Ein Thermometer liegt auf einer Holzoberfläche, es zeigt 40 Grad.
Ab 37 Grad Celsius wird es für den menschlichen Körper schwierig, mit der Hitze noch fertig zu werden. (Foto: Anne Lindhard/​Pixabay)

Der Sommer gibt uns dieses Jahr eine Ahnung davon, wie "in Zeiten des Klimawandels ein bald typischer Sommer" in Deutschland aussehen wird. So drückte es heute der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach aus. Ein markantes Merkmal ist dabei die Häufung von Wetterextremen.

Davon hatte der Sommer 2022 laut der DWD-Bilanz mehr als genug zu bieten: Hitzerekorde im Norden Deutschlands bis an die Küste, eine historische Trockenheit im Westen, Niedrigwasser und ausgetrocknete Flussläufe, zahlreiche Rekordwaldbrände und Trinkwassernotstände. Dazu kamen oftmals regionale Starkregen und Überflutungen.

"Der Sommer 2022 war in Deutschland der sonnigste, der sechsttrockenste und gehört zu den vier wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn", bilanzierte DWD-Sprecher Uwe Kirsche.

Einsam an der Spitze steht dieser Sommer bei der Zahl der Sonnenstunden. Von denen gab es in den letzten drei Monaten fast 820. Damit liegt 2022 um mehr als ein Drittel über der durchschnittlichen Sonnenscheindauer im international gültigen Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990 und immer noch ein Viertel über dem Schnitt der Jahre 1991 bis 2020. Der bisherige Rekord von 793 Stunden aus dem Jahr 2003 wurde deutlich übertroffen.

Nach vorläufigen DWD-Angaben lag der Temperaturschnitt des vergangenen Sommers mit 19,2 Grad Celsius um 2,9 Grad über dem Wert der 30-jährigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung plus 1,6 Grad.

Zu beachten ist, dass diese Angaben die stärkere Erwärmung über den Landmassen widerspiegeln. Diese liegt in der Regel um ein Grad über dem globalen Schnitt.

Mit den 19,2 Grad gehört der diesjährige Sommer laut DWD zu den vier wärmsten in Deutschland seit 1881. Spitzenreiter bleibt 2003 mit 19,7 Grad. Regional am wärmsten waren diesmal mit 20,6 Grad Celsius die Hauptstadt Berlin und das Saarland.

"40 Grad in Deutschland werden zur Regel"

Die Klimaforscher rechnen dabei, dass sich mit fortschreitendem Klimawandel die Hitzeereignisse weiter verstärken werden. "40 Grad in Deutschland werden zur Regel", erklärte Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) kürzlich laut Medienberichten. "Heutige Extremjahre mit 20 Hitzetagen werden Durchschnittssommer zum Ende des Jahrhunderts, wenn wir in den kommenden Jahren nicht massiv gegensteuern."

Bei den Niederschlägen war der Sommer 2022 "nur" der sechsttrockenste seit dem Messbeginn 1881. Im Schnitt fielen rund 145 Liter pro Quadratmeter. Das sind knapp 40 Prozent weniger als im Schnitt der Jahre von 1961 bis 1990.

Die deutlich zu trockene und überdurchschnittlich warme und sonnenscheinreiche Sommerwitterung ließ die Böden stark austrocknen, hieß es beim DWD weiter. Der Rückgang der Bodenfeuchte nahm dabei einen ähnlichen Verlauf wie im Dürrejahr 2018.

Besonders markant war für den DWD auch die Waldbrandgefahr. Die Zahl der Tage mit einem hohen bis sehr hohen Waldbrandindex sei im Bundesmittel in diesem Sommer ähnlich hoch wie 2018 gewesen.

PIK-Hydrologe Fred Hattermann sieht auch in der Trockenheit einen dauerhaften und sich verstärkenden Trend. Umso wichtiger seien Klimaschutz und Klimaanpassung. Gerade bei der Anpassung gebe es aber noch große Lücken, kritisierte Hattermann.

Geht es um konkrete Maßnahmen, so der Forscher, höre er immer wieder: "Es wird schon nicht so schlimm werden." Dabei sei es genau umgekehrt: "Alle unsere Analysen zeigen, dass es mit der weiter steigenden Globaltemperatur sogar noch schlimmer wird."

Anzeige