Die jüngsten Überflutungen in Österreich, Polen und Tschechien haben 24 Menschen das Leben gekostet und Schäden in mehrstelliger Milliardenhöhe verursacht. Ein Forschungsteam warnt nun, dass die Kosten solcher Katastrophen weiter eskalieren, da sie durch den Klimawandel häufiger und stärker werden.

Die Mega-Niederschläge von Mitte September, ausgelöst durch das Tief "Boris", sind nach ihrer Analyse durch die globale Erwärmung bereits doppelt so wahrscheinlich und um sieben Prozent heftiger als in einem unveränderten Klima geworden.

 

Die am Mittwoch vorgelegte Schnell-Untersuchung der Forschungsgruppe World Weather Attribution (WWA) ergab, dass die vier Boris-Regentage, die teils über 400 Liter Regen pro Quadratmeter lieferten, mit Abstand die stärksten waren, die jemals in Mitteleuropa aufgezeichnet wurden.

Die Niederschläge fielen in einem ungewöhnlich großen Gebiet von Rumänien bis nach Deutschland, wo das Tief "Anett" heißt. Sie übertrafen damit die früheren historischen Überschwemmungen in dieser Region von 1997 und 2002, die durch eine ähnliche Wetterkonstellation ausgelöst wurden, das "Genua-Tief".

Dabei saugen sich die Wolken durch Verdunstung über dem warmen westlichen Mittelmeer voll und gelangen dann über eine "Fünf B" genannte Zugbahn nach Mittel- und Osteuropa, wo sie sich ausregnen.

Angeschwemmte Baumreste neben Blumenkästen auf einer kleinen Fußgängerbrücke über einen Bach in Deutschfeistritz bei Graz.
Hochwasserfolgen in der Steiermark. (Bild: Literat/​Shutterstock)

Laut der Analyse werden ähnliche Stürme noch einmal um 50 Prozent häufiger auftreten und mindestens fünf Prozent mehr Regen fallen lassen als jetzt, wenn die globale Erwärmung zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Stand erreicht.

Derzeit liegt sie bei 1,5 Grad, dürfte aber wegen natürlicher Schwankungen zunächst wieder leicht zurückgehen. Als dauerhaft erreicht gelten derzeit 1,3 Grad. Es wird erwartet, dass die Zwei-Grad-Schwelle bereits Mitte des Jahrhunderts erstmals gerissen werden könnte.

Der Zweig der Attributionsforschung vergleicht die Wetterentwicklung im heutigen Klima mit den Verhältnissen in einer noch nicht mit Treibhausgasen zusätzlich aufgeladenen Atmosphäre. An der aktuellen Analyse der WWA-Gruppe waren 24 Fachleute von Universitäten und meteorologischen Instituten unter anderem aus Österreich, Polen, Tschechien, Deutschland und den USA beteiligt.

"Fossile Brennstoffe werden die Lage weiter verschärfen"

Der polnische Klimatologe Bogdan Chojnicki zog einen Vergleich zu den Überschwemmungen in Mitteleuropa von 1997 und 2002. Diese seien als "Jahrhundertereignisse" beschrieben worden. Doch zwei Jahrzehnte später habe sich die globale Erwärmung von 0,5 auf 1,3 Grad erhöht, und es seien erneut Überschwemmungen aufgetreten.

"Der Trend ist klar: Wenn die Menschen die Atmosphäre weiterhin mit Emissionen fossiler Brennstoffe füllen, wird sich die Situation verschärfen", sagte Chojnicki. "Wir sollten darum kämpfen, den Klimawandel zu stoppen und enorme soziale und wirtschaftliche Kosten zu vermeiden."

Die technische Beraterin am Klimazentrum des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds, Maja Vahlberg, ergänzte, trotz tagelanger Vorbereitungen hätten die Fluten Städte verwüstet und Tausende von Häusern zerstört. "Die Länder müssen sich auf beispiellose Überschwemmungen vorbereiten und den Klimawandel in die Planung der Landnutzung integrieren." Die EU hat den betroffenen Ländern Hilfe in Höhe von zehn Milliarden Euro zugesagt.

 

Die britische Klimaforscherin Hannah Cloke lobte, dass die vor der Flut vielerorts ergriffenen Schutzmaßnahmen diesmal dazu beigetragen hätten, Leben zu retten. Dennoch seine viele Menschen auf tragische Weise gestorben.

"Manche konnten sich die Auswirkungen solch intensiver Regenfälle nicht vorstellen", sagte Cloke und mahnte: "Da die Regenfälle immer extremer werden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir neue Wege finden, um den Menschen die Risiken verständlich zu machen."