Der Thinktank Club of Rome hat einen "Klima-Notfall-Plan" veröffentlicht, mit dem die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbiert und bis 2050 auf null heruntergefahren werden sollen. Ziel der Initiative ist es, einen katastrophalen Klimawandel noch zu verhindern und das 1,5-Grad-Erwärmungslimit einzuhalten.
In dem Zehn-Punkte-Plan fordert der Club unter anderem einen Stopp der Suche nach neuen Erdöl-, Erdgas- und Kohle-Lagerstätten sowie des Baus von Kohlekraftwerken ab 2020, ein Verbot von Verbrennungsmotoren in Neuwagen ab 2030, großflächige Aufforstungen und einen neuen Indikator für die Wohlstandmessung anstelle des Bruttosozialprodukts.
Die Experten des Thinktanks glauben, dass ein solcher "Weckruf" an Regierungen, Unternehmen und Bürger notwendig ist, um die Schwere der Bedrohung durch die globale Erwärmung klarzumachen: "Klimawandel ist keine zukünftige Gefahr mehr, er betrifft heute bereits Milliarden Menschen rund um den Erdball und jede Volkswirtschaft."
Allein den USA, so der Club of Rome, drohten nach dem jüngsten nationalen Klimabericht zum Ende des Jahrhunderts Verluste von jährlich mehreren hundert Milliarden Dollar. Weltweit würden bereits bis 2050 rund 140 Millionen Klimaflüchtlinge erwartet.
Schnelle weltweite Energiewende
Der Club, der 1972 durch seinen Report "Die Grenzen des Wachstums" bekannt wurde, hat den Notfall-Plan jetzt im Europäischen Parlament vorgestellt. Hauptziel ist eine stark beschleunigte Transformation des Energiesystems.
So sollen neben dem Stopp des weiteren Ausbaus der fossilen Energien in zwei Jahren schrittweise auch die staatlichen Subventionen dafür gestrichen werden, die laut dem UN-Umweltprogramm Unep weltweit rund 600 Milliarden Dollar jährlich betragen – in den Industriestaaten im Zeitraum 2020 bis 2025 und in den Entwicklungsländern bis 2030. Die Regierungen fordert der Thinktank auf, die frei werdenden Finanzmittel in die Förderung der erneuerbaren Energien und der Energieeinsparung zu stecken.
Flankiert werden soll das alles mit fiskalischen Maßnahmen: Die Regierungen werden aufgefordert, Mindestpreise für das Treibhausgas CO2 sowie CO2-Steuern einzuführen, deren Aufkommen in Öko-Projekte, die Senkung anderer Steuern oder den sozialen Ausgleich fließen soll.
Zudem sei es nötig, Arbeitern und Angestellten aus den fossilen Energiesektoren, die ihre Arbeitsplätze wegen der Energiewende verlieren, und den betroffenen Regionen – etwa den Kohlerevieren – Finanzhilfen für den Strukturwandel zu geben. Es müsse eine "gerechten Übergang" in diesen Regionen geben.
Der Plan sieht weiter vor, die weltweiten Kapazitäten für Wind- und Solarenergie künftig alle vier Jahre zu verdoppeln und die Investitionen in Erneuerbare und Energieeffizienz bis 2025 zu verdreifachen.
In den Industrieländern sollen neue Gebäude und Renovierungen ab 2030 nur noch im Passivhaus-Standard ausgeführt werden. Die CO2-Flottenlimits für Autos und Lkw sollen bis 2030 um mindestens 50 Prozent und bis 2040 um 80 Prozent gesenkt werden.
Veränderte Landnutzung und Bildung für Mädchen
Ein weiterer Schwerpunkt des Konzepts ist die Landnutzung. Gefordert wird unter anderem eine "klimasmarte" Landwirtschaft gemäß dem Konzept der FAO, eine Verdreifachung der globalen Investitionen in Wiederaufforstung und Erhaltung von Mooren und die Sanierung ausgelaugter Böden.
Neben diesen Punkten hält es der Club für notwendig, das weltweite Bevölkerungswachstum unter Kontrolle zu halten, um auch so den Druck auf Klima und Naturressourcen zu begrenzen. Derzeit leben 7,6 Milliarden Menschen auf der Erde, erwartet wird ein Anstieg auf rund zehn Milliarden Mitte des Jahrhunderts.
Empfohlen werden in den Entwicklungsländern bessere Bildungschancen für Mädchen und Jungen, besseren Zugang zu Verhütungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen und generell eine optimierte Familienplanung.
Der Ehrenpräsident des Thinktanks, Anders Wijkman, unterstrich die Dramatik der Lage bei der Veröffentlichung des "Notfall-Plans". Vor 40 Jahren habe der "Grenzen"-Report des Club of Rome die Welt auf die bevorstehenden ökologischen und demografischen Herausforderungen aufmerksam gemacht.
"Heute sehen wir, dass das exponentielle Wachstum von Bevölkerung und Konsum seit Jahrzehnten mit den Grenzen der Biosphäre der Erde kollidiert", sagte Wijkman. Notfallmaßnahmen seien heute "wichtiger als je zuvor".