Die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre hat den höchsten Wert seit mindestens einer Million Jahre erreicht. Das hat gerade die NOAA, die US-Behörde für Klima- und Ozeanografie, für das Jahr 2021 mitgeteilt.

Im Jahr 1900 betrug der CO2-Gehalt 280 ppm. 1940 waren es bereits 310 ppm, im Jahr 2000 rund 370 ppm und 2021 waren es genau 414,7 ppm. Der neue Rekordwert seit einer Million Jahren.

Das sind 2,3 ppm mehr als noch im Jahr zuvor. Also auch im letzten Jahr kein Rückgang, sondern ein weiterer Anstieg – trotz des Paris-Versprechens aller 196 Regierungen im Jahr 2015, das 1,5-Grad-Ziel erreichen zu wollen.

Die neuen Zahlen kommen wenig überraschend, sind aber dennoch eine Katastrophe, denn laut dem NOAA-Bericht sind die Jahre zwischen 2015 und 2021 die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen vor 140 Jahren. Die Behörde teilt weiter mit, dass auch die Meerestemperatur und der Anstieg des Meeresspiegels neue Rekordhöhen erreicht haben.

Geradezu beängstigend ist der Anstieg der Methanwerte. Er hat sich seit 2014 dramatisch beschleunigt. Ein Methan-Molekül belastet das Klima etwa 30-mal mehr als ein CO2-Molekül. Für 2021 haben die Wissenschaftler den größten Anstieg der Methanzuwächse seit 1880 gemessen.

Die drei wichtigsten Treibhausgase CO2, Methan und Lachgas haben 2021 Rekordwerte erreicht. Der Jahresbericht der NOAA basiert auf der Mitarbeit von 530 Menschen aus über 60 Ländern.

Afrika wird unbewohnbar

Klimaexperten warnen schon seit Jahren vor den Kipppunkten der Klimakrise. Kipppunkte sind Entwicklungen, nach denen es kein Zurück mehr geben wird.

Die gefährlichsten Kipppunkte sind das Auftauen der Permafrostböden in Sibirien, Alaska und Kanada, das Abschmelzen der Landeismassen auf Grönland, das Abholzen der Regenwälder Amazoniens, die Veränderung des Golfstroms und die Sättigung der Ozeane mit CO2.

Sollte die hier aufgezeigte Entwicklung so weitergehen, dann wird noch in diesem Jahrhundert Afrika unbewohnbar und Südeuropa wird Afrika. Schon 2050 könnten in tropischen und subtropischen Gebieten hunderte Millionen Menschen an 120 bis 200 Tagen im Jahr einer gefühlten Hitze von bis zu 39 Grad ausgesetzt sein, hat eine neue Studie der University of Washington in Seattle ergeben.

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Sein neues Buch mit Ernst Ulrich von Weizsäcker heißt: "Der Planet ist geplündert. Was wir jetzt tun müssen".

Noch nie hat eine Maus eine Mausefalle gebaut, aber Menschen heizen weiter die Klimakatastrophe an, obwohl sie wissen, dass daran schon heute Jahr für Jahr Millionen Menschen sterben und dass spätestens auch ihre eigenen Enkel diese Hitze kaum überleben können.

"Alle Daten sind der Öffentlichkeit zugänglich und weithin bekannt. Die nahezu unglaubliche Tatsache ist jedoch, dass bisher keine ernsthaften Anstrengungen unternommen werden, um das verkündete Schicksal abzuwenden", schrieb Erich Fromm schon 1976 über die Umweltkrise.

"Während im Privatleben nur ein Wahnsinniger bei der Bedrohung seiner ganzen Existenz untätig bleiben würde, unternehmen die für das öffentliche Wohl Verantwortlichen praktisch nichts, und diejenigen, die sich ihnen anvertraut haben, lassen sie gewähren. Wie ist es möglich, dass der stärkste aller Instinkte, der Selbsterhaltungstrieb, nicht mehr zu funktionieren scheint?"

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