Waldbrände? Da denkt man an Kalifornien. Jedes Jahr gehen dort große Flächen in Feuer auf.
Oder an Brasilien, wo der Amazonas-Regenwald abgefackelt wird, um Flächen für Rinderzucht oder Sojaanbau zu gewinnen.
Vielleicht auch an Australien. Dort gehören die Feuer ganz normal zur Ökologie des Landes, wenn sie nicht, wie 2020, außer Kontrolle geraten. Damals wurden Millionen Hektar in Asche gelegt wurden.
Aber Deutschland?
Auch Deutschland ist jetzt ein Waldbrandland. Zumindest sagt das ein Experte, Somidh Saha vom Karlsruher Institut für Technologie. Als Folge des Klimawandels erlebe man nun stärkere Hitzewellen und Dürren, und so steige eben auch die Feuergefahr.
Saha sagte das unter dem Eindruck jüngster Forschungen in Brandenburg. Dort hat er hat mit seinem Team bis vor Kurzem in einem Wald bei Treuenbrietzen untersucht, wie sich das Ökosystem von verheerenden Bränden erholte, die dort 2018 gewütet hatten.
Jetzt aber zerstörten neue Brände einen großen Teil der Versuchsflächen. Die genauen Ursachen dafür seien zwar noch nicht geklärt. Die dichten Kiefernmonokulturen dort und im Wald verbliebene Kriegsmunition hätten die Feuergefahr zusätzlich erhöht.
Aber: Mit großen Waldbränden, die sich über mehrere Hundert Hektar ausdehnten, müsse man nun eben auch in Deutschland regelmäßig rechnen, so Saha.
Bei der Diagnose darf man natürlich nicht stehen bleiben. Saha betont das. Er erläutert: In einem Waldbrandland wie den USA werde rund die Hälfte des Jahresbudgets der nationalen Forstbehörde in den Feuerschutz investiert. In Deutschland sei die Gefahr noch nicht wirklich erkannt.
Und er empfiehlt. Um die Situation künftig besser kontrollieren zu können, brauche es eine Reihe Veränderungen: mehr Fachleute für die Waldbrand-Bekämpfung ausbilden, Verantwortlichkeiten reformieren und viel mehr Ressourcen für die Forschung zur Brandvermeidung, Brandbekämpfung, Feuerökologie und Wiederherstellung von Wäldern nach Bränden bereitstellen.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Einen Trost hat der Forstwissenschaftler immerhin. Saha ist davon überzeugt, dass es mit einer klugen Strategie durchaus möglich ist, den deutschen Wald widerstandsfähiger gegen Brände zu gestalten.
Monokulturen, wie sie früher von den deutschen Förstern so gerne gepflanzt wurden, um eine Holzfabrik zu bekommen, haben jedenfalls ausgedient.