Wer in einem noch nicht energetisch sanierten Haus aus den 1950er bis 1970er Jahren lebt, kennt das. Die Nebenkosten, vor allem für Energie, sind für Mieter zur zweiten Miete geworden, und sie strapazieren auch bei Hauseigentümern das Budget.

Die Kosten für Erdgas, Heizöl oder Pellets haben sich gegenüber der ersten Zeit nach dem Beginn von Putins Krieg gegen die Ukraine zwar wieder niedriger eingependelt. Doch wer es im Winter warm haben will, muss immer noch deutlich drauflegen. Hinzu kommen die CO2-Kosten, die jährlich ansteigen.

 

Fossiles Heizen in schlecht gedämmten Häusern hat keine Zukunft. Das ist, eigentlich, fast allen klar. Und zwar schon seit dem Beginn der Klimapolitik vor über 30 Jahren. Doch ein durchschlagendes Konzept, wie die Millionen Altbauten schnell genug zukunftsfit gemacht werden können, hat bisher keine Bundesregierung beschlossen. Die Sanierungsrate dümpelt seit Langem bei unter einem Prozent der Häuser pro Jahr, zuletzt ist sie sogar zurückgegangen.

Dabei bleiben jetzt nur noch gut 20 Jahre, bis das Wohnen genauso wie die anderen Sektoren von Industrie bis Verkehr "klimaneutral" sein muss. Das im Klimaschutzgesetz fixierte Zieldatum ist 2045. Mit dem bisherigen Tempo ist das nicht zu schaffen.

Nur bei der Elektrizität kommt die Umstellung auf erneuerbare Energien gut voran. Der Anteil am Verbrauch nähert sich 60 Prozent. Beim Heizen liegt er viel niedriger, unter 25 Prozent, und die Umstellung verläuft langsam.

Der CO2-Preis allein kann's nicht regeln

Wie sensibel das Thema ist, musste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erleben, als er in der Ukraine-Energiekrise das Tempo mit seinem Heizungsgesetz forcieren wollte. Er unterschätzte die Wirkung dramatisch. Für viele ist es okay, wenn Öko- statt Fossilstrom aus der Steckdose kommt, doch in den Heizungskeller lassen sich die meisten nicht gerne hineinregieren.

Habeck hat seinen Fehler eingeräumt, mea culpa hoch zwei. Nur, die Wärmewende läuft immer noch schleppend. Zwar gibt es nun statt Zwang satte Zuschüsse für einen Heizungstausch, etwa den Umstieg von Öl und Gas auf Wärmepumpe, von bis zu 70 Prozent. Das bisherige Ampel-Ziel von 500.000 Umrüstungen pro Jahr liegt aber in weiter Ferne.

So wird es der Job der neuen Bundesregierung sein, ein intelligentes Turbo-Modell für den Wärmesektor – Gebäudesanierung und Energiewechsel – zu entwickeln, das für die Menschen attraktiv ist. Die Union als wahrscheinliche größte Regierungspartei will den steigenden CO2‑Preis zum zentralen Faktor machen, der die Hauseigentümer zum Handeln bringt.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Damit freilich könnte sie sich einen ähnlichen Aufstand wie bei Habeck einhandeln, wenn sie keinen effektiven Rückgabe-Modus für Mieter und Eigentümer einführt – egal, ob man ihn Klimageld, Klimabonus oder sonstwie nennt.

Der Berliner Klima-Thinktank MCC hat hierzu nun ein Modell entwickelt, wie sich der CO2-Preis im Gebäudesektor selbst für Härtefälle – etwa das unsanierte 50er-Jahre-Haus mit alter Ölheizung – vollständig kompensieren lässt.

 

Der Vorschlag sieht vor, dass alle Eigentümer von Wohnraum ein "Gebäude-Klimageld" erhalten, dessen Höhe nach Gebäude-Eigenschaften gestaffelt ist. Vermieter tragen dabei für vermieteten Wohnraum die CO2-Kosten komplett, rechnen sie also nicht über die Nebenkosten ab.

Über einen speziellen Umlagemechanismus innerhalb der Gebäudeklassen wird dabei laut MCC erreicht, dass die Einzelnen ein Signal bekommen, wann der optimale Umrüst-Zeitpunkt etwa für die Heizung erreicht ist.

Damit würde man sich von der für alle einheitlichen Rückerstattung wie beim bisherigen Klimageld-Konzept verabschieden. Dafür könnte es Ängste in einem der wichtigsten Lebensbereiche nehmen, beim Wohnen.