Es brennt in Los Angeles seit fast zwei Wochen, und die Gefahr ist noch nicht vorbei. Bis zum Dienstag, so die Wetterdienste, drohen neue Santa-Ana-Starkwinde die mühsam eingegrenzten Brände neu anzufachen.

Mindestens 27 Menschen kamen bisher um, und über 12.000 Häuser sind von den Flammen zerstört worden. Ein harter Schlag für die US-Metropole, in der viele Häuser wahre Kunstwerke sind.

 

Die Behörden haben zur Höhe des durch die Brände verursachten Gesamtschadens noch keine Schätzungen veröffentlicht. Private Unternehmen gehen aber davon aus, dass es sich mindestens um einen zweistelligen Milliardenbetrag handeln wird. Der Wetterdienst Accuweather geht sogar von 135 bis 150 Milliarden Dollar aus, was die Brände zu einer der teuersten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA machen würde.

Wald- und Buschbrände gab es in Kalifornien schon immer. Doch die Klimaforschung zeigt, dass die globale Erwärmung das Risiko für solche Megafeuer erhöht hat. In einer kurzfristig erarbeiteten Untersuchung hat die europäische Forschungsgruppe Climameter festgestellt: Die meteorologischen Rahmenbedingungen in diesem Januar, die zum Ausmaß der Brände führten – Temperaturen, Trockenheit, Winde –, seien ohne den Klimawandel nicht erklärbar.

Hinzu kam ein Phänomen, dass die Fachleute den "Peitscheneffekt" nennen. Extreme Regenmengen im Winter 2022/2023 hatten die Vegetation in und um L.A. stark wuchern lassen, die nachfolgende lange Trockenheit ließen sie verdorren und erzeugte so viel zusätzliches Brennmaterial für die Katastrophe.

Laut einer Studie eines Teams um Daniel Swain von der University of California in Los Angeles hat dieser Effekt seit 1950 weltweit um 31 bis 66 Prozent zugenommen, und es wird erwartet, dass er bei weiterer Erwärmung noch stärker ausfällt. Die Studie wurde im Fachmagazin Nature Reviews Earth and Environment veröffentlicht.

Schäden werden Vermeidungskosten mehrfach übersteigen

Die L.A.-Brände illustrieren einen Trend, der sich immer deutlicher abzeichnet. Die Kosten der Naturkatastrophen nehmen zu, und der Klimawandel trägt messbar dazu bei.

Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) aus dem vergangenen Jahr zeigte: Selbst wenn Treibhausgas-Emissionen sofort drastisch reduziert würden, müsste die Weltwirtschaft aufgrund der globalen Erwärmung im Jahr 2050 bereits mit einem Einkommensverlust von 19 Prozent rechnen.

Sonnenuntergang in einer grauen, toten Landschaft mit abgebrannten Bäumen und Häusern.
Los Angeles, 11. Januar: Am Stadtrand in Pacific Palisades hinterlässt das Feuer nur Asche, Schutt und verbogenes Metall. (Bild: Julio Javier Vargas/​Shutterstock)

Und, wichtig für die Politik, die über das Tempo der Energiewende entscheidet: Diese Schäden seien sechsmal höher als die Vermeidungskosten, wenn die globale Erwärmung auf zwei Grad gegenüber vorindustriellen Zeiten begrenzt wird. Derzeit sind bereits 1,6 Grad erreicht.

Für seine Analyse nutzte das PIK-Team nach eigenen Angaben neueste empirische Erkenntnisse darüber, wie Wetterveränderungen und die dadurch ausgelösten Extreme das Wirtschaftswachstum in mehr als 1.600 Regionen weltweit in den letzten 40 Jahren beeinflusst haben.

So habe man die durch die Temperaturveränderungen zu erwartenden zukünftigen Schäden zeitlich und räumlich sehr detailliert beziffern können. Zudem sei berücksichtigt worden, wie lange sich die Klimafolgen in der Vergangenheit auf die Wirtschaft ausgewirkt haben.

