Die Kartoffel ist eines der beliebtesten Nahrungsmittel in Deutschland. Heimisch ist sie jedoch in Südamerika. Dort wird es für indigene Gemeinschaften aufgrund der Klimaerwärmung immer schwieriger, dieses wichtige Grundnahrungsmittel anzubauen.
Eine Ursache dafür sind die Braunkohletagebaue in Deutschland. Gerade reiche Länder wie Deutschland müssen deshalb schnell und entschlossen vorangehen und zeigen, dass der Ausstieg aus der Kohle möglich ist. Dass die Bundesregierung bei diesem wichtigen Thema mit leeren Händen zum Klimagipfel nach Polen gefahren ist, ist vor diesem Hintergrund fatal.
In meiner Heimatstadt Huánuco in Peru ist der Anbau von Kartoffeln eine wichtige Lebensgrundlage für zahlreiche indigene Familien. Seit einigen Jahren macht sich aber die globale Klimaerwärmung durch ein stark verändertes Mikroklima deutlich bemerkbar.
Das hat zur Folge, dass die von indigenen Familien angebauten Kartoffeln nicht mehr so groß werden wie früher und damit nur schwer verkäuflich sind und deutlich weniger Geld einbringen. Zudem führt die Erwärmung dazu, dass sich Schädlinge in Gebieten ausbreiten können, in denen sie bislang aufgrund der Witterungsbedingungen nicht vorkamen.
Ein weiteres Problem in Zusammenhang mit der Klimaerwärmung ist die Gletscherschmelze. Das ist zum einen problematisch, weil die Wasserversorgung von einem Großteil der peruanischen Bevölkerung aus den Gletschern gespeist wird und Wasser in vielen Regionen schon heute knapp ist.
Zum anderen haben die abschmelzenden Gletscher schwere Erdrutsche und Schlammlawinen zur Folge. Im vergangenen Jahr wurden mehrere Dörfer zerstört. Viele Menschen kamen dabei ums Leben.
Internationale Petition an die deutsche Bundesregierung
In Peru wie auch in anderen Teilen der Welt sind die ärmsten Bevölkerungsschichten am schwersten von den Folgen der Klimaerwärmung betroffen. Schon heute sind die Wohnhäuser von armen Menschen schlechter gegen schwere Unwetter geschützt. Zugleich können es sich ärmere Menschen nicht so einfach leisten, den Wohnort zu wechseln oder bei Ernteausfällen höhere Preise für Lebensmittel zu bezahlen.
Aus diesem Grund ist es dringend notwendig, die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Jedes Zehntelgrad mehr oder weniger ist eine Frage von Leben und Tod.
Deutschland ist ein reiches Land und zahlreiche Studien zeigen, dass ein schneller Ausstieg aus der Kohlenutzung möglich wäre. Dass dies aus klimapolitischer Sicht auch dringend notwendig ist, ist ohnehin längst klar.
Zugleich hätte ein Kohleausstieg in Deutschland international eine wichtige Signalwirkung. Aus diesem Grund ist es fatal, dass die deutsche Regierung ohne einen Ausstiegsplan zur Klimakonferenz in Polen gefahren ist und noch nicht einmal konkrete Schritte beschlossen hat, wie sie ihr Klimaziel für 2020 noch erreichen will.
Zur Person
Die peruanische Klimaaktivistin Amanda Luna Tacunan aus der indigenen Gemeinde Huánuco lebt derzeit in Köln. Sie ist internationale Koordinatorin eines Indigenenrates im Amazonasgebiet von Peru.
Gemeinsam mit Zehntausenden Menschen habe ich deshalb in den letzten Wochen im Rheinischen Braunkohlerevier für einen schnellen Kohleausstieg demonstriert.
Und gemeinsam mit anderen Menschen, die von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, habe ich eine internationale Petition gestartet, mit der wir die deutsche Bundesregierung auffordern, einen schnellen Kohleausstieg in Einklang mit dem Erreichen des 1,5-Grad-Ziels zu beschließen.
Nur wenn es gelingt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, können die schlimmsten Folgen noch verhindert werden. Das hat der kürzlich erschienene Sonderbericht des Weltklimarats IPCC verdeutlicht.
Gleichzeitig macht er unmissverständlich klar: Damit das noch gelingt, ist ein tiefgreifendes, schnelles und entschiedenes politisches Handeln notwendig. Der Kohleausstieg in Deutschland wäre dabei ein überfälliger erster Schritt.
Alle Beiträge zur Klimakonferenz COP 24 in Polen finden Sie in unserem Katowice-Dossier