Wer einen Heizkessel im Keller hat, der hat für die Anschaffung des Kessels bezahlt und kauft auch regelmäßig Öl, damit es auch im Winter wohlig warm in den eigenen vier Wänden bleibt. Für die Umweltschäden, die infolge der Verbrennung des klimaschädlichen Brennstoffs entstehen, zahlt der Kesselbesitzer nichts.
Das ist ein Problem, denn auf den entstandenden Kosten für die Schäden, die aus den freigesetzten Abgasen der Heizölverbrennung resultieren, bleibt die Allgemeinheit sitzen.
Wie hoch die Umweltschäden durch die Produktion von Strom und Wärme und beim Personen- und Güterverkehr tatsächlich sind, hat jetzt das Umweltbundesamt (UBA) ermittelt, das eine aktualisierte Fassung seiner Methodenkonvention zur Ermittlung von Umweltkosten vorgelegt hat.
Jede ausgestoßene Tonne Kohlendioxid (CO2) verursacht demnach Umweltschäden in Höhe von rund 180 Euro. Das kommt dem Wert recht nahe, den der Weltklimarat IPCC in seinem fünften Sachstandsbericht ermittelt hat: 173,50 Euro. Hochgerechnet auf den Treibhausgasausstoß von 906 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent, den Deutschland 2016 verursacht hat, sind das Kosten von 164 Milliarden Euro.
"Auch wenn sie sich nicht sofort als finanzielle Belastung zum Beispiel im öffentlichen Haushalt niederschlagen: Diese Schäden sind real und verursachen enorme volkswirtschaftliche Kosten", mahnte UBA-Chefin Maria Krautzberger.
2016 verursachte die Produktion von Strom in Braunkohlekraftwerken Umweltschäden in Höhe von 31,2 Milliarden Euro.
Während die Schäden bei einem Heizkessel noch begrenzt sind, kann der Betrieb von Wärme- oder Stromkraftwerken weitaus größere Auswirkungen auf die Umwelt haben.
Eine Kilowattstunde Braunkohlestrom führt laut UBA zu Umweltschadenskosten von durchschnittlich knapp 21 Cent. Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde Strom aus Windenergie führt lediglich zu Umweltschäden in Höhe von weniger als 0,3 Cent.
Doch bei der Ermittlung der Kostensätze geht es nicht nur darum, die exakte Höhe zu kennen. "Die jeweiligen Schäden werden in der Methodenkonvention systematisiert, mit einer monetären Einheit versehen und aggregiert“, erläutert Wolfram Jörß, Energie- und Klimaexperte vom Öko-Institut, das Instrumentarium im Gespräch mit Klimareporter°.
So könnten Kosten des Kraftwerksbetriebs direkt mit den Umweltauswirkungen verglichen werden, sagt Jörß, der an der UBA-Untersuchung nicht beteiligt war. Das erhöhe die Chancen, dass es zu einer Internalisierung externer Kosten komme. Denn die Konvention hilft dabei, die Höhe von Umweltsteuern oder Abgaben zu begründen oder zu quantifizieren.
Instrument zur Folgenabschätzung von Gesetzen
Auch wenn das Wissen um die tatsächlichen Kosten von Umweltschäden nicht automatisch dazu beiträgt, dass sie den Verursachern angerechnet werden, so ist die Methodenkonvention auch wichtig für die Folgenabschätzung von Gesetzen.
So hat das Öko-Institut beispielsweise ermittelt, welche Folgen die Vorgaben aus dem Klimaschutzplan für die einzelnen Sektoren haben, wenn die Sektorziele auch tatsächlich erreicht werden. Dabei wurden für verschiedene Zielpfade die Investitionskosten und potenzielle Einsparungen ermittelt, aber auch positive ökologische Folgen und die damit verbundene Vermeidung externer Kosten.
Für Unternehmen, so Jörß, erleichtere das Vorgehen die Bewertung eigener Tätigkeiten. Auch Kommunen könnten bei der öffentlichen Beschaffung anhand der Zahlen leichter Umweltkriterien in ihre Ausschreibungen aufnehmen.
Wie Schäden an Gebäuden und Infrastruktur infolge von Extremunwettern in Geldwerten beziffert werden, dafür gibt es – wie für viele andere Schäden – etablierte wissenschaftliche Methoden. Auch Energieexperte Jörß bezeichnet die Methodenkonvention deshalb als robust. Es müssten aber aktuelle Daten eingespeist werden. So habe ein älterer und emissionsintensiverer Braunkohlekraftwerkspark nämlich höhere Schäden und größere Kosten zur Folge.
Für den Verkehr in Deutschland errechnete das UBA jährliche Umweltschäden von fast 1,5 Milliarden Euro für Feinstaub und weitere 7,3 Milliarden für Stickoxide. "Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor und der Kohlekraft ist ein Sparprogramm für unsere Gesellschaft, wenn man wirklich alle Kosten einrechnet", sagte Bettina Hoffmann, umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag.