Das EU-Parlament hat sich auf eine Reform des EU-Emissionshandels geeinigt. Ein Jahrzehnt lang soll es für die energieintensive Industrie weiter kostenlose CO2-Zertifikate geben. Verkehr, Gebäude und Müllverbrennung sollen in den Emissionshandel einbezogen werden. Das Echo auf die Einigung ist geteilt.
Plastik und viele andere Produkte basieren auf Erdöl. Alternative Technologien existieren erst in Ansätzen und brauchen alle gigantische Mengen Strom. Die Chemieindustrie plant die Dekarbonisierung mit überholten und unrealistischen Annahmen.
Bei zu knappen Erdgasmengen will die Bundesregierung zuerst bei der Wirtschaft kürzen. Vertreter aus der Industrie stören sich daran und fordern, dass Privathaushalte als Erste sparen sollen. Ökonomen schlagen unterdessen flexible Zölle für Öl- und Gasimporte aus Russland vor.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hält einen schnellen Erdgasausstieg für möglich. Neue LNG-Terminals sind laut einer DIW-Analyse überflüssig. Die Industrieproduktion muss aber vorübergehend deutlich sinken.
Was ein Lieferstopp bei russischem Erdgas für Folgen in Deutschland hätte, gilt derzeit als die Millionen-Euro-Frage. Entsprechende Szenarien haben jetzt Energieexperten durchgespielt. Am meisten würde wohl ein warmer Winter helfen.
Energiesparen war bisher die stille Reserve. Nun kann sie helfen, von Russland unabhängiger zu werden. Die Forderungen nach Energieeffizienz und Energiesuffizienz in allen Sektoren – von Verkehr über Heizung bis Industrie – werden lauter.
Das europäische Forschungsprojekt Siderwin entwickelt einen Prozess zur klimafreundlichen Stahlherstellung ohne Kohle – mit Strom, aber ohne den ineffizienten Umweg über Wasserstoff. Bis die Eisenoxid-Elektrolyse industriell einsetzbar ist, dürfte es aber noch dauern.
Auf dem BDI-Klimakongress am Dienstag setzte sich der Industrieverband für den Bau vieler neuer Gaskraftwerke und für entschärfte Vorgaben im Klimaschutzgesetz ein. Kritik an der kürzlich veröffentlichten BDI-Studie "Klimapfade 2.0" war eher unerwünscht.
Als erste Verbraucherorganisation ist der Autoclub ADAC der Lobbyorganisation "E‑Fuel-Alliance" beigetreten. ADAC-Technikchef Karsten Schulze hält synthetische Kraftstoffe für eine unverzichtbare Brückentechnologie, gerade auch für heutige Hybrid-Autos.
Eine wirtschaftsnahe Klimastiftung fordert von der neuen Bundesregierung, Deutschland zum Vorreiter für ein anspruchsvolles Recycling von Industrieprodukten zu machen. Leisten soll das vor allem ein "digitaler Produktpass" etwa für die Autoindustrie.
In einigen Industriesektoren ist es kaum möglich, CO2-Emissionen komplett zu vermeiden. Hier kann neben der Speicherung auch die Nutzung von CO2 eine Lösung bieten. Beim Klimagipfel COP 26 in Glasgow wird darüber zu reden sein.
Die Pariser Klimaziele sind viel leichter erreichbar, wenn beheizte Gebäude und Autos nicht nur auf Ökostrom umgestellt, sondern auch materialeffizient gebaut werden. Weniger Zement und Stahl zu verbrauchen spart eine Menge Treibhausgase, wie eine Studie der Universität Freiburg zeigt.
Mit der ersten Testlieferung eines schwedischen Herstellers beginnt das Zeitalter des "Klimastahls". Er wird mit erneuerbarem Wasserstoff statt mit Koks und Kohle produziert. Ob er wettbewerbsfähig sein wird, hängt auch von den Rahmenbedingungen ab.
Die Bundesregierung und der Wasserstoffrat halten an einer nuklear-fossilen Option für die Wasserstoff-Erzeugung fest. Klimapolitisch ist es dagegen angezeigt, das zunächst knappe Gut "grüner Wasserstoff" vor allem zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie einzusetzen.
Der Dresdner Bauingenieur Frank Schladitz ersetzt den Stabilisator Stahl durch Carbon – und entlastet so Umwelt und Klima. Vor allem durch seine Haltbarkeit hat Carbonbeton eine wesentlich bessere Ökobilanz als Stahlbeton.
Kostenfrei zugeteilte CO2-Emissionsrechte soll es nicht mehr geben und die Einnahmen aus den versteigerten Zertifikaten sollen vollständig dem Klimaschutz zugutekommen: Die Forderungen des WWF für den europäischen Emissionshandel laufen auf eine kleine Revolution hinaus.
Als das bisher am besten funktionierende Klimaschutz-Instrument gilt der europäische Emissionshandel. Eine Bilanz für die Jahre 2013 bis 2020 zog jetzt die Deutsche Emissionshandelsstelle. Die fällt für Deutschland gar nicht so gut aus.
Wasserstoff aus Erdgas herzustellen kann mit neuen Verfahren wie Methanpyrolyse klimaneutral werden, werben Konzerne wie BASF. Doch dieser "türkise Wasserstoff" ist nicht emissionsfrei. Die Erdgasförderung bleibt klimaschädlich.
RWE, Shell und Co wollen das grüne Gas von Offshore-Windkraftanlagen per Pipeline einsammeln. Das reicht aber noch lange nicht, um riesige Mengen Wasserstoff für Industrie und Verkehr zu produzieren, wie die Bundesregierung es vorhat.
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