Gasknappheit und Stromlücke. Der nächste Winter wird hart, sagt CSU-Boss Söder. Die Ampel müsse daher "ideologiefrei" alle Optionen in Betracht ziehen, so auch den Weiterbetrieb der drei AKW, die Ende des Jahres abgeschaltet werden sollen.
CDU-Chef Merz bläst ins selbe Horn. Doch auch in der Ampelregierung gibt es neuerdings "ideologiefreie" nukleare Lückenfüller, allen voran FDP-Minister Lindner.
Wäre die Sache nicht so ernst, es wäre zum, sarkastischen, Lachen. Die Parteien, die uns energiepolitisch im letzten Jahrzehnt so verletzbar gemacht haben, empfehlen, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.
Sie haben den Erneuerbaren-Ausbau abgewürgt, des Energiesparen vernachlässigt und die Abhängigkeit von Russland erhöht. Das wäre fast ein Grund, ihnen nun bei dem Thema das Mikrofon abzuschalten. Machen wir aber nicht.
Prüfen wir die Argumente von Söder und Co ideologiefrei, zeigt sich: So einfach, wie die Herren meinen, geht das Länger-Laufen-Lassen der AKW nicht. Neue passende Brennelemente kämen zu spät, man müsste auf Sicherheitsprüfungen verzichten, die nun fällig würden, es fehlen Ersatzteile.
Selbst der Chef des Energiekonzerns RWE, Krebber, winkt ab. Die Debatte komme zu spät, sagt er. Zudem gilt: Um Gas im Stromsektor zu ersetzen, ist Kohle ohnehin besser geeignet, wie im Habeck-Plan vorgesehen. Kohlemeiler liefern oft auch Fernwärme, die AKW nicht.
Das einstige, von den Merkel-Regierungen fast abgewickelte Energiewende-Land Deutschland muss in der Not nun wieder mehr Kohle verbrennen. Es ist, mit Blick auf den Klimaschutz, bereits ein kaum verdaulicher Tiefschlag.
Das ist nur zu akzeptieren, wenn die Bundes- und die Länderregierungen wirklich alle Register ziehen, um die Energiewende in allen Bereichen zu beschleunigen.
Hier täten alle, gerade auch Söder, gut daran, ideologiefrei alle Optionen zu prüfen – nicht nur beim Windkraft-Ausbau, den er nach wie vor bremst.