Als im Juli 2020 Klimaaktivist:innen an einer Straßenecke des halb verlassenen Dörfchens Lützerath im Rheinland eine Mahnwache einrichteten, war schon zu spüren, dass dieser Ort an der Kante des Braunkohletagebaus Garzweiler ein Kristallisationspunkt war.
Aus der tageweise angemeldeten Struktur wurde eine Dauermahnwache. Eckardt Heukamp, ein Landwirt im Dorf, öffnete den Aktivist:innen in einer stürmischen Nacht ein leerstehendes Haus und stellte ihnen dann die Wiesen hinter seinem Hof zur Verfügung. Dort entstand im Februar 2021 das erste Baumhaus von Lützerath.
Der Baum, der es trug, war eine mächtige Linde. Auf der Schaukel, die von ihren Ästen baumelte, nahmen nicht nur die neuen Bewohner:innen von Lützerath Platz, sondern immer wieder auch prominente Gäste wie die kenianische Klimaschützerin Elizabeth Wathuti, die Grünen-Politikerin Kathrin Henneberger, Greenpeace-Chefcampaigner Karsten Smid oder Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer.
Bei Dorfspaziergängen erzählten Baumkundler von der historischen Bedeutung von Lindenbäumen. Ein Förster maß die Lützerather "Dorflinde" aus und kam auf ein Alter von etwa 375 Jahren. Möglich also, dass sie zum Dank für das Ende des Dreißigjährigen Krieges als Friedenslinde gepflanzt wurde.
Gefällt wurde sie am 15. Januar 2023 als letzter Baum des Lützerather Camps durch den Tagebaubetreiber RWE. Die damals für die Zerstörung des Dorfes vorgetragene Begründung, dies sei für die Versorgungssicherheit in Deutschland notwendig, ist längst durch Studien und durch den Fakt der drastisch gesunkenen Braunkohleverstromung widerlegt.
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Sieben Monate nach der Anmeldung der Mahnwache in Lützerath wird auf der Friedenslinde das erste Baumhaus fertig. Es heißt "Jona und der Waal".
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Im Juni 2021 hat eine Kräuterpädagogin zum Pflanzenkundespaziergang nach Lützerath eingeladen. Aktivist:innen, aber auch Menschen aus den umliegenden Dörfern finden sich unter der Linde ein – und nicht nur sie, denn der ganze Baum ist an diesem Tag von zigtausenden Bienen umsummt.
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Oktober 2021. Es ist Rodungssaison. Im Kohleverstromungsbeendigungsgesetz wurde als besonderes Anliegen des Kohlekonzerns RWE und des Landes Nordrhein-Westfalen die "Lex Garzweiler" festgehalten, die vorgebliche energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Braunkohletagebaus Garzweiler. Doch was bedeutet das konkret für Lützerath?
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Anfang Januar 2022. Kurz nach der Wintersonnenwende lässt der Baum frühmorgens manchmal an keltische Steinkreise denken.
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Mitte Februar 2022. "Worin wir unsre Zukunft sehn? Erneuerbare Energien!"
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28. Februar 2022. Ende der Rodungssaison. Zwischen Linde und Tagebaukante bietet jetzt die "Reihenhaussiedlung" freie Aussicht in das näher rückende Loch.
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Mitte April 2022. Treffpunkt Schaukel.
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Zwei Wochen später. Die Linde treibt aus. Ob es das letzte Mal sein wird?
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Kletter-Skillshare.
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30. Oktober 2022. Beginn der Rodungssaison. Gelb die Blätter fallen. Wenige Tage später besiegeln der NRW-Parteitag und der Bundesparteitag der Grünen nach erbitterten Diskussionen das Ende von Lützerath. Die Frage ist jetzt nicht mehr, ob, sondern wann.
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5. Dezember 2022. Noch einmal Winterwunderland.
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18. Dezember 2022. Luisa Neubauer.
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27. Dezember 2022. Anfang Dezember hat RWE den Menschen in Lützerath trotz noch laufender Verträge den Strom gekappt. Das hat sich Greenpeace nicht zweimal sagen lassen und auf dem zentralen "Tower" ein Statement gesetzt.
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11. Januar 2023. Die Räumung beginnt. Unerwartet schnell erlangt die Polizei die komplette Bodenkontrolle. Jetzt sind die Tage gezählt.
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11. Januar 2023. Dank eines ausgeklügelten Systems von Seiltraversen können sich die Aktivist:innen im ganzen Dorf bewegen, ohne den Boden zu berühren.
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12. Januar 2023. Die Linde ist jetzt eine Nummer.
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12. Januar 2023. RWE und Polizei überlassen nichts dem Zufall. Das Dorf ist jetzt auch nachts hell erleuchtet. Im Licht der Scheinwerfer ist gut zu erkennen, wie weit die Knospen der Bäume schon gediehen sind. Erste Vögel bauen schon Nester. Mit dem Klima verschieben sich auch die Jahreszeiten – das Ende der Rodungssaison kommt nicht nur für Lützerath zu spät.
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13. Januar 2023. Die Linde wird geräumt. Einige Aktivist:innen flüchten sich auf einen sogenannten Monopod, um Zeit zu gewinnen.
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13. Januar 2023. "Du bist nicht allein", rufen die noch nicht geräumten Aktivist:innen denen nach, die weggetragen werden.
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13. Januar 2023. Dieses Bild ist nicht gestellt.
