Extremwetterereignisse wie tropische Wirbelstürme können Volkswirtschaften auf lange Sicht schwerer schaden, als das die unmittelbaren Schäden nahelegen, die zum Beispiel an Gebäuden und der Infrastruktur entstehen und die oft in die Milliarden gehen.
Wie stark diese längerfristigen Wirkungen auch die Folgekosten von CO2-Emissionen nach oben treiben, hat ein Team des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) untersucht. Im Fachjournal Nature Communications ist dazu jetzt eine Studie erschienen.
Tropische Wirbelstürme entstehen normalerweise über den Meeren ab einer Wassertemperatur von etwa 26,5 Grad Celsius. Je nach Region bezeichnet man sie als Hurrikans, Zyklone oder Taifune. Infolge des Klimawandels kommt es zwar nicht zu mehr, aber zu stärkeren Stürmen.
Das liegt unter anderem daran, dass eine durch die Erderwärmung wärmere Atmosphäre mehr Feuchtigkeit speichern kann. Diese regnet ab und erhöht so die ohnehin schon hohen Niederschlagsmengen eines tropischen Wirbelsturms.
Zudem werden durch den Klimawandel die Ozeane wärmer. So können sich Hurrikans, Taifune und Zyklone auch in Regionen bilden, in denen das bislang nicht möglich war.
Sturmfolgen bremsen wirtschaftliche Entwicklung
Außerdem können dadurch stärkere Stürme entstehen, die mehr Wasser speichern und bis zum Erreichen des Festlands beständig bleiben – und so unter Umständen zu einem noch größeren Risiko etwa für Städte werden, die an Küsten liegen. Bei den Schäden spielen auch heftigere Sturmfluten infolge des steigenden Meeresspiegels eine Rolle.
Laut der neuen PIK-Studie schaden die Extremwetterereignisse den betroffenen Gesellschaften dabei nicht nur direkt, sondern haben für sie auch langfristig negative Folgen. Sie könnten die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes für mehr als ein Jahrzehnt ausbremsen, sagte Hauptautor Hazem Krichene. Dadurch werde es wahrscheinlicher, dass sich betroffene Volkswirtschaften zwischen aufeinanderfolgenden Stürmen nicht mehr vollständig erholen können.
Für ihre Studie erfassten die Forscher:innen die langfristigen wirtschaftlichen negativen Folgen von tropischen Wirbelstürmen in 41 Ländern zwischen 1981 und 2015. Die daraus gewonnen Informationen verbanden sie mit Vorhersagen zu unterschiedlichen Wirtschaftsentwicklungs- und Erwärmungsszenarien.
Normalerweise sei es schwierig, die unterschiedlichen Voraussetzungen, unter denen tropische Wirbelstürme entstehen können, in Bezug zum Klimawandel zu setzen, sagt Johannes Emmerling vom Europäischen Institut für Wirtschaft und Umwelt (EIEE) in Mailand, der an der Untersuchung nicht beteiligt war. Die vorgelegte Studie könne auf globale Sicht hierzu einen Beitrag leisten, sie sei "sehr robust entworfen", so der Ökonom.
Kosten des CO2-Ausstoßes um 20 Prozent höher
Die PIK-Forschungsgruppe brachte die durch die Wirbelstürme verursachten wirtschaftlichen Kosten mit den gesellschaftlichen Kosten eines erhöhten CO2-Ausstoßes in Verbindung. Als Kennziffer dienen dabei die Kosten, die einer Gesellschaft durch das Einbringen einer zusätzlichen Tonne Kohlendioxid in die Atmosphäre entstehen. Oft werden diese gesellschaftlichen Folgekosten des Klimawandels mit den Aufwendungen für Klimaschutzmaßnahmen verglichen und letztere so bewertet.
Extremwetterereignisse seien allerdings bislang nicht in die Berechnung dieser gesellschaftlichen Kosten eingeflossen, sagte Mitautorin Franziska Piontek vom PIK. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Wirbelstürme die gesellschaftlichen Kosten weltweit um mehr als 20 Prozent erhöhen können – im Schnitt von derzeit 173 US-Dollar auf 212 US-Dollar pro Tonne CO2.
Das liegt vor allem an den erwartbar höheren Schäden in volkswirtschaftlich starken Ländern wie Indien, den USA, China, Taiwan und Japan. In den 41 untersuchten Ländern könnten die Kosten sogar um mehr als 40 Prozent steigen, verglichen mit den derzeitigen Schätzungen.
Piontek zufolge zeigt die Analyse, dass die bisherigen Schätzungen zu den gesellschaftlichen Kosten von CO2-Emissionen viel zu niedrig angesetzt sind. Johannes Emmerling sieht einen Anstieg um 20 Prozent unter Berücksichtigung der Folgen von Wirbelstürmen dabei als "überraschend hoch" an.
Die Ergebnisse der Simulationen hält der Wirtschaftswissenschaftler für geeignet, um damit weitere Forschung zu betreiben – und zwar in integrierten Modellen, die Wissen aus verschiedenen Disziplinen vereinen und bewerten.