Menschen gibt es weder in einer Eiszeit noch in einer Heißzeit. Der Planet, auf dem wir heute leben, könnte kaum geeigneter für uns Menschen sein. Er hat genügend Wasser, eine sauerstoffreiche Atmosphäre und eine Ozonschicht, die das Leben vor ultravioletten schädlichen Strahlen schützt.

Für die Existenz menschlichen Lebens muss alles in einem bestimmten Gleichgewicht sein. Der US-Klimaforscher Michael Mann gibt zu bedenken: "Menschliche Zivilisation gibt es gerade mal seit knapp 6.000 Jahren, das sind 0,0001 Prozent der Erdgeschichte – ein flüchtiger Augenblick in der geologischen Zeit."

Foto: Axel Thomae/​Sonnenseite

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Als einer der ersten deutsch­sprachigen Journalisten informierte er über Klima­wandel und Energie­wende.

Der heutige Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre verläuft zehnmal schneller als zu jedem anderen Zeitpunkt in den letzten 50.000 Jahren, wie Forscher jetzt anhand einer detaillierten chemischen Analyse von altem antarktischem Eis herausgefunden haben. Die Hauptursache ist das Verbrennen von Kohle, Gas und Öl in unserer Zeit.

Die neue Studie, die in der US-Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht wurde, liefert wichtige neue Erkenntnisse über abrupte Klimaveränderungen in der Erdgeschichte und bietet neue Einblicke in die möglichen Auswirkungen des heutigen Klimawandels.

"Das Studium der Vergangenheit zeigt uns, was heute anders ist. Das heutige Tempo der CO2-Änderung ist wirklich beispiellos", sagte Kathleen Wendt, Assistenzprofessorin an der Oregon State University und Hauptautorin der Studie.

"Unsere Forschung hat die höchsten jemals beobachteten natürlichen CO2-Anstiegsraten der Vergangenheit ermittelt, und der heutige Anstieg, der größtenteils durch menschliche Emissionen verursacht wird, ist zehnmal schneller", erklärte die Geowissenschaftlerin.

Überlebenswichtige Zehntelgrad

Der Klimawandel ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Es ist die Überlebensfrage der Menschheit. Immer mehr Länder gelangen in den Schwitzkasten der Klimaveränderungen.

Eine gerade erschienene Studie der Forschungsgruppe World Weather Attribution zeigt, dass der Klimawandel die tödlichen Hitzewellen in den USA und in Mexiko zum Anfang dieses Sommers 35‑mal wahrscheinlicher gemacht hat. Wenn die Menschen weiter fossile Brennstoffe verwenden, könnten die Wetterextreme noch häufiger werden, so die Wissenschaftler.

Die durch den Klimawandel in den letzten 150 Jahren verursachten 1,4 Grad globaler Erwärmung hätten "für viele Menschen im Mai und Juni 2024 den Unterschied zwischen Leben und Tod ausgemacht", erklärte Karina Izquierdo vom Klimazentrum des Roten Kreuzes.

Nicht nur Kraftwerksschornsteine, auch Auspuffrohre pusten zusätzliches CO2 in die Luft. (Bild: Andreas Lischka/​Pixabay)

Zur selben Zeit starben auch über tausend Pilger während des Hadsch in Saudi-Arabien bei 51,8 Grad Hitze. Noch heißer war es Ende Mai in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi: 52,3 Grad.

In Deutschland starben 2023 nach Angaben des Robert-Koch-Instituts hitzebedingt mehr als 3.100 Menschen. Ein Experte des Deutschen Wetterdienstes sagte im vergangenen Sommer dem Spiegel: "Es gibt ungefähr 35 Arten, aufgrund von Hitze zu sterben." Austrocknung, Kreislaufversagen oder Hitzschlag seien nur die häufigsten.

Kein Wunder, dass sich global vier von fünf Menschen mehr Klimaschutz von ihren Regierungen wünschen.

Laut einer Umfrage des UN-Entwicklungsprogramms UNDP fordern achtzig Prozent der weltweit Befragten – 75.000 repräsentativ ausgewählte Menschen in 77 Ländern – einen verstärkten Kampf gegen den Klimawandel. Diese Forderung wird besonders häufig in den am meisten betroffenen Ländern des globalen Südens erhoben, aber auch in China (73 Prozent), Deutschland (67) und den USA (66 Prozent).

Klimaschutz ist möglich – ohne fossile Energien

Nach einer Umfrage der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung halten in Deutschland 90 Prozent der Menschen den Klimaschutz für "wichtig" oder "sehr wichtig".

In Afrika sind Millionen Menschen vom Klimawandel betroffen, zu dem sie am wenigsten beigetragen haben. Die regionalen Klimaeffekte sind bekannt: Verwüstung, Versteppung, Dürre, Wassermangel. Die Folgen: Hunger, Not, Elend und millionenfacher Tod, vor allem verursacht durch die reichen Industriestaaten.

Noch nie hat der Klimawandel die Menschen so sehr beschäftigt wie heute, sagt auch UNDP-Chef Achim Steiner. Hoffnungsvoll sei, dass einige Länder in Afrika und Lateinamerika bereits 90 Prozent ihres Stroms erneuerbar produzieren. Noch vor zehn Jahren sei das unvorstellbar gewesen.

So wie es heute für viele Menschen unvorstellbar ist, dass wir in vielleicht zehn weiteren Jahren alle Energie weltweit aus erneuerbaren Quellen produzieren.

Wir müssen uns endlich aus der selbstgemachten Selbstzerstörung befreien. Durch die unerschöpfliche Sonnenenergie – einschließlich der anderen erneuerbaren Energien wie Windenergie und Geothermie – können wir die fossilen und atomaren Energiequellen vollständig ersetzen und haben damit eine Alternative zur weiteren Zerstörung unseres Heimatplaneten.

Das sind die Chancen und die Hoffnung der solaren Weltrevolution. Noch haben wir die Chance, unser Klima zu retten. Aber wahrscheinlich sind wir die letzte Generation, die es noch kann.

Der Klimawandel folgt physikalischen Gesetzen, die wir nicht ändern können. Aber ändern können wir unsere Energienutzung, indem wir in den nächsten Jahren zu 100 Prozent auf umwelt- und klimafreundliche, erneuerbare Energien umsteigen. Die Sonne schickt uns 15.000-mal mehr Energie, als die acht Milliarden Menschen heute verbrauchen. Die Energiewende ist möglich.