Deutschland verliert pro Jahr 2,5 Kubikkilometer Wasser. Das ist mehr als dreimal so viel, wie die Müritz enthält, Deutschlands zweitgrößter See. Damit gehört Deutschland weltweit zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust.

Die Zahl steht im neuen Monitoringbericht zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel, den Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Umweltbundesamts-Chef Dirk Messner vor einigen Tagen vorgestellt haben. Das Umweltbundesamt (UBA) trägt darin die Folgen und Veränderungen durch die Klimakrise zusammen, die heute schon in Deutschland mess- und spürbar sind, und entwickelt auf Grundlage der ausgewerteten Daten Vorschläge zur Anpassung an den Klimawandel. Der Bericht erscheint alle vier Jahre.

 

Die Auswirkungen des Wasserverlusts sind weitreichend. Alle Ökosysteme sind betroffen.

Wegen der andauernden klimabedingten Trockenheit und des damit verbundenen Schädlingsbefalls hat sich zum Beispiel der Zustand der Wälder deutlich verschlechtert. 2020 starben 20-mal so viele Fichten wie im Mittel der vorangegangenen zehn Jahre. Ganze Waldbestände sind flächig abgestorben. Zudem gibt es mehr und größere Waldbrände.

Auch die Landwirtschaft leidet unter der Wasserknappheit und es kommt zu spürbaren Ernteeinbußen. In Zukunft könnte sich die Knappheit sogar auf die Trinkwasserversorgung auswirken.

Geld für Anpassung statt für fossile Subventionen ausgeben

Mögliche Klimaanpassungs-Maßnahmen sind laut UBA die Wiedervernässung von Mooren und Auen sowie der Humusaufbau in der Land- und Forstwirtschaft. Das hat gleich mehrere positive Effekte.

Die Landschaftselemente können mehr Wasser speichern und damit zum einen der Trockenheit entgegenwirken. Zum anderen sind sie dann ein besserer Puffer bei Starkniederschlägen und es kommt nicht so schnell zu Überflutungen. Zusätzlich kühlt mehr Wasser in der Landschaft die Umgebung.

Ökosysteme wie Wälder und Moore speichern außerdem CO2. Sterben Wälder durch Trockenheit ab oder trocknen Moore aus, dann werden sie vom CO2-Speicher zur CO2-Quelle. UBA-Chef Messner drückte es so aus: "Die Ökosysteme sind unsere treusten, leistungsfähigsten und günstigsten Helfer bei der Bewältigung der globalen Erwärmung." Deswegen sei es wichtig, sie zu erhalten und zu schützen – auch mit Klimaanpassungsstrategien.

Angesichts der immer stärkeren Auswirkungen des Klimawandels forderte Messner: "Wir müssen ambitioniert handeln." Und das nicht nur hier und da, sondern umfassend, denn alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft seien betroffen. Klimaanpassung sei letztlich – zusammen mit Klimaschutz – auch Sicherung von Wohlstand, indem Klimafolgekosten vermieden werden.

Um die nötigen Investitionen für Klimaanpassung aufzubringen, schlug Messner vor, umweltschädliche Subventionen einzustellen. Das habe sogar einen doppelten Effekt, weil gleichzeitig Anreize für klima- und umweltschädigendes Handeln entfallen würden.

Viele Anpassungsmaßnahmen seien dabei leicht umzusetzen. Der Behördenleiter sprach von sogenannten low-hanging fruits, bei denen alles notwendige Wissen schon vorhanden sei.

Ein Beispiel dafür sind städtebauliche Maßnahmen wie mehr Grünflächen, Flächenentsiegelung, Regenwasserspeicher und das Renaturieren urbaner Gewässer. Mehr Wasser- und Grünflächen in die Städte zu integrieren, hat einen Kühleffekt. Das ist wichtig, weil hier der Temperaturanstieg besonders hoch ist – Großstädte sind meist mehrere Grad wärmer als das Umland. Auch die Luftqualität würde sich verbessern. Die genannten Maßnahmen wurden bereits in den beiden vorherigen Monitoringberichten aus den Jahren 2015 und 2019 beschrieben.

"Was bei den meisten Anpassungsmaßnahmen zu tun ist, das ist ehrlich gesagt eine ziemlich simple Angelegenheit", fasste es Dirk Messner zusammen. "Wir müssen nur endlich die Verantwortung übernehmen und in diese Richtung auch tatsächlich handeln."