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14. Januar 2023. Der Tag der großen Demo vor Lützerath. Unterdessen gehen im Dorf die Räumung und Zerstörung mit verschärftem Tempo weiter. Das Ziel ist Tabula rasa.
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15. Januar 2023. Achtzehn Stunden später. Dieselbe Perspektive wie das Foto vom Kräuterspaziergang.
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15. Januar 2023. Nachdem er ringsum alle Bäume niedergelegt hat, nimmt sich der Harvester als Letztes die Friedenslinde vor.
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15. Januar 2023. Amtshilfe für den Stamm, den die Greifer des Harvesters nicht packen können.
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15. Januar 2023. Dann sind mehr als 370 Jahre Wachstum in 27 Minuten dahin. Er sei "erschrocken", als er die Maschinerie gesehen habe, die RWE für die Zerstörung des Dorfes aufgefahren habe, hatte Polizei-Einsatzleiter Sauer vor sechs Tagen bei einer Pressekonferenz gesagt. Jetzt wissen alle, wovon er sprach.
Sieben Monate nach der Anmeldung der Mahnwache in Lützerath wird auf der Friedenslinde das erste Baumhaus fertig. Es heißt "Jona und der Waal".
Im Juni 2021 hat eine Kräuterpädagogin zum Pflanzenkundespaziergang nach Lützerath eingeladen. Aktivist:innen, aber auch Menschen aus den umliegenden Dörfern finden sich unter der Linde ein – und nicht nur sie, denn der ganze Baum ist an diesem Tag von zigtausenden Bienen umsummt.
Oktober 2021. Es ist Rodungssaison. Im Kohleverstromungsbeendigungsgesetz wurde als besonderes Anliegen des Kohlekonzerns RWE und des Landes Nordrhein-Westfalen die "Lex Garzweiler" festgehalten, die vorgebliche energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Braunkohletagebaus Garzweiler. Doch was bedeutet das konkret für Lützerath?
Anfang Januar 2022. Kurz nach der Wintersonnenwende lässt der Baum frühmorgens manchmal an keltische Steinkreise denken.
Mitte Februar 2022. "Worin wir unsre Zukunft sehn? Erneuerbare Energien!"
28. Februar 2022. Ende der Rodungssaison. Zwischen Linde und Tagebaukante bietet jetzt die "Reihenhaussiedlung" freie Aussicht in das näher rückende Loch.
Mitte April 2022. Treffpunkt Schaukel.
Zwei Wochen später. Die Linde treibt aus. Ob es das letzte Mal sein wird?
Kletter-Skillshare.
30. Oktober 2022. Beginn der Rodungssaison. Gelb die Blätter fallen. Wenige Tage später besiegeln der NRW-Parteitag und der Bundesparteitag der Grünen nach erbitterten Diskussionen das Ende von Lützerath. Die Frage ist jetzt nicht mehr, ob, sondern wann.
5. Dezember 2022. Noch einmal Winterwunderland.
18. Dezember 2022. Luisa Neubauer.
27. Dezember 2022. Anfang Dezember hat RWE den Menschen in Lützerath trotz noch laufender Verträge den Strom gekappt. Das hat sich Greenpeace nicht zweimal sagen lassen und auf dem zentralen "Tower" ein Statement gesetzt.
11. Januar 2023. Die Räumung beginnt. Unerwartet schnell erlangt die Polizei die komplette Bodenkontrolle. Jetzt sind die Tage gezählt.
11. Januar 2023. Dank eines ausgeklügelten Systems von Seiltraversen können sich die Aktivist:innen im ganzen Dorf bewegen, ohne den Boden zu berühren.
12. Januar 2023. Die Linde ist jetzt eine Nummer.
12. Januar 2023. RWE und Polizei überlassen nichts dem Zufall. Das Dorf ist jetzt auch nachts hell erleuchtet. Im Licht der Scheinwerfer ist gut zu erkennen, wie weit die Knospen der Bäume schon gediehen sind. Erste Vögel bauen schon Nester. Mit dem Klima verschieben sich auch die Jahreszeiten – das Ende der Rodungssaison kommt nicht nur für Lützerath zu spät.
13. Januar 2023. Die Linde wird geräumt. Einige Aktivist:innen flüchten sich auf einen sogenannten Monopod, um Zeit zu gewinnen.
13. Januar 2023. "Du bist nicht allein", rufen die noch nicht geräumten Aktivist:innen denen nach, die weggetragen werden.
13. Januar 2023. Dieses Bild ist nicht gestellt.
14. Januar 2023. Der Tag der großen Demo vor Lützerath. Unterdessen gehen im Dorf die Räumung und Zerstörung mit verschärftem Tempo weiter. Das Ziel ist Tabula rasa.
15. Januar 2023. Achtzehn Stunden später. Dieselbe Perspektive wie das Foto vom Kräuterspaziergang.
15. Januar 2023. Nachdem er ringsum alle Bäume niedergelegt hat, nimmt sich der Harvester als Letztes die Friedenslinde vor.
15. Januar 2023. Amtshilfe für den Stamm, den die Greifer des Harvesters nicht packen können.
15. Januar 2023. Dann sind mehr als 370 Jahre Wachstum in 27 Minuten dahin. Er sei "erschrocken", als er die Maschinerie gesehen habe, die RWE für die Zerstörung des Dorfes aufgefahren habe, hatte Polizei-Einsatzleiter Sauer vor sechs Tagen bei einer Pressekonferenz gesagt. Jetzt wissen alle, wovon er sprach.
Fotos: Barbara Schnell