Während im östlichen Mittelmeer zwischen den Nato-Staaten Türkei und Griechenland ein Krieg um Gas droht, kämpfen Putin und Trump um die Vorherrschaft bei Erdgaslieferungen nach Mittel- und Westeuropa. Des einen Pipeline-Gas ist des anderen Fracking-Gas. Beides ist Gift für das Klima und beides macht uns abhängig.
Für den russischen Präsidenten Putin ist die Erdgasleitung Nord Stream 2 schon zu 95 Prozent fertig. US-Präsident Trump droht mit wirtschaftlichen Sanktionen, sollte Nord Stream 2 fertiggestellt werden.
Doch es gibt längst sanfte und friedliche Alternativen zur fossilen Energieabhängigkeit.
Die Sonne schickt uns theoretisch 15.000-mal mehr Energie, als die Menschheit heute verbraucht. Die Windkraft stellt uns theoretisch 308-mal mehr Energie zur Verfügung, als wir heute benötigen. Es gibt die speicherbaren Energiequellen Wasserkraft, Bioenergie, Geothermie und die Wellen- und Strömungsenergie der Ozeane.
Das heißt: Auch ganz praktisch haben wir genug Energie zur Verfügung, um in wenigen Jahren zu hundert Prozent auf erneuerbare Quellen umzusteigen. Deutschland produziert bereits 55 Prozent seines Stroms regenerativ. Das heißt: umweltfreundlich, preiswert und aus Energiequellen, die im eigenen Land ausreichend vorhanden sind und um die keine Kriege geführt werden müssen.
Ein weiterer unschlagbarer Vorteil: Sonne und Wind schicken keine Rechnung. Sie sind Geschenke des Himmels. Die alten Energieträger werden nicht nur ökologisch, auch ökonomisch immer problematischer und unattraktiver.
Die Erneuerbaren sind demokratische Energiequellen, die lokal und regional genutzt werden können. Für eine saubere und komplette Energieversorgung brauchen wir weder Russland noch die USA. Die Energieunabhängigkeit ist ein hohes politisches Gut.
Solare Weltwirtschaft statt politische Erpressung
Die fast fertig gebaute Gasleitung Nord Stream 2, aber auch die Sanktionsdrohungen Trumps zeigen uns deutlich die Falle, in der wir durch die fossil-atomare Energieversorgung stecken. Aber Deutschland – wie auch jedes andere Land der Welt – hat alles, was es für eine hundertprozentige erneuerbare Energieversorgung braucht.
Um Erdöl werden seit über 100 Jahren Kriege geführt. Jetzt drohen Kriege um Gas. Deshalb heißt die politische Frage hinter der ökologischen: Kriege um Öl und Gas oder Frieden durch Sonne und Wind?
Thomas Waitz, Kovorsitzender der Grünen Partei Europas und grüner Europa-Abgeordneter, fordert zu Recht: "Raus aus Nord Stream 2." Die Zeit der fossilen Energien sei vorbei. "Erneuerbare Energien sind die Zukunft."
Mitten in der Klimakrise seien Investitionen in eine Gaspipeline nicht nur unrentabel, sondern auch kurzsichtig und außenpolitisch problematisch, sagt Waitz. "Milliarden in Infrastrukturprojekte zu versenken, nur um sie in naher Zukunft wegen der Energiewende wieder abzubauen, ist ökonomischer Unsinn. Europäische Firmen sollten Weitblick beweisen und in Erneuerbare investieren."
Franz Alt
ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwestrundfunk, danach bis 2003 die Zukunftsredaktion des SWR. Als einer der ersten deutschsprachigen Journalisten informierte er über den Klimawandel und die nötige Energiewende.
Norbert Röttgen von der CDU und Manfred Weber von der CSU stimmen Thomas Waitz bereits zu. Die Kanzlerin schwankt noch. Bisher stand sie stets zu Nord Stream 2. Wollen wir uns aber tatsächlich von der Politik Putins abhängig machen oder von den Erpressungsversuchen des US-Präsidenten?
CSU-Weber, Fraktionschef der Europäischen Volkspartei, im Spiegel: "Eine neue schwerwiegende Entwicklung ist die Vergiftung von Alexej Nawalny. Und wenn Putin in Belarus tatsächlich eingreifen sollte, muss Europa reagieren. Das Ende von Nord Stream 2 darf nicht ausgeschlossen werden."
Die Vergiftung des russischen Oppositionellen Nawalny, wie schon zuvor mehrere Giftanschläge auf andersdenkende Russen, sollte die letzte Episode in Putins tödlichem Umgang mit Oppositionellen sein.
Wir haben bereits alle Technologien, um innerhalb der nächsten zehn Jahre in eine solare Weltwirtschaft umzusteigen. Das macht unabhängig, fördert die Demokratie und stärkt die Freiheit.