Ein Hitzerekord, und noch einer: Der 3. Juli 2023 war der weltweit bisher heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880, teilten die Umweltvorhersagedienste der USA mit. Doch der Rekord hielt nur einen Tag. Schon am 4. Juli war es noch etwas heißer.

 

"Das ist kein Meilenstein, den wir feiern sollten", betont die Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London. "Es ist ein Todesurteil für Menschen und Ökosysteme."

In den letzten Wochen erlebten die USA und Mexiko eine intensive Hitzewelle. In Kalifornien stiegen die Temperaturen auf bis zu 49 Grad. In Kanada brennen weiter die Wälder. Extreme Hitze auch in Nordafrika.

Wissenschaftler machen den Klimawandel, aber auch das Wetterphänomen El Niño dafür verantwortlich. In dieser Woche erklärte die Weltmeteorologieorganisation WMO offiziell den Start einer bereits seit Längerem erwarteten El‑Niño-Phase.

Klar ist damit: Die globalen Temperaturen werden in den nächsten fünf Jahren wahrscheinlich auf neue Rekordwerte ansteigen.

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz

Dabei sind die Klimafolgen schon heute kaum noch zu verkraften. Weltweit brennende Wälder, globaler Wassermangel und Rekordhitze in den Ozeanen. In Indien kollabiert das Gesundheitssystem. In China sterben jedes Jahr mehr als eine halbe Million Menschen an schlechter Luftqualität.

Franz Alt

ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwest­rundfunk, danach bis 2003 die Zukunfts­redaktion des SWR. Als einer der ersten deutsch­sprachigen Journalisten informierte er über Klima­wandel und Energie­wende.

Deutschland schwitzt in einem weiteren Hitzesommer. Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal vor zwei Jahren mit Schäden von über 80 Milliarden Euro ist noch lange nicht bewältigt.

Alles Vorboten der kommenden, noch viel größeren Katastrophen, sagen die Klimawissenschaftler. Welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln?

Im Sommer 2023 leistet sich Deutschland einen Parteienstreit um Wärmepumpen, die bei unseren skandinavischen Nachbarn schon lange selbstverständlich sind. In Finnland haben knapp 70 Prozent der Häuser eine Wärmepumpe, in Deutschland fünf Prozent.

CDU, CSU, FDP und AfD wehren sich noch immer gegen die Wärmewende. Obwohl die Klimawissenschaft schon lange weiß: Ohne Wärmewende keine Energiewende. Und klar ist auch: Klimaschutz ist Gesundheitsschutz.

30 Jahre Schlaf

Schon vor 30 Jahren zeigten wir in der ARD und in vielen Büchern, dass Deutschland und Europa bis 2035 die hundertprozentige Energiewende schaffen können. Nicht die erneuerbaren Energien sind knapp, sondern die Zeit, die uns noch für die Wende bleibt.

Allein die Sonne schickt uns jeden Augenblick 15.000-mal mehr Energie, als die gesamte Menschheit heute verbraucht. Die Welt ist voll von erneuerbarer Energie.

Die Wahrheit ist: Seit 30 Jahren haben alle Regierungen wegen des Drucks der alten Energiekonzerne die solare Energiewende, die regenerative Wärmewende und die ökologische Verkehrswende verschlafen. Kein Wunder, dass sich heute junge Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben, aus Verzweiflung auf der Straße festkleben.

 

Wirtschaft, Gesellschaft und Politik denken zu kurzfristig. Wir haben Atomkraftwerke gebaut, damit zwei Generationen billige Energie haben. Aber 33.000 Generationen müssen mit unserem Atommüll leben, denn der strahlt eine Million Jahre – eine unbezahlbare Rechnung.

Der rasche Umstieg auf erneuerbare Energie ist unsere letzte Chance. Noch können wir es schaffen. Das Schöne dabei: Sonne und Wind schicken uns keine Rechnung. Sie sind Geschenke des Himmels. Die Energiewende ist nach wie vor bis 2035 machbar.

Redaktioneller Hinweis: Klimaforscherin Friederike Otto gehört dem Herausgeberrat von Klimareporter° an.