Sonnenschirm. (Bild: Gerd Altmann/​Pixabay)

Sonne satt, kaum ein Wölkchen am Himmel, allenfalls mal kurze Niederschläge, wenn es ein Gewitter gibt. Viele freut's, Eisdielen und Schwimmbäder sind voll. Doch nicht wenige fühlen sich auch an die Hitze- und Trockensommer der letzten Jahre erinnert.

2018, 2019, 2020 und 2022 verzeichnete Deutschland zu wenig Niederschläge. Probleme für die Schifffahrt, Ernteeinbußen, rasante Zunahme der Waldschäden – das waren nur einige der Folgen.

Und die Wetter-Fachleute warnen jetzt: Auch der Sommer 2023 könnte wieder viel zu trocken und auch überdurchschnittlich warm werden.

Dürre-Republik Deutschland? Nach dem letzten Sommer sah es dramatisch aus.

Der "Dürremonitor" des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigte noch im Oktober, dass die tieferen Bodenschichten in vielen Regionen nach den Dürrejahren viel zu wenig Feuchtigkeit enthielten. Besonders in einem breiten Streifen von Nordrhein-Westfalen bis Brandenburg verzeichnete er für den "Gesamtboden" bis in 1,80 Meter Tiefe "extreme" und "außergewöhnliche" Trockenheit.

In diesem Frühling dann sah es so aus, als würde sich die Lage normalisieren. Der März und der April waren laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) ungewöhnlich regnerisch.

Im April fielen deutschlandweit rund 40 Prozent mehr Niederschläge als im Schnitt der aktuellen Referenzperiode von 1991 bis 2020. Im Süden der Republik regnete es sogar mindestens an jedem zweiten Tag. Der Nordosten allerdings litt auch hier schon unter zu wenig Niederschlägen.

Nun allerdings könnte es wieder heftig werden. So zumindest die "Trendprognose" des DWD für den meteorologischen Sommer von Juni bis August. Dieser werde "wieder zu warm ausfallen", sagte Sprecher Andreas Friedrich unlängst in einem Interview. Erwartet wird ein Plus beim Mittelwert von einem Grad.

Das sei an sich nicht dramatisch, so der Experte, könne angesichts der Trockenheit in einigen Regionen Deutschlands aber wieder Probleme bringen – zumal für den Sommer wieder zum Teil zu wenig Regen vorhergesagt werde. Gerade im Osten der Republik gebe es schon jetzt viel zu wenig Niederschlag.

Friedrich sagte zu den Folgen: "Für die Landwirtschaft ist das ein Problem und natürlich auch für die Waldbrandgefahr." Konsequenzen erwartet er auch für die Schifffahrt, bisher vor allem im Osten. Aber auch im Westen müsse damit rechnet werden, dass im Laufe des Sommers die Flusspegel weiter sinken.

Folgen habe die Witterung natürlich auch auf die Gesundheit, generell wegen der hohen Sonneneinstrahlung und speziell für Pollenallergiker. "Denn wir haben durch diese trockenen, windigen, sonnigen Verhältnisse eine sehr hohe Belastung mit Gräserpollen."

Dürrewahrscheinlichkeit bis zu 20-fach erhöht

Manche Fachleute befürchten sogar, dass sich eine Wetterlage wie im Extremjahr 2003 ausbilden könnte. "Nächste Woche baut sich sogar in Ansätzen die gefürchtete Omega-Wetterlage auf. Diese Wetterlage brachte Europa unter anderem den extremen Hitzesommer 2003", meldete das private Wetterportal Wetter.net.

Es handelt sich dabei um ein großflächiges Hoch über West- und Mitteleuropa, das von zwei Tiefdruckgebieten flankiert wird und lange Zeit statisch bleibt. Einen Unterschied zu 2003, als es europaweit mehrere Zehntausend vorzeitige Todesfälle verursachte, gibt es allerdings: "Die große Hitze ist zwar erstmal nicht dabei, doch das große Problem bleibt der ausbleibende Niederschlag", erläuterte der Meteorologe Dominik Jung von dem Portal.

DWD-Sprecher Friedrich betonte, die sich jetzt für den Sommer abzeichnenden Trockenheiten und höheren Temperaturen passten zu den Klimawandel-Prognosen. Tatsächlich lassen die Voraussagen der Klimaforschung erwarten, dass es hierzulande im Sommer tendenziell weniger Niederschlag gibt, wobei es allerdings regional zu kurzzeitigen Starkregenereignissen kommen kann – so wie etwa 2021 im Ahrtal.

Das Winterhalbjahr hingegen wird danach feuchter werden, was die Folgen der Trockenheit im Sommer aber nur bedingt ausgleicht.

 

Wie dramatisch die Veränderungen bereits sind, zeigt die Studie des internationalen Forschungsteams "World Weather Attribution" (WWA) zur starken Trockenheit, die im Sommer 2022 praktisch die ganze Nordhalbkugel der Erde betraf – und in Europa besonders Spanien, Teile Portugals, Südfrankreich, Mittelitalien, Ungarn und Rumänien sowie auch Süddeutschland.

Damals hatte die Europäische Dürrebeobachtungsstelle im August gemeldet, auf fast einem Fünftel der Fläche der EU sei die Trockenheit alarmierend, und sogar für knapp die Hälfte eine Dürrewarnung herausgegeben.

Das Ergebnis des WWA-Teams: Der Klimawandel hat auf der Nordhemisphäre insgesamt die Wahrscheinlichkeit einer Dürre an der Erdoberfläche um mindestens das Fünffache und die einer Dürre bis in tiefere Schichten um mindestens das 20-Fache erhöht.

Anders ausgedrückt: Hätte der Mensch den Planeten nicht erwärmt, wäre die Dürre höchstens einmal in 400 Jahren zu erwarten gewesen. Im heutigen Klima muss man bereits einmal in 20 Jahren damit rechnen.

Die Folgen sind konkret zu spüren, und die Klimaforschung lässt keine Zweifel daran, dass sie künftig noch häufiger zu spüren sein werden. Denn aktuell beträgt die globale Erwärmung erst 1,14 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit. Die Erde steuert ohne beherzte CO2-Einsparmaßnahmen aber auf drei Grad zu.