Anbau von Torfmoosen zur Renaturierung von Mooren in Deutschland. (Bild: Tobias Dahms/AESA aerial, Bildquelle: Greifswald Moor Centrum)

"Frieden mit der Natur" – so lautete der poetische Titel des UN-Gipfels zur Biodiversität im letzten Herbst in Cali in Kolumbien. Doch die Konferenz endete in einer Blamage. Die Delegationen aus fast 200 Ländern flogen nach Hause, ohne sich auf einen Finanzierungsplan für den Weltnaturvertrag zu einigen, mit dem fast ein Drittel des Planeten unter Schutz gestellt werden soll.

Nun die gute Nachricht: Immerhin steht jetzt die "Roadmap" dafür, und auch Kontrollmechanismen für die Naturschutzziele wurden beschlossen. Beim Nachsitzen der Delegierten auf einem Treffen in Rom konnte in letzter Minute eine Einigung erzielt werden.

Ein wichtiges Signal für die internationale Zusammenarbeit angesichts eskalierender geopolitischer Spannungen – von der Überschuldung von Entwicklungsländern über Handelskonflikte bis hin zur Kürzung der Auslandshilfen besonders durch die neue Trump-Regierung in den USA.

 

Bei der Erhaltung der Biodiversität steht viel mehr auf dem Spiel, als den meisten Menschen bewusst ist. Es geht nicht nur um irgendwelche aussterbenden Insektenarten, sondern, wie beim Klima, um die Basis für das Überleben der Menschheit.

Ohne die Leistungen der Natur – etwa die Regulation des Wasserhaushalts, die Bereitstellung von Nahrung und Rohstoffen oder die CO2-Speicherung in Böden und Vegetation – ist die Zivilisation gefährdet. Studien haben gezeigt, dass mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung von einer intakten Natur abhängt. Es geht also wirklich nicht um Peanuts.

Der öffentliche Druck muss hoch bleiben

Umso wichtiger ist es, dass es nun eine Perspektive für eine Trendwende zum Positiven gibt. Bei der Vorgängerkonferenz in Montreal 2022 hatte die Weltgemeinschaft beschlossen, bis 2030 jeweils 30 Prozent der Land- und der Ozeanflächen unter Schutz zu stellen, kurz auch "30×30"-Ziel genannt.

Bisher ist man noch weit davon entfernt. An Land sind nur rund 15 Prozent der Flächen mehr oder weniger gut geschützt, bei den Meeren sieben Prozent.

Pharmakonzerne nutzen Gensequenzen aus der Natur bisher ohne adäquate Gegenleistung. (Bild: Umberto Salvagnin/​Flickr)

Doch damit die hehren Ziele auch erreicht werden, braucht es eine ausreichende internationale Finanzierung. Dass es die bisher nicht gibt, war ein Grund dafür, dass der bereits 2010 aufgestellte UN-Plan zur Biodiversität ("Aichi-Ziele") erfolglos blieb.

Gerade arme Länder im globalen Süden sind ohne Hilfe nicht in der Lage, den Schutz von Flächen vor Raubbau abzusichern oder dort eine nachhaltige Nutzung auf die Beine zu stellen.

Nun wird die Zeit knapp. Um das 30-Prozent-Ziel in den nur noch fünf Jahren bis 2030 zu erreichen, muss der in Rom aufgestellte Fahrplan auch eingehalten werden. Die grundsätzliche Bereitschaft der Regierungen, die globalen Naturschutz-Mittel bis 2030 auf jährlich 200 Milliarden US-Dollar anwachsen zu lassen, ist das eine, die Suche nach den neuen Geldern, die laut Beschluss nun konkret werden soll, das andere.

Auch die Verpflichtung der Industrieländer-Regierungen, die Hilfen von bisher 15 Milliarden schon in diesem Jahr auf 20 und bis 2030 dann auf 30 Milliarden anwachsen zu lassen, liest sich gut. Erfahrungen aus der internationalen Klimafinanzierung zeigen allerdings, dass solche Ziele regelmäßig nur mit Verspätung eingehalten werden. Der öffentliche Druck muss also hoch gehalten werden.

Zäher Abschied von Gratisleistungen der Natur

Und noch mehr macht das Zahlentableau klar: Die Entwicklungs- und Schwellenländer sind erstens selbst in der Pflicht, viel mehr für die Erhaltung ihrer Natur zu tun.

Und zweitens ist vor allem auch die Privatwirtschaft gefragt, um die vielfältigen Aufgaben der Erhaltung der Ökosysteme und der Renaturierung geschädigter Flächen zu finanzieren, allein aus den öffentlichen Etats ist das nicht zu schaffen.

Hier gibt es positive Signale aus der Wirtschaft. Selbst Unternehmen aus ursprünglich zögerlichen Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft oder Fischerei haben inzwischen erkannt, dass Biodiversität entscheidend für ihr Überleben ist.

 

Doch auch hier kommt es darauf an, dass wirklich Geld aus den Gewinnen, die mit der Natur gemacht werden, in die entsprechenden internationalen Fonds fließt.

Wie zäh es dabei zugeht, zeigt sich etwa am 2024 beschlossenen "Cali-Fonds", in den etwa Pharmafirmen einzahlen sollen, die Gensequenzen aus der Natur nutzen. Diese Kasse ist bisher leer geblieben.

Das kann nur heißen: Der Job der UN-Naturschützer ist noch lange nicht zu Ende.

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