In Hessen haben jetzt erste kleinere Gemeinden laut Medienberichten den Notstand bei der Versorgung mit Trinkwasser ausgerufen. Die Maßnahmen bedeuten aber noch keine größeren Einschnitte im täglichen Leben.
So darf Trinkwasser ab jetzt nicht mehr genutzt werden, um den Garten zu wässern oder ein Schwimmbecken zu füllen. Im Zuge der Corona-Krise häufen sich Berichte über einen Boom beim Installieren sogenannter Heimschwimmbäder.
In einigen wenigen Gebieten haben örtliche Wasserversorger die Nutzung des Trinkwassers mit Blick auf die anhaltende Hitzeperiode beschränkt, bestätigt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), gegenüber Klimareporter°.
Trotz verschiedener Probleme bei der Wasserversorgung drohten in Deutschland auch bei lang anhaltenden Trockenperioden und großer Hitze "keine flächendeckenden Versorgungsengpässe bei Trinkwasser", betont Liebing.
Nur vereinzelt sei es dazu gekommen, dass die örtliche Kapazität der Trinkwasseraufbereitungsanlagen oder des Transportsystems nicht immer voll für die stark angestiegene Wassernachfrage ausgereicht habe.
Entnehmen bei einer Hitzewelle viele Menschen ungewöhnlich viel Wasser, kann die Infrastruktur an Grenzen gelangen, wie Liebing einräumt. Das passiere vor allem dann, wenn der Wasserverbrauch schlagartig ansteige, zum Beispiel abends, wenn viele Gärten und Rasenflächen zeitgleich bewässert werden.
Auch der VKU-Chef weist auf den Trend hin, dass "immer größere Pools" im heimischen Garten genutzt werden, weil wegen der Corona-Schutzmaßnahmen Schwimmbäder oder Badeseen geschlossen sind oder weniger Besucher kommen dürfen und viele Menschen ihren Urlaub zu Hause verbringen.
In solchen Situationen würden sich aber die Kommunen, ihre Unternehmen und weitere kommunale Akteure gegenseitig unterstützen, beruhigt Liebing.
Wasserversorger melden trockengefallene Brunnen
Dass der Klimawandel die Wasserwirtschaft vor große Herausforderungen stellen wird, hatte Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) kürzlich in einem Interview für eine Verbandspublikation betont.
Schon die Dürren in den Jahren 2018 und 2019 hätten gezeigt, dass die Infrastruktur in Deutschland nicht mehr auf die derzeitigen Wetterbedingungen ausgelegt ist, warnte der Klimaexperte.
So habe sich geändert, wie viel Wasser in die Wasserspeicher läuft. Man bekomme in den letzten Jahren immer häufiger Rückmeldungen von Wasserunternehmen, dass ein Brunnen trockengefallen sei, wird Hattermann zitiert. Das habe es "früher so nicht gegeben."
Dennoch sieht auch der PIK-Experte die Versorgung mit Trinkwasser in Deutschland nicht als gefährdet an. Die gewohnten 120 Liter pro Kopf pro Tag werde man in Deutschland auch weiterhin haben – nur sei dafür die Infrastruktur noch nicht ausreichend angepasst.