Die Gletscher schmelzen weltweit dreimal schneller, als es die Klimaforscher noch vor 20 Jahren prognostiziert haben. Auch in Europa haben die Temperaturen neue Höchstwerte erreicht.
Der Sommer 2022 war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1870. Das meldete vor wenigen Tagen der Copernicus-Klimabeobachtungsdienst der EU.
Die Folgen: Immer weniger Schnee und dramatische Gletscherschmelze in den Alpen, Waldbrände wie seit 15 Jahren nicht mehr, extreme Hitze in südeuropäischen Städten, Wassermangel auch in Mitteleuropa.
In Andermatt in den Schweizer Alpen lag in den letzten 30 Jahren nie so wenig Schnee wie im vergangenen Winter. Selbst der Kunstschnee schmilzt.
Der Sommer 2022 war um 1,4 Grad wärmer als im Schnitt der letzten 30 Jahre. Das Klima in Europa war um 2,2 Grad wärmer als in der vorindustriellen Zeit von 1850 bis 1900.
Diese Hitze hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier, auf die Landwirtschaft, die Flussschifffahrt und auf die Energiewirtschaft.
In Grönland lagen die Temperaturen im September um acht Grad höher als üblich. Das bewirkte ein beispielloses Abschmelzen der Gletscher.
In Italien sind schon jetzt die Wasserspeicher so leer wie sonst Mitte des Jahres. Auch Spanien stöhnt unter einer nie gekannten Wasserknappheit. Das Land wird Milliardenverluste erleiden durch weniger Gemüse-Exporte als sonst.
Was kümmert mich mein Gesetz von gestern?
Und in Deutschland? Die Ampel streitet, die jungen Aktivisten kleben sich fest, die Bürger verzweifeln an der vom Wirtschafts- und Klimaminister Habeck falsch kommunizierten Wärmewende.
Der Expertenrat der Bundesregierung rügt die Regierung dafür, dass sie zu wenig für den Klimaschutz tut. Der FDP-Verkehrsminister torpediert die Verkehrswende und der Bundeskanzler ist alles andere als der im Wahlkampf angekündigte Klimakanzler.
Franz Alt
ist Journalist und Buchautor. Er leitete 20 Jahre das politische Magazin "Report" beim Südwestrundfunk, danach bis 2003 die Zukunftsredaktion des SWR. Als einer der ersten deutschsprachigen Journalisten informierte er über den Klimawandel und die nötige Energiewende.
Die Ampelregierung hat drei Monate gebraucht, um deutlich zu machen, dass es hohe staatliche Zuschüsse für den Heizungstausch geben wird. Und selbst darüber wird gestritten. FDP-Chef Christian Lindner hat als Regierungsmitglied dafür gestimmt, um danach gleich wieder dagegen zu sein.
Die Taz stellt die Frage: Wer bricht hier eigentlich das Gesetz? Die "Klimakleber", die mit Sitzblockaden Berlin stilllegen und auf die fehlende Verkehrswende aufmerksam machen wollen, oder Politiker, die ihre eigenen Gesetze brechen?
Sicher ist nur eins: Ohne Verkehrswende und ohne Wärmewende gibt es keine Energiewende und keinen Klimaschutz.