Die Sonne ist unsere größte und verlässlichste Energiequelle. Sie schickt uns jede Sekunde unseres Hierseins 15.000-mal mehr Energie, als die gesamte Menschheit heute verbraucht.

Das macht sie schon 4,5 Milliarden Jahre und nochmal 4,5 Milliarden Jahre, haben die Astrophysiker errechnet. Und das tut sie umweltfreundlich, kostengünstig, auf jedes Dach und ohne giftigen oder gefährlichen Abfall.

 

In diesem Jahr und in diesem Sommer sind die bisherigen Versäumnisse der Energiewende besonders sichtbar und spürbar geworden.

Wir erleben einen Hitzerekord nach dem anderen, Waldbrände in Italien, Griechenland, Kanada, Teneriffa, Kalifornien und China – Überschwemmungen in Slowenien, Österreich, Franken und Tirol sowie weltweites Korallensterben und warme Meere wie nie zuvor.

Rund ums Mittelmeer erleben die Menschen Temperaturen von 40 Grad und mehr. Unser Haus brennt und die Energiewende geht noch immer viel zu langsam.

Doch jetzt hat die Bundesregierung endlich eine Gesetzesnovelle, ein Solarpaket, verabschiedet, das es einfacher, unbürokratischer und schneller macht, Solarmodule auf Dächer, Balkone, Fassaden, Äcker und Industriebrachen zu installieren.

Sonnenschein heißt Stromkosten sparen

Nun ist es endlich so weit: Das Solarzeitalter beginnt, die Sonne gewinnt. Gibt der Bundestag im Herbst grünes Licht, kann das Solarpaket der Regierung Anfang kommenden Jahres in Kraft treten.

Die Regierung Kohl hat vor über 30 Jahren zaghaft die solare Energiewende mit einem 1.000-Dächer-Programm begonnen. Die rot-grüne Bundesregierung hat dann im Jahr 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz verabschiedet, das weltweit von inzwischen 80 Regierungen in der Intention übernommen wurde.

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Als einer der ersten deutsch­sprachigen Journalisten informierte er über Klima­wandel und Energie­wende.

In Deutschland aber wurde dieses Gesetz durch neun Novellierungen aufgebläht und brutal verbürokratisiert, sodass es nahezu unmöglich war, eine Erneuerbaren-Anlage ohne Rechtsanwalt zu installieren. Bis zu zehn Jahren und länger dauerten die Genehmigungsverfahren.

Das soll jetzt alles einfacher und entschieden schneller genehmigt werden. Mieter, Handwerker, Bauern, Hausbesitzer und Wohneigentümer können bald loslegen, wenn sie erneuerbar werden wollen. Schließlich sind hierzulande noch 90 Prozent der Gebäude ohne Solaranlage.

Die Bedenkenträger und das regulierungswütige Deutschland können und müssen jetzt rasch umdenken und umhandeln. Eine heilsame Erfahrung steht uns bevor.

Im Baumarkt kann jede und jeder ein Solarmodul kaufen, es in die Steckdose stecken, per Stecker-Solarkraftwerk seinen eigenen Strom produzieren und bei Sonnenschein Stromkosten sparen. Bei viel Sonne zur Mittagszeit kann der Zähler auch mal rückwärts laufen.

Landwirte werden zusätzlich Energiewirte

Bauern können doppelte Landwirtschaft betreiben. Unten auf dem Boden wie bisher Gemüse oder Obst anbauen und vier Meter darüber per aufgeständertem Agri-Solarkraftwerk Strom produzieren und verkaufen. Landwirte werden zusätzlich Energiewirte.

Im Mai 2023 hat Deutschland bereits zwei Drittel seines Stroms erneuerbar produziert. Es werden künftig noch viel mehr sein, da jetzt auch endlich der Ausbau der Windenergie schneller vonstattengehen soll.

Sonne und Wind sind die entscheidenden Energieträger von morgen. Durch Stromspeicher und Stromleitungen vom windreichen Norden nach Bayern und Baden-Württemberg werden wir bald noch weit mehr erneuerbare Energie nutzen können, auch wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.

Wenn Solarstrom, Windstrom an Land und Windstrom auf See kombiniert werden, haben wir fast immer Ökostrom zur Verfügung. Hinzu kommen die speicherbare Wasserkraft, die Erdwärme, die Bioenergie sowie die Wellen- und Meeresenergie der Ozeane.

Die Welt ist voll mit erneuerbarer Energie. Wir müssen nur lernen, die gesamte Symphonie der Erneuerbaren zu nutzen.