Überflutete Häuser von oben
Überflutungen im US-Bundesstaat Texas nach Hurrikan "Harvey" im Jahr 2017. (Foto: SC National Guard/​Wikimedia Commons)

Donald Trump kennt den Unterschied zwischen Wetter und Klima nicht oder will ihn nicht kennen. Das machte ein Tweet des US-Präsidenten vom letzten Mittwoch wieder deutlich. Frostige Temperaturen hatten vor allem den Nordosten des Landes im Griff, und Trump textete: "Brutale und anhaltende Kältewelle könnte alle Rekorde brechen – was bitte ist mit der globalen Erderwärmung passiert?"

Ein jetzt vom Weißen Haus veröffentlichter Bericht von Regierungsbehörden zum Klimawandel in den USA gibt die Antwort: Die Erwärmung hat in den letzten Jahrzehnten bereits große Schäden für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft verursacht, und sie drohen stark anzuwachsen, wenn der Treibhausgas-Ausstoß nicht schnell gesenkt wird.

Unwetter kosteten allein fast 400 Milliarden US-Dollar

In dem Report heißt es, schon jetzt seien Folgen des Klimawandels wie stärkere Stürme, Überschwemmungen und Dürren zu erkennen; so hätten Unwetter in den USA seit 2015 bereits knapp 400 Milliarden US-Dollar gekostet. Mitte des Jahrhunderts könnten die Verluste in dem Land unter anderem durch Schäden an der Infrastruktur, geringere Ernten und Störung des globalen Handels pro Jahr mehrere hundert Milliarden Dollar betragen, warnen die Experten.

Das wird auch das Wirtschaftswachstum drücken. Bis 2100 könne die Erwärmung die Wirtschaftsleistung der USA um bis zu zehn Prozent senken, sagen die Forscher voraus. Die Folgen wären damit doppelt so groß wie die vor zehn Jahren durch die Lehman-Pleite ausgelöste Weltwirtschaftskrise – allerdings dauerhafter. Besonders betroffen seien die Landwirtschaft und Fischerei sowie der Tourismus.

Der über 1.600 Seiten starke Bericht "National Climate Assessment" (NCA) wurde von 13 US-Ministerien und Bundesbehörden geschrieben, darunter das Landwirtschaftsministerium und die Ozean- und Wetterbehörde NOAA, und fußt auf mehr als 1.000 Studien. Auftraggeber war der US-Kongress.

Ausgaben des Reports müssen alle vier Jahre veröffentlicht werden, die erste war im Jahr 2000 erschienen. Der letzte Bericht von 2014 hatte zwar auch schon eindringlich vor wachsenden Klimagefahren gewarnt, die ökonomischen Folgen aber noch nicht so detailliert benannt.

Küstengebiete besonders gefährdet

Besonders gefährlich wird der Klimawandel laut den Prognosen angesichts des steigenden Meeresspiegels und stärkerer Sturmfluten für US-Küstengebiete sein. In Teilen der Bundesstaaten Louisiana und Alaska drohten so starke Überschwemmungen, dass Anwohner zur Umsiedlung gezwungen sein könnten. Zudem werde der Wert von Immobilien in solchen Regionen sinken.

Für Kalifornien werden weitere Waldbrand-Rekorde erwartet, und Mitte des Jahrhunderts könnte es eine "Fire Season" wie in dem Westküsten-Staat auch im Südosten des Landes geben. Folgen habe der Klimawandel laut dem Report aber auch für die Gesundheit der US-Bürger, etwa durch extremeres Wetter, die Verbreitung neuer Krankheiten und schlechtere Luftqualität.

Die Experten betonen, dass eine schnelle, aktive Klimapolitik in den USA und im Rest der Welt die Schäden durchaus noch begrenzen könne. Sie empfehlen unter anderem, dem Treibhausgas CO2 einen Preis zu geben, was durch Besteuerung oder einen Emissionshandel möglich ist. Außerdem sollten die Regierungen Obergrenzen für den CO2-Ausstoß beschließen und Geld in die Energieforschung stecken.

Weißes Haus versteckt Bericht hinter "Black Friday"

Wissenschaftler, die an dem Report beteiligt waren, fanden laut der New York Times keine Hinweise darauf, dass das Weiße Haus Veränderungen an den Ergebnissen oder Schlussfolgerungen vorgenommen hat. Kritisiert wurde allerdings, dass der Bericht statt wie geplant im Dezember ausgerechnet im Umfeld des Feiertags Thanksgiving (Erntedank) und des Kaufrauschtags "Black Friday" veröffentlicht wurde, an denen die Aufmerksamkeit der US-Öffentlichkeit für solche Nachrichten gering sei. Es sei ein Versuch der Regierung gewesen, das Beste der Klimaforschung zu unterdrücken, sagte der Ko-Autor des Berichts, Andrew Light vom World Resources Institute in Washington.

Die Studie wird nach Einschätzung von Beobachtern den Gegnern von Präsident Trump nützen, die vor Gerichten gegen dessen Energiepolitik vorgehen, mit der er die Vorschriften aus der Obama-Zeit etwa zu den CO2-Standards von Kohlekraftwerken und den Spritstandards für Autos zurückzudrehen versucht. "Dieser Bericht wird die juristische Position der Trump-Administration beim Rückgängigmachen der Klimaschutz-Vorschriften schwächen, und er stärkt diejenigen, die vor Gericht dagegen kämpfen", kommentierte der Princeton-Professor Michael Oppenheimer.

Das Weiße Haus selbst ließ laut New York Times verlauten, der neue Report, der noch unter der Obama-Regierung begonnen wurde, basiere "weitgehend auf dem extremsten Szenario" des Klimawandels. Der nächste Bericht biete die Chance für mehr Ausgewogenheit.

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