Heuschrecken-Schwarm über einem Feld in Madagaskar.
Heuschrecken-Schwarm im Süden Madagaskars, Aufnahme von 2014. (Foto/​Ausschnitt: Ingo Wölbern/​Wikimedia Commons)

2020 war ein Jahr der Extreme. Nicht nur wegen Covid-19. Es war auch ein Jahr der verheerenden Naturkatastrophen, bei denen der Klimawandel eine Rolle spielt.

Betroffen waren Millionen Menschen, und betroffen waren alle Kontinente, mit teilweise exorbitanten Kosten und gravierenden Schäden für die Bevölkerung und die Ökosysteme, von denen die Existenzgrundlage der Menschen abhängt, wie ein Bericht der britischen Entwicklungsorganisation Christian Aid zeigt.

Bei weiter steigenden Temperaturen steigt auch die Wahrscheinlichkeit solcher Extremwetterereignisse. Sie fallen heftiger aus und verursachen größere Schäden. Verhindert werden kann das nur durch ein rasches Absenken der Treibhausgas-Emissionen, mahnt die Organisation.

Von den 15 schlimmsten klimabedingten Katastrophen des Jahres 2020 verursachten neun laut Bericht Schäden von mehr als fünf Milliarden US-Dollar. In chronologischer Reihenfolge:

Januar: Brände in Australien. Wochenlange Feuer von hoher Intensität verbrennen mehr als elf Millionen Hektar Wald, weitere sieben Millionen Hektar sind von den Bränden betroffen. Tausende Häuser werden zerstört, mindestens 34 Menschen und eine etwa Milliarde Säugetiere, Vögel und Reptilien sterben.

Die Kosten belaufen sich auf mindestens fünf Milliarden US-Dollar, ein Drittel davon Gesundheitskosten, die durch die extreme Rauchentwicklung der Feuer verursacht wurden. Andere Schätzungen gehen sogar von 70 Milliarden Dollar Gesamtkosten aus.

Laut einer Studie der Forschungsinitiative World Weather Attribution sind die extremen Brände in Australien durch den Klimawandel um mindestens 30 Prozent wahrscheinlicher geworden.

Januar bis Juni: Hitzewelle in Sibirien. In der ersten Hälfte des Jahres erlebte die Region eine nie dagewesene Hitzewelle. Bis auf 38 Grad kletterten die Temperaturen in der nordostsibirischen Stadt Werchojansk, die sonst als kälteste Stadt der Welt gilt. 

Auch hier untersuchten die Klimaforscher:innen von World Weather Attribution den Anteil des Klimawandels. Ergebnis: Die menschengemachte Erderhitzung hat die extremen Temperaturen in Sibirien mindestens 600-mal wahrscheinlicher gemacht.

Die Schäden durch die sich rapide erwärmende Arktis lassen sich nicht direkt beziffern. Die Auswirkungen sind aber immens. Studien sehen einen Zusammenhang zum Meeresspiegelanstieg, zur Luftverschmutzung in China sowie zur Nahrungsmittelproduktion in den USA und Kanada.

Durch das Auftauen des Permafrostes werden zudem riesige Mengen an Methan freigesetzt, was den Klimawandel weiter anheizt.

Januar bis Juni: Heuschreckenplage in Ostafrika. Ungewöhnlich große Regenmengen Ende 2019 schufen optimale Bedingungen für eine exponentielle Ausbreitung der Heuschrecken. Betroffen waren ostafrikanische Länder wie Äthiopien, Eritrea, Kenia, Somalia und Uganda. Die Plage erstreckte sich aber auch über die Arabische Halbinsel bis Iran und Pakistan.

Die Heuschreckenschwärme zerstörten Felder, Weiden, Bäume. Millionen Menschen waren von Hunger bedroht. Die Weltbank schätzt die Schäden auf 8,5 Milliarden Dollar.

Februar und Oktober: Stürme in Europa. Europa erlebte 2020 mehrere außergewöhnlich starke Stürme. Die höchsten Kosten verursachten Ciara in Großbritannien und Irland sowie Alex in Frankreich und Italien. Insgesamt beläuft sich die Schadenssumme auf 5,9 Milliarden Dollar.

Mai: Zyklon Amphan in Indien, Sri Lanka und Bangladesch. Mit Windgeschwindigkeiten von 270 Kilometern pro Stunde war Amphan einer der stärksten Zyklone in der Region. Mindestens 128 Menschen starben, fünf Millionen verloren ihr Zuhause. Die Kosten belaufen sich auf 13 Milliarden Dollar.

Studien zeigen, dass sich die Intensität von Zyklonen durch steigende Temperaturen verstärkt. Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasser aufnehmen, die Regenmenge der Zyklone nimmt zu und damit auch die Gefahr von Überflutungen.

