Der Weltklimarat IPCC hat am heutigen Montag den ersten Teil seines neuen Sachstandsberichts veröffentlicht. Er besteht wie immer aus drei Dokumenten: dem eigentlichen Bericht, der wissenschaftlichen Zusammenfassung und der Zusammenfassung für Entscheidungsträger. Letztere wurde in den vergangenen beiden Wochen von Klimadiplomaten ausgehandelt.
Damit stellt der IPCC-Bericht den offiziellen Kenntnisstand der Regierungen der Welt zur Entwicklung der Klimakrise dar. Für den Bericht haben über 200 Wissenschaftler aus der ganzen Welt insgesamt 14.000 Studien ausgewertet.
"Wir haben jetzt ein viel klareres Bild des vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Klimas", sagt die Co-Vorsitzende Valérie Masson-Delmotte. "Das ist wichtig, um zu verstehen, wohin wir uns bewegen, was wir tun können und wie wir uns vorbereiten können."
Große Überraschungen enthält der Bericht nicht. Seit Jahren ist klar, dass es auf der Erde umso wärmer wird, je mehr Treibhausgase sich in der Atmosphäre ansammeln. Seit der vorindustriellen Zeit ist die globale Mitteltemperatur um 1,1 Grad gestiegen – über Land etwas stärker und über den Ozeanen etwas weniger.
Und dieser Trend wird sich fortsetzen: Um das Jahr 2030 wird die Erde 1,5 Grad wärmer sein. Wie es anschließend weitergeht, ist allerdings offen.
"Es geht vor allem um Entscheidungen", sagt Richard Black vom britischen Klimathinktank ECIU. "Die Welt wird in einer emissionsarmen Zukunft ganz anders aussehen als in einer emissionsreichen. Es steht viel auf dem Spiel – die Entscheidungen der kommenden Monate werden einen großen Einfluss haben."
Jedes Zehntelgrad bedeutet mehr Dürren, Fluten und Hitze
Wie entscheidend die nächsten Wochen, Monate und ein, zwei Jahre sein werden, zeigt ein Blick auf die verschiedenen CO2-Emissionsszenarien im IPCC-Bericht.
Im einzigen Szenario, in dem die Erwärmung am Ende des Jahrhunderts unter 1,5 Grad liegt, fallen die globalen Netto-Emissionen in den nächsten zehn Jahren um knapp die Hälfte und erreichen im Jahr 2050 null. Anschließend werden der Atmosphäre dann Jahr für Jahr rund zehn Milliarden Tonnen CO2 entzogen.
Im nächstbesten Szenario sinken die Emissionen langsamer. Daher akkumulieren sich mehr Treibhausgase und das Klima erwärmt sich um 1,8 Grad bis zum Jahr 2100.
Wenn die Emissionen hingegen bis zum Jahr 2050 in etwa auf dem heutigen Niveau bleiben und erst dann zurückgehen, ist es in 80 Jahren 2,7 Grad wärmer als in der vorindustriellen Zeit.
Mit jedem Zehntelgrad nimmt die Zahl an Extremwetterereignissen zu. Extremtemperaturen, die in der vorindustriellen Zeit alle 50 Jahre aufgetreten sind, sind heute alle zehn Jahre zu beobachten. Und wenn sich das Klima um 1,5 Grad erwärmt hat, dann wird es alle sechs Jahre dazu kommen.
Auch Starkregen und Dürren werden mit jedem Zehntelgrad häufiger. Und auch die Höhe des Meeresspiegels hängt letztlich von der Erwärmung ab. Im besten Fall liegt der Meeresspiegel im Jahr 2100 rund 40 Zentimeter über dem heutigen Niveau. Wenn die Emissionen allerdings nicht ab sofort schnell sinken, ist der Meeresspiegel dann 60 Zentimeter höher als heute.
Hinzu kommt die Gefahr, einen Kipppunkt zu erreichen: "Abrupte Reaktionen und Kipppunkte des Klimasystems, wie etwa stark erhöhtes Abschmelzen des Antarktischen Eisschildes und das Absterben von Wäldern, können nicht ausgeschlossen werden."
Und auch hier geht es wieder um jedes Zehntelgrad: "Die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit, aber sehr großen Auswirkungen steigt mit zunehmender Erderwärmung."
"Unsere wirklich letzte Chance"
Wirklich neu ist das alles nicht und kann es auch gar nicht sein, denn der IPCC trägt ja nur das bestehende Wissen zur Klimakrise zusammen.
Angesichts der Fluten und Brände rund um die Welt in den letzten Wochen kommt der Bericht dennoch zur richtigen Zeit. Die Menschen in vielen Ländern haben einen ersten Vorgeschmack der Klimazukunft bekommen und müssen sich nun entscheiden: entweder mehr Naturkatastrophen oder sehr schnell weniger Emissionen.
"Der Bericht zeigt, dass dieses Jahrzehnt wirklich unsere letzte Chance ist, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen", sagt Helen Mountford vom US-Thinktank World Resources Institute. Dabei komme es auf alle an.
"Schauen Sie sich die führenden Politiker der Welt an, die heute im Amt sind", so Mountford. "Unser gemeinsames Schicksal wird von ihren Entscheidungen abhängen. Dies ist ein Moment, in dem jeder Einzelne aufbegehren und mutige Klimamaßnahmen fordern muss, als ob unsere Zukunft davon abhinge, denn das tut sie wirklich."
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