Bild: Kristin Rabaschus

Es grünt so grün und das Geschäft boomt, plus 15 Prozent im vergangenen Jahr. Nachhaltige Geldanlagen fahren auf einem rasanten Wachstumskurs. Eine Geschwindigkeit, von der die meisten Anbieter konventioneller Finanzdienstleistungen nur träumen können.

Die Gesamtsumme nachhaltiger Geldanlagen allein in Deutschland erreichte Ende 2022 eine neue Rekordmarke von 578 Milliarden Euro. Eine Summe, die weit höher ist als der Bundeshaushalt. So lautet die Kernbotschaft im "Marktbericht 2023", den das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) kürzlich veröffentlicht hat.

Eine solche Erfolgsgeschichte ist zugleich ein Versprechen. Es drängt sich daher die Frage auf: Welche Wirkung erzielen die vielen grünen Milliarden eigentlich?

Der Großteil des nachhaltigen Kuchens entfällt auf sogenannte Publikumsfonds. Das sind Investmentfonds, deren Anteile nicht an Profis, an institutionelle Investoren, verkauft werden, sondern an jeden und jede.

Aufgelegt werden diese Fonds von Finanzdienstleistern wie DWS von der Deutschen Bank, dem Sparkassen-Ableger Deka oder von der genossenschaftlichen Union Investment. Auch alternative Banken und Finanzdienstleiter wie die GLS Bank oder Ökoworld legen Fonds auf oder vertreiben sie.

Was diese Anbieter in ihre Sahnetorte, sprich Fonds, mischen, sollte bestimmten mehr oder weniger grünen Kriterien entsprechen. Diese Kriterien sind im Grunde beliebig.

Was bewirkt der Kauf von Fondsanteilen?

Da mangels verbindlicher rechtlicher Vorgaben weder "nachhaltig" noch "klimafreundlich" oder "grün" einwandfrei definiert sind, sollten sich interessierte Verbraucher die jeweiligen Anlageregeln ganz genau anschauen. Eine Übersicht findet sich kostenpflichtig bei der Stiftung Warentest, sie folgt allerdings lediglich den dortigen speziellen Rezepten.

Es soll hier aber nicht um die Qualität der Kriterien gehen – und auch nicht um Greenwashing, also das absichtliche oder unabsichtliche Täuschen der Verbraucher. Anfang Juli soll die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren DWS-Chef Asoka Wöhrmann eingeleitet haben. Wöhrmann wird nach Medienberichten "Kapitalbetrug" vorgeworfen. Deutsche und US-Behörden ermitteln wegen des Greenwashing-Verdachts schon länger gegen die DWS.

An dieser Stelle geht es vielmehr um das Versprechen von Anbietern, dass der Kauf eines Fondsanteils in der realen Wirtschaft etwas bewegt. Dies ist im schlechtesten Sinne ein "Versprechen".

Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, einen Fondsanteil kaufen, freut sich zunächst die Investmentgesellschaft, weil sie zukünftig von Ihnen Gebühren kassieren wird. Dagegen ist wenig zu sagen, schließlich erhalten Sie dafür eine Dienstleistung. Der allergrößte Teil Ihres Geldes wird von den Managern der Investmentgesellschaft investiert – beispielsweise in Geld.

Aus rechtlichen wie anlagetechnischen Gründen werden etwa fünf bis 30 Prozent der Anlagesumme eines Fonds in hochliquide Tagesgelder oder bei der Zentralbank angelegt. Auch dafür gibt es gute, nachvollziehbare Gründe. Schließlich muss ein Fonds flüssig sein, etwa, um weitere Wertpapiere über eine Börse erwerben zu können.

Kein Effekt in der realen Welt

Der größte Batzen Ihres Geldes fließt meist in Aktien, manchmal auch in andere Wertpapiere. Die Crux hierbei: Diese Titel sind üblicherweise bereits auf dem Markt. Im Prinzip kauft ein Anleger – hier Ihre Investmentgesellschaft – Wertpapiere von einem anderen Anleger. Der Bestand wird lediglich von A nach B umgeschichtet. Im Regelfall geschieht das über eine Börse.

Ein solches Umschichten von Wertpapieren hat keine Wirkung im wirklichen Leben: Das "grüne" Unternehmen, dessen Aktien der Fonds erwirbt, hatte zwar einst Aktien ausgegeben, um sich neues Kapital für seine nachhaltigen Investitionen zu beschaffen. Dieses Unternehmen hat aber von dem aktuellen Deal zwischen A und B nichts.

Im Ergebnis heißt das, wenn Sie einen Fondsanteil erwerben, wird die Welt um keinen Deut grüner. Wenn Sie mich fragen, lassen Sie also die Finger von Fondsanteilen.

Die Finanzbranche spricht an dieser heiklen Stelle gerne von Wirkungsforschung oder "Impact"-Messung. Das tut auch das Forum Nachhaltige Geldanlagen, übrigens eine breit aufgestellte Lobbyorganisation konventioneller wie nichtkonventioneller Finanzmarktakteure.

Was die Berichterstattung zur Wirkung betreffe, heißt es im "Marktbericht 2023", so gebe es "noch keine Einigkeit darüber, in welcher Form diese Berichterstattung erfolgen sollte". Kurzum, es gibt keine Transparenz für Verbraucher, was ihre Geldanlage bewirkt oder eben nicht bewirkt.

Was tun?

Wer mit seinem Geld wirklich Nachhaltiges bewegen möchte, sollte direkt in grüne Projekte investieren oder in Aktien und Anteile, die von nachhaltig wirtschaftenden Firmen neu herausgegeben werden.

Leichter durchführbar ist es, bei einer alternativen Bank Ihres Vertrauens Geld anzusparen. Diese Bank vergibt dann Kredite an die Guten. Versprochen.