Mai bis November: Außergewöhnlich starke atlantische Hurrikansaison in den USA und Zentralamerika. Die atlantische Hurrikansaison war eine Saison der Rekorde. Sie umfasste 30 namentlich benannte Stürme.

Schon im September gingen die Namen der Stürme aus, die jährlich von der Weltmeteorologieorganisation WMO vergeben werden. Darauf folgte eine Art Notfallliste mit Namen nach dem griechischen Alphabet.

Insgesamt starben mehr als 400 Menschen, mindestens 200.000 verloren ihr Zuhause. Kosten: 41 Milliarden Dollar.

Juni bis Oktober: Überschwemmungen in China. Mehr als 35 Millionen Menschen waren betroffen, besonders in den dicht besiedelten Regionen am Jangtse, dem längsten Fluss Chinas. Die Kosten werden auf 32 Milliarden Dollar geschätzt. 

China ist das Land mit dem höchsten Risiko von Überschwemmungen weltweit. Durch den Klimawandel fällt in China ein größerer Teil der Niederschläge in Form von Starkregen, sodass die Flüsse öfter über die Ufer treten.

Juni bis Oktober: Überschwemmungen in Indien. Extreme Regenfälle während des Monsuns verursachten Überschwemmungen und Erdrutsche. Mehr als 2.000 Menschen starben, vier Millionen verloren ihr Zuhause. Kosten: zehn Milliarden Dollar.

Starkregen-Ereignisse haben sich in Indien in den letzten 65 Jahren um den Faktor drei vervielfacht. Mit fortschreitendem Klimawandel ist mit häufigeren Überschwemmungen zu rechnen.

Juli: Überschwemmungen in Japan. Extreme Regenfälle während der Regenzeit führten auf Kyushu, der südwestlichsten Hauptinsel Japans, zu Überschwemmungen und Erdrutschen. 82 Menschen starben, 250.000 mussten evakuiert werden. Die Kosten belaufen sich auf fünf Milliarden Dollar.

Nach Angaben von Japans Wetterbehörde haben sich die Niederschlagsmuster in dem Land verändert. Es gibt nun mehr Tage mit Starkregen, weniger mit leichtem Regen. Extreme Wolkenbrüche kommen häufiger vor.

Juli bis September: Überschwemmungen in Pakistan. Schwere Regenfälle während des Monsuns verursachten auch in Pakistan Überschwemmungen und Erdrutsche. 410 Menschen starben. Die Kosten werden auf mehr als 1,5 Milliarden Dollar geschätzt.

Juli bis September: Überschwemmungen in Südsudan. Nach starken Regenfällen traten mehrere Flüsse über die Ufer, darunter auch der Nil. Mehr als eine Million Menschen waren betroffen, mindestens 138 starben. Die Überschwemmungen übertrafen bisherige Rekordereignisse von 1946 und 1988. Die Kosten, um die Schäden zu beheben, werden auf knapp 82 Millionen Dollar geschätzt.

Juli bis November: Waldbrände im Westen der USA. Die Waldbrandsaison 2020 an der Westküste der USA war besonders zerstörerisch. Dutzende Feuer in Kalifornien, Colorado, Arizona, Washington und Oregon verursachten Schäden von 20 Milliarden Dollar. Mindestens 42 Menschen starben.

August bis November: Waldbrände in Südamerika. Betroffen waren Brasilien, Paraguay, Argentinien und Bolivien, in teils nie dagewesenem Ausmaß. Die Feuer waren so extrem, dass sich etliche Regionen gezwungen sahen, den Notstand auszurufen.

Viele der Brände gehen auf Brandrodung zurück, um Platz zu schaffen für Rinderfarmen und Plantagen. Hohe Temperaturen und Trockenheit machen die Brände noch zerstörerischer.

Oktober bis November: Taifune auf den Philippinen. Der Taifun Goni war der stärkste Tropensturm des Jahres 2020. 24 Menschen wurden getötet, Tausende verloren ihr Zuhause und ihre Ernten. Nur wenige Wochen später verwüstete Taifun Vamco fast dieselben Regionen. Diesmal wurden 73 Menschen getötet. Die Schäden werden auf eine Milliarde Dollar geschätzt.

Oktober bis November: Überschwemmungen in Vietnam. Die ungewöhnlich heftige Monsunsaison 2020 traf auch Vietnam besonders stark. In nur zwei Monaten wurde das Land von neun Tropenstürmen und Taifunen getroffen. Überschwemmungen und Erdrutsche waren die Folge. 192 Menschen starben, 57 gelten als vermisst. Die Schäden belaufen sich auf 1,3 Milliarden Dollar.

Vermutlich sind die Schäden in allen Fällen noch höher. Erfasst werden nur die versicherten Schäden.

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