Die Sonne scheint gleißend vom wolkenlosen Himmel herab.
Neue Normalität: heiß, heißer, am heißesten. (Foto: Alexander Paukner/​Pixabay)

Seit Tagen ächzt Deutschland unter einer Hitzewelle. Über 130 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes verzeichneten an diesem Montag Maximaltemperaturen jenseits der 30 Grad. Und auch der Folgetag war ein sogenannter heißer Tag: Erneut überschritten die Temperaturen die 30-Grad-Marke, diesmal sogar an 147 Stationen. Und mancherorts erreichen die Temperaturen neue Monatsrekorde.

Außergewöhnlich sind die derzeitigen Temperaturen aus Sicht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nicht. "Vor allem Ende Mai sind hohe Temperaturen nichts Ungewöhnliches", sagt der DWD-Meteorologe Simon Trippler gegenüber Klimareporter. Doch Entwarnung geben kann Trippler nicht. "Über den ganzen Monat hinweg war es deutlich zu warm", sagt Trippler. Um fast vier Grad wärmer als im Durchschnitt!

Laut DWD-Daten war der Mai mit einem Temperaturdurchschnitt von 16 Grad etwa 3,9 Grad wärmer als der Durchschnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990. Damit war der Monat ähnlich warm wie der Mai 1889, der bislang als wärmster Mai seit Beginn der Aufzeichnungen galt.

DWD-Meteorologe Trippler schließt nicht aus, dass der aktuelle Monat den bisherigen Rekordhalter aus dem Jahr 1889 noch überbietet. Die endgültigen Daten liegen noch nicht vor. 

Und auch im Vergleich zum Zeitraum 1981 bis 2010 war der Mai 2018 um rund drei Grad wärmer. "Dieser Mai ist einer der wärmsten Mai-Monate seit Beginn der Messungen vor über 100 Jahren", bestätigt auch der Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif.

Wärmster April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Schon im Vormonat waren die Temperaturen rekordverdächtig. Seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 war kein April so warm wie der in diesem Jahr. Die Durchschnittstemperatur lag bundesweit bei 12,4 Grad. Das sind laut DWD fünf Grad mehr als der langjährige Mittelwert der international gültigen Vergleichsperiode von 1961 bis 1990.

Doch die Hitzewelle im Mai brachte auch erhebliche Niederschläge. "Die Unwetter mit Starkniederschlag und zum Teil heftigem Hagel beginnen in diesem Jahr früh", sagt Latif. 

Vor allem im Westen und im Süden der Republik haben Unwetter erhebliche Schäden hinterlassen. Besonders heftig hat es Wuppertal getroffen, dort fielen nach Angaben des DWD am Dienstag mitunter 100 Millimeter Regen, also 100 Liter auf den Quadratmeter.

Das ist in etwa die Regenmenge, die in der Region sonst in einem ganzen Monat fällt. Aber auch in Rheinland-Pfalz, Sachsen, Hessen und in Teilen Bayern kam es zu Überflutungen. 

Deutschland muss sich anpassen

Anders sieht es dagegen im Norden aus. Wochenlang fiel dort kein Regen, die Böden sind extrem trocken. Die Landwirte fürchten bereits Ertragseinbrüche, zum Teil setzen sie auf teure Bewässerung. "Als einzelne Ereignisse sind das zunächst einmal Wetterkapriolen", sagt Mojib Latif.

Doch was wir gegenwärtig erleben, so der Klimaforscher, sei eine Blaupause für das, was auf uns zukommt: Die Temperaturen werden weiter steigen. Unwetter, aber auch Trockenperioden werden zunehmen. "Das sind keine Gegensätze, sondern die zwei Seiten einer Medaille, und die heißt Erderwärmung", erklärt Latif. 

Auf die veränderten Bedingungen muss sich die Gesellschaft einstellen. "Wir müssen uns einerseits besser vor Hitze schützen", sagt Latif. Das gelte gerade in Ballungsgebieten. Vor allem älteren Menschen setzen Hitzewellen zu. Darauf muss das Gesundheitssystem reagieren, aber auch die Stadtplanung sollte für ausreichend Beschattung und Begrünung sorgen.

"Andererseits müssen wir uns besser auf Starkniederschläge einstellen. Gemeinden und Städte sollten weniger Flächen versiegeln, Bäche und Flüsse sollten wieder mehr Überflutungsflächen bekommen", fordert Latif. Besonders katastrophenanfällige Gebiete müssten identitifiziert und entsprechende Vorsorgemaßnahmen eingeleitet werden.

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