Versicherungen verzeichnen immer höhere Schäden

Die Feuer in Kalifornien passen in die Serie von Wetter-Extremereignissen in jüngster Zeit, die in Nordamerika, aber auch auf anderen Kontinenten zu verzeichnen waren. So haben Hurrikans 2024 in den USA schwere Verwüstungen angerichtet.

Allein der Megasturm "Helene", der im September über Florida hinwegfegte, verursachte Schäden von rund 80 Milliarden US-Dollar, die sich aus Kosten durch zerstörte Gebäude und Infrastruktur sowie durch Produktionsausfälle und entgangene Einnahmen im Tourismussektor zusammensetzen.

Eine Studie der US-Wetterbehörde NOAA belegt, dass die wirtschaftlichen Schäden durch Hurrikans in den vergangen 20 Jahren um 60 Prozent zugenommen haben. Die Klimaforschung sieht eine der Ursachen dafür im Anstieg der Meerestemperaturen, der Hurrikans stärker und zerstörerischer macht.

In der Tat werden die Folgen des Klimawandels auch global betrachtet immer teurer, wie eine Bilanz der Münchener Rückversicherung ergab. 2024 betrugen demnach die Schäden durch Naturkatastrophen weltweit 320 Milliarden US-Dollar, 52 Milliarden mehr als 2023.

Am stärksten von Extremen getroffen wurden danach Nord- und Mittelamerika. Die Schäden summierten sich hier auf 190 Milliarden US-Dollar, was 60 Prozent der globalen Schäden ausmacht und sechs Prozent über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt.

In den Regionen Asien-Pazifik und Afrika waren es rund 91 Milliarden nach "nur" 66 Milliarden im Vorjahr. Extremniederschläge gab es aber auch in Südamerika, hier ragte besonders die Flutkatastrophe in Brasilien heraus, wo praktisch der ganze Bundesstaat Rio Grande do Sul betroffen war.

"Wir müssen die CO2-Emissionen sofort drastisch reduzieren"

Aber auch Europa traf es heftig. Massive Regenfälle führten in einer ganzen Reihe von Ländern zu schweren Überschwemmungen. In der spanischen Region Valencia gab es über 230 Todesopfer, 75.000 Gebäude und unzählige Autos wurden zerstört, daneben Straßen, Brücken und Bahnlinien – Schadenssumme mindestens elf Milliarden Euro.

Länder in Mittel- und Osteuropa von Rumänien über Österreich bis Polen erlebten ebenfalls schwere Überflutungen. Und Deutschland verzeichnete gleich mehrere Hochwasser-Lagen, so in Süddeutschland und im Saarland.

Der Chefklimatologe der Münchener Rück, Tobias Grimm, erläuterte bei der Vorstellung der Zahlen, was hier passiert: "Die Physik ist eindeutig: Je höher die Temperatur, umso mehr Wasserdampf und damit Energie gelangt in die Atmosphäre. Die Wettermaschine schaltet so einen Gang höher."

 

Die Fachleute des Potsdam-Instituts erwarten denn auch, dass der Klimawandel innerhalb der nächsten 25 Jahre in fast allen Ländern der Welt massive wirtschaftliche Schäden verursachen wird – und zwar schon als eine Folge unserer bisherigen Emissionen.

"Wenn wir zumindest einige davon vermeiden wollen, brauchen wir mehr Anpassungsmaßnahmen", sagte PIK-Forscherin Leonie Wenz, die die PIK-Studie leitete. "Zusätzlich müssen wir unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren – andernfalls werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen."

Sie mahnt: Es koste viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun – und zwar selbst dann, wenn man nur die rein wirtschaftlichen Auswirkungen berücksichtigt und weitere Folgen wie die Verluste von Menschenleben oder der biologischen Vielfalt außen vor lässt.

Korrektur am 21. Januar: Über 12.000 Häuser sind mit Stand vom Sonntag zerstört worden.