Die Deutschen haben in den letzten beiden Jahren spürbar Energie beim Heizen gespart. Das war vor allem eine Folge der im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg gestiegenen Preise für Erdgas, Heizöl und Fernwärme. Entsprechend sanken die CO2-Emissionen.
Die Dynamik reicht jedoch nicht aus, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, zumal die Heizkosten aktuell wieder günstiger sind. Fachleute des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) empfehlen Hauseigentümer:innen, in Gebäudesanierung und Heizungswechsel zu investieren – im Sinne des Klimaschutzes, aber auch, um sich gegen künftige Energiepreisschocks zu wappnen.
Die Heizkostenexplosion durch Putins Krieg war heftig, wurde beim Erdgasverbrauch aber durch die staatlichen "Bremsen" für Gas und Fernwärme abgemildert. Trotzdem zahlten die Haushalte in Deutschland 2023 für das Heizen rund 31 Prozent mehr als noch 2022, wie das DIW in seinem diesjährigen "Wärmemonitor" schreibt, der auf Basis der Heizkostenabrechnungen des Energie- und Immobiliendienstleisters Ista berechnet wurde.
Doch das Potenzial, Energie einzusparen, konnte gegenüber dem Vorjahr nicht mehr erhöht werden, obwohl die Preise im ersten "Kriegsjahr" gegenüber 2021 ähnlich stark angestiegen waren, nämlich um 33 Prozent. Heizten die Haushalte 2022 temperaturbereinigt im Schnitt noch 5,3 Prozent weniger als 2021, lag das weitere Minus 2023 gegenüber dem Vorjahr nur noch bei 3,8 Prozent.
Wo Heizen teuer ist, wurde nicht unbedingt am meisten gespart
Rund die Hälfte der deutschen Haushalte heizt mit Gas, das damit den Leitmarkt für Heizenergie darstellt. Im Jahr 2021 zahlten sie im Schnitt rund 6,7 Cent pro Kilowattstunde, 2022 waren es dann neun Cent und 2023 trotz Gaspreisbremse 11,8 Cent, insgesamt ein Anstieg um 75 Prozent.
"Die hohen Heizkosten haben viele private Haushalte trotz Gaspreisdeckel im Jahr 2023 schwer belastet", sagte DIW-Expertin und Mitautorin Merve Küçük. Die Möglichkeiten, noch mehr einzusparen, seien aber begrenzt. Küçük erinnerte daran, dass besonders Miethaushalte kaum Einfluss auf energetische Sanierungen der Gebäude oder auf die Heizungssysteme haben.
Das DIW wertete für den Wärmemonitor Heizkostenabrechnungen von 170.000 Häusern aus, erstmals wurden auch mit Fernwärme beheizte Gebäude einbezogen. Regional zeigten sich große Unterschiede, denn allgemein hatten die Haushalte im Osten – von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern – einen deutlich geringeren Heizbedarf als die im Westen.
In den ostdeutschen Ländern lag er bei 111 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, in den westdeutschen bei 121 Kilowattstunden. Als Grund vermuten die DIW-Fachleute die höhere Gebäude-Sanierungsrate im Osten. Am meisten heizten die saarländischen Haushalte, am wenigsten die Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern.
Interessant dabei: Nicht unbedingt dort, wo die Preise für das Heizen am meisten stiegen, wurde auch besonders eingespart. So lagen die Preiserhöhungen 2023 in Rheinland-Pfalz mit mehr als 45 Prozent am höchsten, in Hamburg mit 8,8 Prozent am niedrigsten. An Heizenergie gespart wurde am meisten in Sachsen (minus 5,8 Prozent), am wenigsten hingegen in Berlin (minus 2,6 Prozent) – dabei waren die Kosten in diesen beiden Ländern jeweils nur unterdurchschnittlich gestiegen, nämlich um knapp 20 beziehungsweise 24 Prozent.
Bis 2030 ein Drittel weniger CO2 aus Gebäuden
Die CO2-Emissionen sanken parallel zum Heizbedarf, 2022 betrug das Minus 5,6 und 2023 noch einmal 4,3 Prozent. Dazu sagte Küçüks Kollege Till Köveker: "Die Dynamik bei den CO2-Einsparungen reicht nicht, um die Klimaziele im Gebäudesektor bis 2030 zu erreichen."
Tatsächlich müssten die Emissionen, um die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes zu erfüllen, in sechs Jahren von derzeit 102 Millionen Tonnen CO2 auf nur noch 67 Millionen Tonnen sinken.
Doch selbst bei hohem Preisdruck wie 2022 und 2023 hätten die Einsparungen der Haushalte nicht ausgereicht, um genügend Emissionen einzusparen, so das DIW. Daher brauche es nun mehr Investitionen in energieeffiziente Gebäudesanierungen und Heizungswechsel, vor allem zu erneuerbaren Energien.
Absehbar ist, dass die Einsparbemühungen sogar eher nachlassen. Die Preise für Haushaltsenergien wie Strom, Gas und andere Brennstoffe lagen nämlich zu Beginn der jetzigen Heizsaison niedriger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden vergangene Woche mitteilte.
Danach zahlten die Haushalte im September im Schnitt vier Prozent weniger für Heizenergie und Strom. Erdgas kostete 1,9 Prozent weniger, Holz-Brennstoff zwölf Prozent, Heizöl sogar 18 Prozent, Strom war 6,4 Prozent billiger. Ein Ausreißer ist Fernwärme. Sie ist einem Plus von knapp 32 Prozent gegenüber September 2023 deutlich teurer geworden.