlich der Verkehr, einerseits durch die Verbrennungsmotoren in Pkw und Lkw, andererseits durch die Versiegelung der Flächen mit Asphalt. Die Experten rieten daher zu weniger Autos und mehr ÖPNV sowie mehr Fahrradverkehr.
Wie positiv eine solche "alternative Klimatisierung" auf das Stadtklima in heißen Regionen wirken könnte, zeigten die US-Experten in ihrer Studie ebenfalls. Sie analysierten dafür die Situation in der US-Metropole Phoenix, der Hauptstadt von Arizona mit ihren 1,6 Millionen Einwohnern. Hier erhöht der Betrieb der Klimaanlagen, die praktisch in jedem Gebäude laufen, die Temperaturen in den Straßen durch die Abwärme noch weiter, teils um mehr als ein Grad Celsius. Wird weniger technisch gekühlt, sinkt diese Zusatzbelastung.