Wärmebild eines ungedämmten und eines daneben stehenden gedämmten Hauses.
Nur gedämmt sind Häuser fit für das nächste Jahrzehnt. Die Technologien sind da, was aber will die Politik? (Foto: Passivhaus Institut/​Wikimedia Commons)

Die Wärmewende ist eine Sisyphusaufgabe. Mehr als 19 Millionen Wohngebäude – der Großteil davon Ein- und Zweifamilienhäuser – sollen schon 2045 klimaneutral sein. Auf Wohngebäude entfallen zwei Drittel des Energieverbrauchs des Gebäudesektors, das verbleibende Drittel verursachen öffentliche oder gewerbliche Bauten.

Vor allem das Heizen schlägt beim Energieverbrauch in Gebäuden ordentlich zu Buche. Drei Viertel des Energieverbrauchs geht fürs Heizen von Räumen drauf. Und auch die Nutzung von Warmwasser verbraucht Energie und verursacht Emissionen.

Knapp ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland stammt aus Gebäuden. Allerdings sind die Klimalasten des Sektors weitaus höher: Rund die Hälfte der Emissionen aus dem Gebäudebestand wird anderen Sektoren wie beispielsweise der Energiewirtschaft zugerechnet.

Wie soll der Gebäudebestand nun klimaneutral werden? Gebäude dürfen nicht länger mit fossilen Brennstoffen wie Erdöl oder Erdgas geheizt werden. Derzeit kommt noch in gut einem Fünftel aller Gebäude in Deutschland Öl zum Einsatz.

Ab 2026 ist der Einbau neuer Ölkessel verboten. Eigentlich müsste damit schon im kommenden Jahr Schluss sein, denn Heizungen werden erst nach jahrzehntelangem Einsatz wieder ausgetauscht – und so erschwert jedes heute verbaute fossile Heizsystem das Erreichen der Klimaziele.

Und auch der Einsatz von Erdgas sollte idealerweise bis 2035 beendet werden – das wird eine echte Herkulesaufgabe. Jede zweite Wohnung der 40 Millionen Wohnungen Deutschlands wird mit Erdgas beheizt.

Künftig sollten Gebäude mit erneuerbar erzeugter Wärme beheizt werden, beispielsweise durch den Einsatz von Wärmepumpen oder durch lokale Wärmenetze auf Basis von Biomasse, Geothermie, Solarthermie und Power-to-Heat.

Und dann muss auch der Energieverbrauch in Häusern deutlich sinken. Häuser müssen also besser gedämmt werden, damit Wärme nicht aus zugigen Fenstern entweicht. Mit der bisherigen Sanierungsrate von etwa einem Prozent ist das nicht zu schaffen.

Expert:innen fordern eine Ausweitung der öffentlichen Förderung für die Gebäudesanierung. Die ist tatsächlich in den letzten Monaten durch ein milliardenschweres Förderprogramm in Schwung gekommen – das reicht aber noch lange nicht aus.

Zwar hat das Bundeskabinett vor wenigen Tagen eine Ausweitung des Programms zur Förderung energieeffizienter Gebäude um 5,7 Milliarden Euro für dieses Jahr gebilligt. Ob und wie das Geld ausgegeben werden kann, ist aber unklar.

Anlass für die zusätzliche Förderung war das Verfehlen der Klimaziele für 2020 im Gebäudesektor. Demnach verursachte der Gebäudebestand 2020 mit 118 Millionen Tonnen CO2 zwei Millionen Tonnen zu viel. 2030 dürfen es nur noch 67 Millionen Tonnen CO2 sein.

Damit das klappt, muss die kommende Bundesregierung richtig viel Geld in die Hand nehmen, um den Einbau erneuerbarer Heizungen und die Steigerung der energetischen Sanierung voranzubringen.

SPD

Gewichtung: Das Stichwort Gebäude wird gerade mal auf vier Seiten im 66-seitigen Wahlprogramm genannt. Um Wohnen geht es nur im Zusammenhang mit bezahlbarem Wohnraum. Konkreten Maßnahmen für die Wärmewende widmet die SPD ganze zwei Absätze.

Inhalt: Das bevorzugte Mittel ist der CO2-Preis – wie er mit Beginn dieses Jahres für fossile Heizstoffe in Deutschland eingeführt wurde. Er soll nach dem Willen der SPD Investitionen lenken und Vermieter:innen zur Modernisierung motivieren. Bezahlen sollen ausschließlich Vermieter:innen den CO2-Preis, derzeit kommen nur Mieter:innen dafür auf.

2030 sollen fünf Millionen Häuser über "innovative Heiz- und Energiesysteme" wie Wärmepumpen versorgt werden. Wie das erreicht werden soll, bleibt offen – vermutlich über öffentliche Förderung.

Die öffentliche Hand soll mehr klimaneutral bauen. Erst ab 2030 sollen ausschließlich klimaneutrale Grundmaterialien für Bauten beschafft werden. Zu einem Ende neuer Erdgasheizungen sagt das Wahlprogramm nichts – Erdgas kommt im ganzen Wahlprogramm nicht einmal vor.

CDU CSU

Gewichtung: Auf 140 Seiten Wahlprogramm geht es achtmal um Gebäude, doch nicht immer ist die Wärmewende Thema. Das Stichwort "Wärme" wird auf drei Seiten genannt. In sieben Absätzen geht es konkret um Gebäude und Klimaziele.

Inhalt: Neue Technologien sind bei der CDU beliebt. Laut Wahlprogramm will die Partei auf technologische Weiterentwicklung und Innovationen setzen, wie Quartiersansätze, Wärmeeffizienz, den Ausbau und die Modernisierung der Wärmenetze. Auch Mieterstrom wollen die Unionsparteien voranbringen und "Hemmnisse abbauen".

