Einstürzende Brücken, privilegierte Autos und das Inlandsflug-Verbot
Kalenderwoche 33: Flug- und Lkw-Verkehr werden weiter systematisch subventioniert, während die Schiene ein Nischendasein fristet, kritisiert Andreas Knie, Sozialwissenschaftler, Mobilitätsforscher und Mitherausgeber von Klimareporter°. Er fordert ein Ende der Ankündigungs- und Symbolpolitik.
Der Verkehr in Deutschland verweigert sich seit vielen Jahren dem Klimaschutz. Ein Verbot von Flügen innerhalb Deutschlands könnte die dringend nötige Verkehrswende anstoßen – und nebenbei zu einer gesetzlich geregelten Entschleunigung führen. Ein Gedankenexperiment.
Elektroautos sind langfristig eine klimafreundliche Option für den Individualverkehr, wenn sie mit erneuerbarem Strom fahren. Allerdings ist es ein Irrglaube, dass die leistungsstarken Hybridfahrzeuge, die die Autokonzerne jetzt massiv in den Markt drücken werden, zur Senkung der CO2-Emissionen beitragen.
Überraschend viele Deutsche würden gern mit einem Flugtaxi durch die Gegend fliegen können und so den vielen, vielen Verkehrsproblemen in Stadt und Land entkommen. Logisch ist das nicht.
In den Autos der Zukunft sollen Fahrer höchstens noch eine Nebenrolle spielen. Eines der Hauptargumente für softwaregesteuerte Mobilität lautet, dass damit die CO2-Emissionen sinken. Doch der Öko-Effekt ist schwer zu kalkulieren.
Die Energiewende stockt, wird mehr und mehr ausgebremst – und der Ökostromer Green City Energy streicht auch noch das "Energy" aus seinem Namen. Künftig wolle man eben nicht nur Verkehr und Energie zusammen denken, sondern sich auch neuen Kundengruppen öffnen und ein neues Lebensgefühl vermitteln, erklärt Green-City-Sprecher Martin Betzold.
Postfossile Mobilität, Chinas E-Antrieb und der Flächenfraß
Kalenderwoche 29: Einmal einchecken und am Ziel wieder raus: Öffentlicher Verkehr muss am Ende besser sein als das private Auto, sagt Andreas Knie, Sozialwissenschaftler, Mobilitätsforscher und Mitherausgeber von Klimareporter°. Die Technologien dafür sind da und das Bewusstsein wächst, es fehlt die Politik.
Beim Klimaschutz im Verkehr setzt die Bundesregierung vor allem auf Elektromobilität und lässt Maßnahmen wie Tempolimit, Fahrverbote oder eine CO2-Steuer außer Acht. Zwar ist E-Mobilität die Mobilität der Zukunft, sie wird aber im nächsten Jahrzehnt noch keine Klimaentlastung bringen.
Eine große Mobilitätsstudie macht deutlich: Damit die Verkehrswende gelingt, müssen mehr Menschen zu Fuß gehen. Im Interview mit Klimareporter° erklärt Roland Stimpel vom Fußverkehrs-Verband FUSS e.V., warum die Hälfte aller Wege in Deutschland zu Fuß zurückgelegt werden kann.
Seit Jahren wird die Verkehrswende gefordert. Doch der Anteil des Autoverkehrs ist seit 2008 nicht gesunken, ergibt eine Regierungsstudie. Kein Wunder, sagen Kritiker: Unsere Straßen laden nur zum Autofahren ein.
Planlose Autobauer, reflexhaftes Regieren und Sommerpause bis Oktober
Kalenderwoche 26: Autokonzerne und Politik sind regelrecht erstarrt. Statt Aufbruchstimmung zur Verkehrswende herrscht Orientierungslosigkeit, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer für Energiewirtschaft beim Ökostrom-Anbieter Lichtblick und Mitherausgeber von Klimareporter°. Nur folgerichtig wäre eine "Autokommission" – um Handlungsfähigkeit vorzutäuschen.
Berlin bekommt das bundesweit erste Mobilitätsgesetz auf Landesebene. Es umzusetzen wird nicht einfach, doch die Verkehrswende von unten ist ohnehin nicht mehr aufzuhalten.
Noch gehört Italien zu den Schlusslichtern in Sachen Elektromobilität. Das will der Wirtschaftsminister und Chef der Fünf-Sterne-Bewegung Luigi Di Maio nun radikal ändern – und plant eine Offensive, um Benzin- und Dieselfahrzeuge von den Straßen zu kriegen. Das dürfte allerdings Milliarden kosten.
Deutschland tut seit Jahren zu wenig, um seine Treibhausgas-Emissionen zu senken, räumt Bundesumweltministerin Svenja Schulze im Klimareporter°-Interview ein. Sie sieht die Fachminister in der Verantwortung und setzt darauf, dass die Kommissionen für Kohle, Verkehr und Gebäude die Lösung bringen.
Merkels Sorgenkind, Flugtaxi-Quatsch und die kriminelle Energie der Autoindustrie
Kalenderwoche 25: Die Verkehrswende wird ohne Politikwende nicht funktionieren, sagt Andreas Knie, Sozialwissenschaftler, Mobilitätsforscher und Mitherausgeber von Klimareporter°. Es braucht finanzielle Anreize für ökologisch sinnvollen Verkehr – und die Zulassung von Verbrennern muss verboten werden.
Der Anteil erneuerbarer Energien im Verkehr soll laut EU-Beschluss bis 2030 auf 14 Prozent steigen. Sonderlich anspruchsvoll ist das Ziel nicht – auch weil bestimmte Kraftstoffe und Antriebsarten wie die Elektromobilität künstlich hochgerechnet werden können und somit weniger zu den notwendigen Emissionssenkungen beitragen.
Ein Münchner Start-up stellt ein Elektroauto her, das sich an der Sonne auflädt. Relativ günstig soll der "Sion" auch noch sein. Doch seinem Unternehmen geht es gar nicht darum, möglichst viele Fahrzeuge zu verkaufen, sagt Mitgründer Jona Christians im Interview. Teil 5 unseres Kurzdossiers.
Jobs in der Autoindustrie, klimaschwache Groko und das letzte Argument gegen die Erneuerbaren
Kalenderwoche 23: Dass die Erneuerbaren nicht rund um die Uhr Strom liefern, wird oft als Argument gegen eine rasche Energiewende herangezogen. Dabei ist die Speicherbranche längst weiter, als viele meinen, sagt Jens Mühlhaus, Vorstand beim Ökostrom-Anbieter Green City und Mitherausgeber von Klimareporter°.
Damit mehr Autofahrer auf die Bahn umsteigen, schlägt die SPD eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Zugfahrten im Fernverkehr vor. Der Vorstoß findet Unterstützung – bei der Opposition, bei Verkehrsexperten und auch in der CDU. Doch im Bundesverkehrsministerium hält man sich lieber bedeckt.
Die Debatte um Diesel und Stickoxide beherrscht in Deutschland die Schlagzeilen. Dabei wird die viel wichtigere Frage nach dem Klimaschutz an den Rand gedrängt. Nicht einmal die Umweltverbände fordern das Ende des Verbrennungsmotors.