Ausgetrocknete Ebene bis zum Horizont.
Dürren werden zunehmen, auch in Deutschland. (Foto: Chylo Pashi/​Pixabay)

Die Klimakrise wird das Leben vieler Menschen verändern oder gar bedrohen. Vor allem mehr Hunger, häufigere Dürren und mehr Krankheiten werden das tägliche Leben von Millionen von Menschen schon in den nächsten Jahrzehnten beeinträchtigen. Unterernährung, unsichere Wasserversorgung und Seuchen gehören zu den Folgen des Klimawandels. Auch der Zusammenbruch ganzer Ökosysteme steht zu befürchten.

Das geht aus Medienberichten hervor, die aus dem Entwurf für den sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC zitieren. Der 4.000 Seiten starke Klimabericht soll im nächsten Jahr veröffentlicht werden und bietet die bisher umfassendste Darstellung der Auswirkungen des Klimawandels auf den Planeten und die Menschheit.

Ein Verfehlen des 1,5-Grad-Ziels aus dem Pariser Klimaabkommen hätte demnach verheerende Folgen. Es drohen "irreversible Auswirkungen auf Menschen und ökologische Systeme". Erwärmt sich die Erde um zwei Grad, werden weltweit 420 Millionen Menschen zusätzlich dem Risiko von Hitzewellen ausgesetzt. Um 1,1 Grad ist der Planet seit Beginn der Industrialisierung schon wärmer geworden.

Seit 2017 arbeiteten mehrere tausend Forscher:innen weltweit an dem Bericht. Die jetzt bekannt gewordenen Details stammen aus der Arbeitsgruppe drei, die sich mit den Folgen des Klimawandels, mit Verwundbarkeit und Anpassung befasst. Die Ergebnisse sollen im Februar kommenden Jahres angenommen werden, wie bei früheren IPCC-Berichten sollen Regierungsvertreter:innen eine "Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger" aushandeln.

Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnten nach den Angaben zwischen acht und 80 Millionen Menschen mehr als heute von Hunger bedroht sein. Schon in den vergangenen 50 Jahren hat die Häufigkeit von plötzlichen Nahrungsmittelausfällen etwa durch Wetterextreme oder Dürren zugenommen.

Störungen des Wasserkreislaufs könnten in Zukunft zu Knappheiten bei Grundnahrungsmitteln in Afrika südlich der Sahara führen, deren Anbau eine bestimmte Menge an Niederschlägen voraussetzt. In Westafrika haben sich die Erträge von Hirse und Sorghum durch die Klimaveränderungen bereits deutlich verringert. In Indien könnten bis zu 40 Prozent der Reisanbaugebiete für den Anbau des Getreides weniger geeignet werden.

Viele Klimafolgen schon unvermeidbar

Die Klimakrise wird auch die Sicherheit der Wasserversorgung erheblich beeinträchtigen. Etwa 350 Millionen Bewohner:innen von Ballungsräumen werden wegen Dürren unter Wassermangel leiden, wenn die Erderhitzung 1,5 Grad erreicht. Bei zwei Grad wären weitere 60 Millionen Menschen betroffen.

Verstärkte Migration wäre die Folge. In Afrika, Südostasien und Lateinamerika könnten bis 2050 zwischen 30 und 140 Millionen Menschen wegen unsicherer Wasserversorgung, Ernteausfällen oder Meeresspiegelanstieg vertrieben werden, so der Bericht.

"Die Klimakrise ist eine Überlebensfrage für uns alle. Selbst das Einhalten der strengsten Klimaziele hat schon enorme Folgen für jeden Menschen", sagte die klimapolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Lisa Badum, zu den Berichten. Bei 1,1 Grad Erderhitzung leide Deutschland jetzt schon unter Dürren und Hitzewellen. "Weltweit werden Ernteausfälle, Extremwetter und Fluchtbewegungen deutlich zunehmen", sagte Badum. Darum zähle jedes Zehntelgrad.

Das sehen auch die Autor:innen des IPCC-Berichts so. Das Ausmaß der Folgen sei abhängig von der Entwicklung bei den Treibhausgasemissionen. Der Zusammenbruch von Ökosystemen, Knappheiten bei der Wasser- und Lebensmittelversorgung sowie Krankheiten würden als Folgen der Klimakrise in den kommenden Jahrzehnten immer schneller zunehmen, selbst wenn es den Menschen gelinge, ihren Treibhausgasausstoß zu reduzieren.

Auch wenn viele Klimafolgen bereits unvermeidbar seien, könnten zügige politische Entscheidungen die Folgen noch abschwächen, heißt es weiter im Bericht.

Ergänzung am 9. August: Der erste Teil des neuen IPCC-Berichts ist erschienen.

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