Es klingt nach Entwarnung für den Wald. Nur acht Prozent des 2022 wegen Schäden in den Forsten eingeschlagenen Holzes sind auf Trockenheit zurückzuführen, meldete das Statistische Bundesamt in dieser Woche.

Was sagt uns das? Ist es also doch nicht der gravierende Niederschlagsmangel aufgrund des Klimawandels, der uns ein neues Waldsterben mit vorher ungekanntem Ausmaß eingebrockt hat?

 

Sind es andere Ursachen, gegen die man leichter etwas unternehmen kann? Das wäre, nachdem vier von fünf Jahren seit 2018 deutlich zu wenig Niederschläge verzeichneten, doch endlich mal eine neue Perspektive.

Aber, leider, das ist nicht der Fall. Die Statistik zeigt nämlich auch: In 60 Prozent der Fälle war Insektenbefall die Ursache für den Schadholz-Einschlag. Überhaupt ist diese Kalamität schon seit 2016 der Hauptgrund für den Baum-Exitus.

Und hier kommt doch wieder die Trockenheit ins Spiel. Die Bäume sind nämlich durch die Dürrejahre seit 2018 fundamental geschwächt. Und so haben Schädlinge wie der Borkenkäfer leichtes Spiel. Der befällt Nadelbäume, vor allem die Fichte, und rafft sie dahin.

Waldumbau kostet zig Milliarden

Damit nicht genug. Dass im vergangenen Jahr mit gut einem Viertel auch Sturmschäden eine große Rolle spielten, dürfte ebenfalls, zumindest zum Teil, mit der Schwächung zu tun zu haben. Die Bäume leisten dem Wind weniger Widerstand.

Über die Hälfte der gesamten Holzernte 2022 waren "Käferholz" und andere vorzeitig abgestorbene Bäume.

Wertlos sind die gefällten Stämme nicht, sie können von den Sägewerken zum großen Teil ganz normal verarbeitet werden, und wenn daraus langlebige Güter werden – etwa Möbel, besser noch Holzhäuser –, hilft das sogar dem Klima. Das darin gespeicherte CO2 gelangt ja eine lange Zeit nicht in die Atmosphäre.

Doch ein echter Trost ist das natürlich nicht.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Denn die Frage ist doch, wie auf den teils schon völlig kahlen früheren Forstflächen – wie etwa im Harz – in einem sich stark erwärmenden Klima wieder ein starker Wald entstehen kann, ohne den Biodiversität und Klimastabilität kaum zu erreichen sind.

Immerhin: Die meisten Forstwissenschaftler glauben, dass es auch in Zukunft Wälder in Deutschland geben wird. Allerdings müssen die Forste dazu umgebaut werden. Weg von den Monokulturen, hin zu Mischwäldern, wobei zehn Prozent gar nicht genutzt werden sollten.

Der Umbau wird, hat das Thünen-Institut des Bundes ausgerechnet, in den nächsten 30 Jahren bis zu 43 Milliarden Euro kosten. Das muss er uns wert sein. Nicht nur, damit die Schadens-Statistiken künftig wieder besser aussehen.