Grafik: Eine Waage, die sich zugunsten konventioneller Banken neigt
Grafik: Kristin Rabaschus

Fridays for Future, Extinction Rebellion oder Letzte Generation – Aktivisten, Politik und Medien sorgen dafür, dass Klima- und Umweltthemen in aller Munde sind. "Nachhaltigkeit" ist inzwischen in der sogenannten Mitte der Gesellschaft angekommen, bei den Konsumenten.

Nicht allein bei Strom und Gas oder beim Einkauf im Supermarkt, auch bei der Geldanlage wollen immer mehr Verbraucher nachhaltig handeln. Anbieter nutzen dies aus und bewerben ihre Finanzprodukte als "klimafreundlich" oder "nachhaltig mit messbarer Wirkung" etwa in Bezug auf CO2-Einsparungen.

Banken, Fonds und Versicherer müssen dann zwar über die dazu verwendeten Berechnungsmethoden informieren, wie die jüngste Klage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen die Commerz Real AG gezeigt hat.

Doch solange der Gesetzgeber keine verbindliche und nachprüfbare Berechnungsmethode vorgibt, können sich Verbraucher nicht auf die Wirkungsversprechen der Finanz-Anbieter verlassen.

Verlassen können diese sich aber auf alternative Banken, die von Anfang an auf "grüne" und vergleichsweise transparente Geschäftsmodelle setzten. Doch können GLS, Triodos und Umweltbank auch von der grünen Welle profitieren, die Deutschland überrollt? Um es vorwegzunehmen, die klare Antwort lautet: Jein!

Die Bilanzsumme der GLS Bank in Bochum ist wie in allen vorangegangenen Jahren 2022 weiter gestiegen. Und: "Auch vergangenes Jahr haben wir konsequent Geld als soziales Gestaltungsmittel eingesetzt", freute sich die neue Vorstandssprecherin Aysel Osmanoglu kürzlich in einer Online-Konferenz mit Journalisten.

Die GLS finanziere ausschließlich "sozial-ökologische" Unternehmen und mache ihre Geschäfte umfassend durchsichtig, versicherte Osmanoglu. "Das ist unser Beitrag zur Transformation und zu einer sinnvollen Wirtschaftsweise."

Ökonomie und Ökologie

Die zukünftige "sinnvolle Wirtschaftsweise" benötigt heute vor allem Geld und Kapital für Windenergieanlagen, Biobauernhöfe und sozialen Wohnungsbau.

Die sich selbst ebenfalls als sozial-ökologisch bezeichnende GLS legte hierbei immerhin deutlich zu. 2022 verzeichnete sie eine Höchstsumme bei der Kreditneuvergabe, ein Plus von elf Prozent. Insgesamt hat die Bank im vergangenen Jahr rund 1,43 Milliarden Euro als neue Kredite vergeben.

Zwei Jahrzehnte jünger als die bereits 1974 gegründete GLS ist die Umweltbank. In dem Nürnberger Geldinstitut sind Ökonomie und Ökologie gleichberechtigte Ziele. Im abgelaufenen Geschäftsjahr reichte die Umweltbank neue Darlehen in Höhe von 623 Millionen Euro aus.

So stieg das Volumen der Umweltkredite im Bestand um rund 4,5 Prozent. Neben der Kreditvergabe investiert die Umweltbank selber in Wind- und Solarparks sowie ökologischen Wohnraum.

Die dritte Alternativbank, die in Deutschland ein nennenswertes Geschäftsvolumen verzeichnet, heißt Triodos. Das 1980 in den Niederlanden gegründete Institut sieht sich als "Europas führende Nachhaltigkeitsbank", die in fünf Ländern als Direktbank aktiv ist.

Wie Umweltbank und GLS bietet Triodos ein umfassendes Angebot, das vom persönlichen Girokonto über Sparkonten bis hin zum Kredit reicht. Für 2022 lagen noch keine aktuellen Zahlen vor. Im Jahr 2021 war das Kreditvolumen in Deutschland um 59 auf insgesamt 618 Millionen Euro gewachsen. Hinzu kamen mehrere Millionen Euro offene Kreditzusagen.

"Geldanlagen vergleichbar machen"

Bei allem Respekt vor den Leistungen der Alternativbanker muss man feststellen, dass sie lediglich Peanuts bewegen. Alles in allem haben die großen grünen Drei etwa neun Milliarden Euro für gute Zwecke verliehen. Für sich genommen eine gewaltige Summe.

Dem stehen allerdings laut Deutscher Bundesbank konventionelle Kredite an inländische Unternehmen, Privatpersonen und für den Wohnungsbau in Höhe von 3.365 Milliarden Euro gegenüber. Nicht besser schneiden die grünen Banken bei anderen Kenngrößen wie Kundenzahl, Einlagen oder Fondsvolumen ab.

Daher ist es zwingend notwendig, konventionelle Banken, Fonds und Versicherer in die Zukunft mitzunehmen. Verbraucherschützer sehen daher den Gesetzgeber in der Pflicht, verbindliche und vergleichbare Regeln etwa für die Berechnung von eingesparten Emissionen zu etablieren.

"So wie Verbraucher:innen heute Geldanlagen anhand des Zinssatzes vergleichen können, sollten diese auch anhand nachgewiesener nachhaltiger Wirkung verglichen werden können", fordert Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Könne die Wirkung nicht nachgewiesen werden, sollte damit auch nicht geworben werden dürfen. "Die gesellschaftlich gewollte Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft kann nur von Verbraucher:innen unterstützt werden, wenn drin ist, was draufsteht." Alles andere sei Augenwischerei.

Redaktioneller Hinweis: Aysel Osmanoglu ist Mitglied des Klimareporter°-Herausgeberrats.

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