Sind wir nicht aus der Atomkraft in Deutschland ausgestiegen, nur weil die Grünen es so wollten? Stimmt es, dass wir uns jetzt nicht mehr selbst versorgen können und große Mengen Atomstrom aus Frankreich brauchen?
Wir schauen doch mal einfach auf die Fakten. Erstmal: Der deutsche Ausstieg wurde 2011 nach dem Fukushima-Reaktorunglück von CDU, CSU und FDP beschlossen.
Ganz vorne mit dabei war Markus Söder, der sogar mit Rücktritt drohte, würde der Ausstieg nicht bis 2022 passieren. Aber das ist ja alles Schnee von gestern.
Volker Quaschning
ist Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Seine Lehr- und Sachbücher zur Energiewende gelten als Standardwerke.
2023 hatten die Nettostromimporte trotz Atomausstieg gerade mal zwei Prozent Anteil an unserer Stromversorgung. Nur ein Viertel von diesen Importen war Atomstrom, das meiste davon aus Frankreich.
2023 haben wir fast genauso viel Strom nach Frankreich exportiert wie importiert. Ganz einfach, weil es billiger ist, Strom auszutauschen, als ihn teuer bei uns zu speichern oder kurzfristig teure Reservekraftwerke anzuschmeißen.
Als 2020 noch sechs Kernkraftwerke in Deutschland liefen, haben wir kaum weniger Atomstrom aus Frankreich importiert.
Bei Erdgas, Erdöl und Steinkohle importieren wir, anders als beim Strom, fast 100 Prozent und nicht zwei Prozent. Wo bleibt da die Aufregung?
Was würde eigentlich ohne Atomstromimporte in Deutschland passieren? Nix. Zu jedem Zeitpunkt hätte sich Deutschland 2023 problemlos selbst versorgen können. Wir haben genug Kraftwerke als Reserve.
Anstatt permanent über die unbedeutende Kernenergie zu diskutieren, sollten wir uns über die großen Zuwächse bei den erneuerbaren Energien freuen. Die machen uns nämlich wirklich unabhängig.