Rot leuchtende Ampel, nur das obere, rote Licht ist zu sehen.
Ampel auf Rot: Die Energieverschwendung im Land hört nicht auf, eine ganze Branche sieht sich ausgebremst. (Foto: Martin Vorel/Libreshot)

Bei der Energieeffizienz steht die Ampel auf Rot. Der Primärenergiebedarf in Deutschland sinkt nicht so stark, wie es nötig wäre.

Sein Ziel, den Energieverbrauch von 2008 bis 2020 um 20 Prozent zu senken, hat Deutschland verfehlt, wenn auch knapp. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass per Saldo erst eine Energieeinsparung von 18,7 Prozent erreicht wurde.

Entsprechend schlecht beurteilt eine Kommission aus Expert:innen die Fortschritte bei der Energieeffizienz im jüngsten Montoringbericht der Bundesregierung zur Energiewende. 

Eine Überraschung ist das nicht. In allen bisherigen Berichten hatte die Kommission diesen Missstand beklagt und mehr Anreize gefordert. 

Um nun bis 2030 Einsparungen von 30 Prozent zu erreichen, müsste der Energieverbrauch jedes Jahr um 1,5 Prozent zurückgehen. Mit den bisher beschlossenen und geplanten Maßnahmen ist das nicht möglich. Es braucht weitergehende Ideen.

Wie sie aussehen könnten, hat die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) in einem heute vorgestellten "Weißbuch Green Recovery" für die Klima- und Energiepolitik der kommenden Legislaturperiode skizziert. Vor allem braucht es aus Sicht der Deneff ein verbindliches Effizienzziel.

"Ausgehend vom Klimaziel müssen wir ein Energieeffizienzziel herunterbrechen und dieses endlich verbindlich im Klimaschutzgesetz festschreiben – und zwar auf einem Niveau, bei dem Deutschland wieder Vorreiter bei der Energiewende werden kann", sagt Deneff-Geschäftsführer Christian Noll. Das würde die Verbindlichkeit und damit die Chance erhöhen, das Ziel auch zu erreichen.

Dazu sollen alle bestehenden und künftigen Gesetze Klimaziel-kompatibel gestellt werden. Das Gleiche muss aus Sicht der Deneff mit Förderprogrammen, Regeln für öffentliche Beschaffung sowie mit Steuern, Abgaben und Subventionen im Energiebereich geschehen.

Klare Vorgaben für Gebäude und Industrie

Im Gebäudesektor soll die Sanierungsrate deutlich steigen, denn auf Gebäude entfallen etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs. Deshalb sollen energetische Mindestanforderungen festgelegt werden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Gebäude erfüllen müssen. Fördermaßnahmen für energetische Sanierungen sollen an den Energie- und Klimazielen ausgerichtet und genügend Fördermittel zur Verfügung gestellt werden.

Damit die bei der Planung errechneten Einsparungen auch wirklich erreicht werden, soll das Effizienzmonitoring der Gebäude mit entsprechenden Zählern und Sensorik verbessert werden – das wäre auch ein Beitrag zur Digitalisierung.

Insgesamt ließen sich so im Gebäudesektor bis 2030 etwa 20 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das schätzen das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und das Öko-Institut, die eine Bewertung der Deneff-Vorschläge vorgenommen haben. Im selben Jahr würden die Maßnahmen im Gebäudesektor eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 38 Milliarden Euro auslösen.

Weitere Vorgaben braucht es laut Deneff für die Industrie und den Mittelstand. Weil sich Effizienzmaßnahmen trotz CO2-Preis noch nicht immer für die Industrie rechnen, sollen sogenannte Carbon Contracts for Difference das Risiko durch die Setzung eines garantierten Preises zwischen Staat und Unternehmen absichern.

Auch beschleunigte Abschreibungen für Klimaschutzinvestitionen sowie Effizienzanforderungen für Produkte sollen der Industrie beim Energiesparen auf die Sprünge helfen. Bis 2030 würden die Maßnahmen für die Industrie fast 13 Millionen Tonnen CO2 einsparen, rechnet die Deneff vor. 

Insgesamt ließen sich durch Effizienzmaßnahmen über 33 Millionen Tonnen CO2 bis 2030 vermeiden. Das könnte etwa die Hälfte der notwendigen Emissionseinsparungen bis 2030 bringen, meint Deneff-Chef Noll. Derzeit beziffern zwei Gutachten die Klimalücke, die sich aus den Sektorzielen in Klimaschutzgesetz ergibt, auf 55 bis 70 Millionen Tonnen CO2.

"Zugleich bringen die Maßnahmen die Wertschöpfung und das Bruttoinlandsprodukt nach oben", betont Noll. Das könne der "Kickstart" werden, der Deutschland aus der Krise helfe und gleichzeitig verhindere, dass die Klimaziele verfehlt werden.

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