Die Wand eines Wohnhochhauses ist vollständig mit Sonnenkollektoren bedeckt.
Zur Erzeugung von Solarstrom ist in den Städten viel Platz, er wird aber kaum genutzt. (Foto: Robert Paul van Beets/​Shutterstock)

Der Solarenergie gehört die Zukunft. Da sind sich fast alle einig. Trotzdem geht der Ausbau viel zu langsam voran.

Zwar sind die ganz finsteren Zeiten vorbei, als die Bundesregierung den Ausbau stark deckelte. Doch selbst eine jährliche Neuinstallation von Anlagen mit rund fünf Gigawatt Nennleistung pro Jahr, wie sie 2020 zustande kam, reicht bei Weitem nicht aus, um die Klimaschutzziele zu erreichen und den zusätzlichen Ökostrombedarf für Elektroautos und Wärmepumpen-Heizungen abzudecken.

Die Bundesregierung muss die Rahmenbedingungen so setzen, dass der Ausbau verdreifacht werden kann – wie es nötig wäre. Ob das vor der Bundestagswahl noch etwas wird, ist unklar.

Klar ist aber nun, dass es zumindest an einer Voraussetzung für die solare Revolution nicht mangelt – an Platz. Denn nicht nur auf Dächern von Häusern und anderen Gebäuden ist noch viel Raum, um Photovoltaik-Anlagen unterzubringen.

Auch die Gebäudefassaden bieten ein riesiges Potenzial dafür – so eine gemeinsame Untersuchung des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden und des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg.

Die Herausforderung ist groß. Energieforscher schätzen, dass bis 2050 in Deutschland 400 bis 500 Gigawatt Solarmodule installiert werden müssen, 2020 waren erst etwa 53 Gigawatt erreicht.

Nah am Verbrauch

Das heißt, mit Solaranlagen müssen nicht nur praktisch alle geeigneten Dächer bestückt werden, auf denen rund 160 Gigawatt Platz haben. Es braucht weitere Möglichkeiten, und da bieten sich die Fassaden an.

Tatsächlich ergab die Studie: Die nutzbaren Flächen sind riesig. Es handelt sich um bis zu 12.000 Quadratkilometer – so viel Fläche, wie Mecklenburg-Vorpommern hat und doppelt soviel, wie auf den Dächern zur Verfügung steht.

Zwar ist die Leistung der Solarmodule auf den vertikalen Flächen im Schnitt etwas niedriger, als wenn sie auf Dächern oder in Freiflächenanlagen im idealen Winkel zur Sonne installiert werden. Trotzdem ist die Ausbeute ordentlich – vor allem bei großen Fassaden wie an Hochhäusern, Produktionshallen oder Schulen.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Und die weiteren Vorteile sind unschlagbar. Erstens: Der Strom wird dort produziert, wo er gebraucht wird. Zweitens: Man schont Boden und kostbare Natur, weil auf flächenfressende Solarparks verzichtet werden kann.

Jetzt muss alles nur noch umgesetzt werden. Eigentlich.

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