Vom Regen in die Traufe. Man könnte auch sagen, jetzt haben wir den Mist.
Erst hat sich Deutschland jahrzehntelang vom billigen russischen Erdgas abhängig gemacht. Als dieses wegen Putins Ukraine-Krieg nicht mehr durch die Pipelines aus dem Osten kam, schalteten wir in einem milliardenschweren Kraftakt auf Flüssigerdgas aus dem Westen um.
Hauptlieferant des LNG sind die USA, die nun vom Europahasser Trump regiert werden. Dem Mann, der uns mit seinen Zöllen heimleuchtet. Kein Wunder, dass nun wieder nach Alternativen gesucht wird. Doch Obacht, wir drohen dabei von der Traufe in den Regen zu kommen.
Wieder Billiggas aus Russland holen? Es gibt tatsächlich Leute in der Politik, die das wollen, nicht nur in AfD und BSW, auch einige (wenige) in Union und SPD. Indiskutabel, aber darum geht es hier gar nicht.
Eine andere Idee lautet nun, Trumps LNG durch LNG aus Kanada zu ersetzen. Kanada sei schließlich das "europäischste nichteuropäische Land", sagt Stéphane Dion, Kanadas Sonderbeauftragter für Europa.
In der deutschen Wirtschaft kommt der nicht ganz neue Vorschlag gut an. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) plädiert für eine intensive Energiepartnerschaft mit dem Staat in Amerikas Norden, bei dem Trump mindestens so verhasst ist wie bei uns.
Auch Wasserstoff wäre keine Lösung
Frieren wollen wir nicht, Putins Gas wollen wir nicht, Trumps LNG lieber auch nicht. Also dann doch Gas aus Kanada?
Klingt logisch. Ist es aber nicht.
Kanada fördert neben jeder Menge Erdöl in der Tat auch viel Erdgas, von dem es welches für uns abzweigen könnte. Allerdings gibt es an der Atlantikküste keine LNG-Terminals, um Gas über den Ozean schippern zu können.
Rechnen würde sich ihr Bau nur, wenn Deutschland langfristige Abnahmeverträge schließen würde. Das aber passt nicht zur Klimastrategie. Wir müssen, um die Verpflichtungen aus dem Pariser Klimavertrag zu erfüllen, möglichst bis etwa 2035 aus dem fossilen Gas aussteigen.
Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Na gut, aber wie wäre es dann, statt Erdgas Wasserstoff aus Kanada zu importieren?
Auch das hat seine Tücken. Da entsprechende Produktionskapazitäten noch nicht vorhanden sind, müsste Kanada erst mal Wasserstoff liefern, der aus Erdgas hergestellt wird. Und das auf absehbare Zeit. Auch der Export über den Atlantik wäre energieaufwändig und teuer.
Deutschland ist besser beraten, Wasserstoff möglichst selbst und im europäischen Verbund zu produzieren und, soweit nötig, aus Regionen zu importieren, wo das per Pipeline geht.
Kanada, so sympathisch das Land uns auch sein mag, gehört leider nicht dazu.