Zum Jahresanfang werden Benzin, Diesel und Heizenergie teurer. Es tritt ein Festpreis von 25 Euro pro Tonne ausgestoßenes CO2 in Kraft. Beim Sprit bedeutet das: Der Liter wird rund sieben Cent teurer. Bis 2025 soll der CO2-Preis Schritt um Schritt auf 60 Euro steigen.
Das klingt ambitioniert. Tatsächlich liegen die Schäden, die von dem Treibhausgas verursacht werden, weit höher. Nach einer neuen Berechnung des Umweltbundesamtes (UBA) betragen die Klima- und Umweltkosten 195 Euro pro Tonne, zum Beispiel verursacht durch höhere Gesundheitsaufwendungen, Ernteverluste und Schäden an der Infrastruktur.
Vor vier Jahren hatte die UBA-Kalkulation noch einen niedrigeren Wert, 180 Euro, erbracht. Der neue, höhere Ansatz ergebe sich durch "im Zeitablauf steigende Schäden und Inflationsanpassung", so die Erläuterung. Um eine angemessene CO2-Bepreisung zu erreichen, müssten die hierzulande geplanten Sätze also noch weiter steigen.
Tatsächlich ist Deutschland in Europa unter den Industrieländern, die das Treibhausgas verteuern, das Schlusslicht. In Schweden gilt bereits seit 1991 eine CO2-Steuer, die inzwischen bei 115 Euro pro Tonne liegt. In der Schweiz werden 85 Euro pro Tonne erhoben. Frankreich startete 2014 mit sieben Euro pro Tonne, jetzt sind es 44,50 Euro.
Das Aufkommen aus der Steuer wird dabei unterschiedlich verwendet. In der Schweiz zum Beispiel fördert der Staat mit einem Drittel der Einnahmen die energetische Sanierung von Gebäuden. Zwei Drittel werden direkt an die Bevölkerung zurückverteilt – gleichmäßig an alle im Land wohnhaften Personen. In Deutschland werden die Mittel teils genutzt, um die Strompreise zu entlasten, Bahnfahren zu verbilligen und die Pendlerpauschale zu erhöhen.
Exorbitante Umweltkosten der Baubranche
Auch für andere Umweltbelastungen hat das Bundesamt die Kostensätze aktualisiert und zum Teil neu berechnet, zum Beispiel für Baustoffe, Stickstoff- und Phosphor-Emissionen sowie Treibhausgase in der landwirtschaftlichen Lieferkette.
Zu den Umweltschadenskosten gehören zum Beispiel die Aufwendungen zur Wiederherstellung beschädigter Gebäude und anderer Infrastrukturen, der Marktwert von Ernteverlusten und Produktionsausfällen, aber auch Geldbeträge, die Menschen bereit wären, für die Vermeidung von Gesundheitsschäden zu bezahlen.
Die Ergebnisse sind teils erstaunlich. Beispiel Baubereich: Hier fallen bei der Produktion von einer Tonne Beton mittlerer Festigkeit rund 26 Euro an Umweltschadenskosten an.
Die Experten rechnen vor: Allein durch die Produktion von Transportbeton – das ist Beton, der in stationären Betonmischanlagen hergestellt und per Lkw zur Baustelle geliefert wird – entstanden so im Jahr 2019 Umweltkosten in Höhe von rund 3,2 Milliarden Euro. "Sie waren damit fast so hoch wie der Gesamtumsatz der Branche von rund 4,1 Milliarden Euro", so das UBA.
Das Amt empfiehlt, das Recycling von Baustoffen voranzutreiben. So sinken zum Beispiel durch die Verwendung von Recycling-Stahl die Umweltschadenskosten pro Tonne um mindestens 350 Euro, bei Recycling-Aluminium sogar um 970 Euro.
Unsichtbare Kosten sichtbar machen
Auch in der Landwirtschaft sind die Umweltkosten hoch. Für die Ausbringung von einem Kilo Stickstoff-Dünger betragen sie, "konservativ geschätzt", 6,30 Euro, für ein Kilo Phosphor 4,44 Euro. "Bei einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von zirka 16,5 Millionen Hektar und einem durchschnittlichen Stickstoff-Überschuss von 94 Kilogramm pro Hektar entspricht das jährlichen Gesamtkosten von rund 11,5 Milliarden Euro allein in Deutschland."
Ein weiteres Beispiel aus dem Bereich biologische Rohstoffe: Die Produktion eines einzigen Kubikmeters tropischen Hartholzes verursacht laut UBA mindestens 1.440 Euro an Umweltschadenskosten.
UBA-Präsident Dirk Messner kommentiert: "Es ist wichtig, diese oft übersehenen Kosten sichtbar zu machen, da die Gesundheits- und Umweltschäden real sind – für unsere heutige Gesellschaft, für unsere Kinder und Enkel, aber auch für Menschen in anderen Teilen der Welt." Konsequenter Umwelt- und Klimaschutz spare den heutigen und kommenden Generationen viele Milliarden Euro.
Das Thema müsse bei den aktuellen Diskussionen zum EU-Klimaziel oder zur EU-Agrarpolitik und ihrer nationalen Umsetzung, aber auch in der Handelspolitik und bei den Corona-Aufbauhilfen eine deutlich größere Rolle spielen, meint der UBA-Chef. Es müsse gewährleistet werden, dass die öffentlichen Gelder nur in umweltgerechte Projekte und den Übergang zu einer klima- und umweltverträglichen Wirtschaft fließen.