Grafik: Eine Pflanze wächst aus einem Haufen Geldscheine
Grafik: Kristin Rabaschus

Können Geldverleiher mit Moral und Gewissen gute Geschäfte machen? Wie die Triodos Bank beantwortet auch die Umweltbank diese Frage mit einem lockeren "Ja!"

Das Finanzinstitut wurde 1997 in Nürnberg gegründet. Seine Geschäftspraxis ist, wie die von Triodos, im Kerngeschäft konventionell – allerdings finanziert es anders als etwa die Deutsche Bank überwiegend "Umweltprojekte" wie Solarparks oder klimaneutrale Wohnbauten.

Der Vorstand der Umweltbank sieht die Aktiengesellschaft als "eine von Deutschlands profitabelsten Banken" – weit vor Triodos oder Sparkassen. Mit einem Geschäftsvolumen von 4,5 Milliarden Euro und über 110.000 Kunden ist man hierzulande auch deutlich präsenter als die Niederländer und damit angeblich "Deutschlands Nummer eins für grünes Geld".

Ein paar Nummern kleiner ist die Volksbank im thüringischen Eisenberg, einer Kreisstadt mit zehntausend Einwohnern. Auch die Volksbank versucht Geschäft und Gewissen zu verkuppeln: Dafür gründeten die Provinzbanker 2002 die Ethikbank. Online im Internet, per Brief, Telefon und Fax können Sparer in ganz Deutschland bei einer der kleinsten Volksbanken ihr Geld alternativ anlegen.

So macht die Ethikbank beispielsweise keine Geschäfte mit Unternehmen, die Militärwaffen herstellen, Atomkraftwerke besitzen, Pflanzen gentechnisch verändern, ozonschädliche Chemikalien produzieren oder Kinder für sich arbeiten lassen.

Ebenso tabu sind Staatsanleihen aus Ländern, die Menschenrechte verletzen. Dabei legt die Direktbank nach eigenen Angaben "bis ins Detail offen", wie und wo sie das Geld ihrer Kunden verwendet.

Die ethischen Auswahlkriterien der Ethikbank entsprechen etwa dem hohen Standard, den vor allem die frühere Ökobank in Frankfurt am Main in den 1980er Jahren gesetzt hatte.

Die von politisch engagierten Grün-Alternativen 1984 gegründete Ökobank gilt noch heute in der Grün-Geld-Szene als "Mutter aller Alternativbanken".

Wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich war sie aber letztlich nicht. Nach einer finanziellen Schieflage übernahm 2003 die GLS die genossenschaftliche Ökobank.

Die GLS Gemeinschaftsbank eG ist ebenfalls eine eingetragene Genossenschaft. Das Geldinstitut der ersten grünen Stunde – es wurde bereits in den 1970er Jahren in Bochum gegründet – hat wie Triodos anthroposophische Wurzeln und erreichte damit lange nur einen übersichtlichen Kreis Interessierter.

Doch wenn man sich heute die Produktpalette anschaut, finden sich sehr überzeugende Kriterien für ökologisch und sozial ausgerichtete Geldanlagen.

Rendite spielt dagegen bei GLS kaum eine Rolle, sogar ein Zinsverzicht und Schenkungen sind möglich. Und wer es ganz genau wissen will, wo sein Geld "arbeitet", kann beispielsweise mit einem Sparbrief die Junge Deutsche Philharmonie unterstützen oder Menschen, die der Obdachlosigkeit den Rücken kehren wollen.

Rendite mit Klima?

Auch einige Institute, die den Kirchen nahestehen, oder die Smartphone-Bank Tomorrow sehen sich als alternative Geldinstitute. Allen haftet eine Krux an: Die meisten ihrer Projekte wären wohl auch von konventionellen Banken finanziert worden.

Das gilt erst recht in der heutigen Niedrigstzinsphase. Schließlich müssen sich auch alternative Projekte, die auf Kredit und Fremdfinanzierung angewiesen sind, letztlich rechnen. Und was sich rechnet, ist auch für herkömmliche Banken interessant.

Tipp: Informationen zu den Banken mit Nachhaltigkeitsstandards und deren Konditionen finden Sie im Banken- und Produktcheck auf dem Informationsportal www.geld-bewegt.de der Verbraucherzentralen.

Ohne Zinsverzicht der Anleger (und der Bank) sind keine besonders günstigen Kredite für wirklich alternative Projekte möglich. Darauf setzt die GLS-Bank. So dürfte das eine oder andere Projekt von den Bochumern finanziert werden, vor dem die Sparkasse an der Ecke oder die Deutsche Bank doch zurückschrecken würde.

GLS hat Standorte in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Freiburg, München und Stuttgart. Knapp 700 Beschäftigte erwirtschafteten 2019 ein Geschäftsvolumen von rund sieben Milliarden Euro.

Mit weit über 200.000 Kunden ist die GLS, die "Gemeinschaft für Leihen und Schenken", heute bundesweit das bedeutendste nachhaltige Finanzinstitut.

Das wächst. Die bereits 1974 gegründete und daher zugleich älteste Alternativbank in Deutschland übernahm vor drei Jahren 15,6 Prozent der Anteile an der Umweltbank AG. "Damit bleibt die klare ökologische Ausrichtung der Umweltbank langfristig sichergestellt", versprach GLS.

Der enge Schulterschluss zwischen zwei Konkurrenten überraschte seinerzeit Beobachter. Aber mittlerweile haben frühere Auseinandersetzungen über unterschiedliche Geschäftsmodelle und deren Nachhaltigkeit, die in der Szene bis vor wenigen Jahren tobten, an Brisanz verloren.

Dennoch klang wohl persönliche Enttäuschung durch, als der Vorstand der Nürnberger Umweltbank, Jürgen Koppmann, die Teilfusion mit der Bemerkung kommentierte: "Offensichtlich hat die GLS Bank erkannt, dass wir sehr profitabel arbeiten und sieht die Umweltbank-Aktie als attraktives Investment mit entsprechenden Kurschancen."

Eine kleine Spitze, denn GLS hatte immer den Ruf verteidigt, Gewinne bestenfalls als notwendiges Übel zu akzeptieren, nicht aber als Richtschnur ihres Handels.

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