Um die energetische Sanierung von Wohn- und Gewerbeimmobilien auszuweiten, sollen Förderprogramme "attraktiver" gestaltet werden. Die Steuerförderung der Gebäudesanierung soll auf vermietete Immobilien und auf Gewerbeimmobilien ausgedehnt werden.

Mieter:innen sollen vor "finanzieller Überlastung" geschützt werden – wie das passieren soll, bleibt offen. Ohnehin ist fraglich, ob die Union das tatsächlich durchsetzt, da sie verhindert hat, dass die Belastung durch den neuen CO2-Preis für fossile Heizstoffe zwischen Mieter:innen und Vermieter:innen aufgeteilt wird.

Zusammenfassen lässt sich das Programm mit den Schlagworten neue Technologien und Ausweitung der steuerlichen Förderung – für die immense Herausforderung der Wärmewende ist das aber nicht genug.

Bündnis 90/Die Grünen

Gewichtung: Auf 272 Seiten Wahlprogramm kommt der Begriff Gebäude 15-mal vor, häufiger als bei allen anderen Parteien. Der Begriff Wärme wird auf acht Seiten genannt. Gleich mehrere Absätze beschreiben, wie die Grünen die Wärmewende anschieben wollen.

Inhalt: Die Grünen wollen eine Sanierungsoffensive bei Gebäuden initiieren. Dazu sollen schärfere Standards festgelegt werden (KfW-Standard 55). Neue Gebäude sollen dem Passivstandard entsprechen (KfW-Standard 40). Nach Möglichkeit sollen nachhaltige Baustoffe verwendet werden.

Bei Heizungswechsel oder Neubau sollen nur noch erneuerbare Heizquellen zum Einsatz kommen. Statt Einzelbefeuerung sollen mehr Systeme für Nah- oder Fernwärme entwickelt und diese ebenfalls dekarbonisiert werden. Bis 2025 wollen die Grünen ein Förderprogramm für zwei Millionen Wärmepumpen auflegen.

Die öffentliche Hand soll bei ihren Bauten als Vorbild vorangehen.

Damit die Wärmewende die Mieter:innen nicht teuer zu stehen kommt, soll die Modernisierungsumlage begrenzt werden. Die Grünen wollen ein Klimawohngeld einführen, sodass auch einkommensschwächere Menschen klimafreundlich wohnen können.

Den CO2-Preis für Wärme sollen ausschließlich Eigentümer:innen zahlen.

FDP

Gewichtung: Auf 68 Seiten Wahlprogramm kommt der Begriff Gebäude zweimal und Wohnen immerhin neunmal vor, davon aber kein einziges Mal in Zusammenhang mit der Wärmewende.

Inhalt: Dass der Gebäudebestand energetisch saniert werden muss, wenn man in 24 Jahren Klimaneutralität erreichen will, wird von der FDP weder thematisiert noch überhaupt erwähnt. Nur am Rande taucht der Hinweis auf, dass mit "CO2-neutralem Wasserstoff" auch Gebäude beheizt werden können.

Themen sind vielmehr die Mobilisierung neuer Flächen fürs Bauen, bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Wohnungsbauinvestitionen sowie die strikte Ablehnung von Mietenbremsen und Mietendeckeln.

Die Linke

Gewichtung: Auf 168 Seiten Wahlprogramm kommt der Begriff Gebäude 23-mal vor, von Wohnen ist ebenfalls 23-mal die Rede. Auch die Wärmewende wird einmal explizit erwähnt.

Inhalt: Das Kapitel zum Klimaschutz bei Gebäuden stellt die Linke unter das Motto: "Klimagerechtigkeit statt Verdrängung!" Soll heißen: Die energetische Sanierung soll massiv ausgeweitet und gleichzeitig sozial verträglich und Mieter:innen-freundlich ausgestaltet werden.

Dafür will die Linke die Sanierungsquote "mindestens verdreifachen" und die schon vorhandene Förderung auf "mindestens" 15 Milliarden Euro jährlich erhöhen. Um Mieter:innen vor Mietsteigerungen zu schützen, soll die Modernisierungsumlage abgeschafft werden. "Aufschläge auf die Miete sollen nur noch in Höhe der erreichten Einsparung bei Heizung und Warmwasser zulässig sein."

Vermieter:innen, die die Kosten einer energetischen Sanierung nicht tragen können, will die Linke "Zugang zur vollen öffentlichen Förderung der Sanierungskosten" einräumen, wenn diese sich im Gegenzug zur gemeinnützigen Bewirtschaftung ihrer Wohnungen verpflichten.

Bis 2025 soll es einen "bundesweiten Klima­check aller Gebäude" geben. Deren energetische Sanierung soll schrittweise bis 2035 erfolgen. Die zentrale Rolle soll die Wärmepumpe spielen. Den Einbau fossiler Heizungen will die Linke "schnellstmöglich" stoppen.

Gebäudeheizungen mit Wasserstoff zu betreiben lehnt die Linke als "weder sozial noch ökologisch" ab.

Der CO2-Preis für Wärme soll nicht auf die Miete umgelegt werden dürfen.

afd

Gewichtung: Auf 210 Seiten Wahlprogramm kommt der Begriff Gebäude nur viermal vor, die energetische Sanierung wird dabei nicht thematisiert.

Inhalt: Da die AfD den menschengemachten Klimawandel leugnet, hat sie auch keine Vorschläge für die Wärmewende. Stattdessen plädiert sie für ein Rollback, indem sie etwa das neue Gebäudeenergiegesetz ablehnt.

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